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Hondas zweiter Elektriker: Für den Namen e:Ny1 kann er nichts

hondas zweiter elektriker: für den namen e:ny1 kann er nichts

Hondas zweiter Elektriker: Für den Namen e:Ny1 kann er nichts

Hondas Debüt auf dem Feld der E-Mobilität war klug gedacht, wenngleich mehr aus Sicht der Ingenieure als der Marktstrategen: Ein Elektroauto mit möglichst kleiner Batterie auszustatten, weil sein (gesamtheitlich) sinnvoller Einsatzbereich ohnehin in urbanen Gefilden ist, das verfängt nicht recht in unsren Breiten, in denen ein Auto möglichst alles können soll. Verschärfend war der Honda e von 2020 sehr teuer, was ihm auch nicht geholfen hat.

War? Das Modell ist in Europa bereits am Auslaufen und wird bald nur noch in Japan verkauft. Höchste Zeit also für einen zweiten Streich, und der fällt in jeder Hinsicht größer aus. Schon bei dem Namen: Aus schlicht „e“ wird das Buchstabenmonster e:NY1; wer will, kann es anyone aussprechen, auch wenn Honda das gar nicht intendiert, wie wir erfahren haben. Aber wie dann?

Die Verbalisierung obliegt der geneigten Klientel, die ein in China gebautes, viertüriges Kompakt-SUV mit unverkennbarer Handschrift des japanischen Herstellers vorfindet. Das betrifft die gefällige Stilistik, die rundum hohe Qualitätsanmutung und diverse Eigenheiten – wie den Stromanschluss an der Fahrzeugfront, den Honda vom „e“ übernommen hat.

Das ist nicht immer ideal, aber immerhin nie ganz falsch, wie es ein seitlicher Anschluss (je nach Links- oder Rechtslenker) sein kann. Auch bei der Größe der Batterie übt man Zurückhaltung; sie speichert 68 kWh, davon sind knapp 62 kWh nutzbar. Das bringt Vorteile bei der CO2-Bilanz (je größer die Batterie, desto größer der CO2-Rucksack bei der Herstellung), beim Fahrzeuggewicht und theoretisch beim Kaufpreis, auch wenn Letzteres nicht ganz durchschlägt – der e:Ny1 ist kein Sonderangebot.

Ob die resultierende, nicht überragende Reichweite ein Makel ist, hängt von dem Einsatzzweck ab. Für sehr viele Bereiche werden jene rund 350 Kilometer, die wir jedenfalls bei milden Außentemperaturen erzielt haben, vermutlich ausreichen. Beim Verbrauch blieben wir unter der Werksangabe. Die DC-Ladeleistung ist mit 78 Kilowatt kein Bestwert, jedenfalls weniger als bei vielen Konkurrenten, wobei diese, so Honda, dafür über einen längeren Zeitraum gehalten werde, selbst dann noch, wenn die Batterie schon fast voll ist.

Fix auf der Habenseite ist das vergleichsweise geringe Fahrzeuggewicht, das zu einem leichtfüßigen, agilen Fahreindruck beiträgt. Während bei vielen Herstellern die Leergewichte völlig entgleiten, mit Konsequenzen beim Verbrauch, bei Verschleiß und Abrieb der Reifen (auch dies sind Emissionen!), hält Honda an sich und bringt mit dem e:Ny1 deutlich unter 1,8 Tonnen auf die Waage.

Auch wenn es mit 150 Kilowatt nicht an Power mangelt: Einen besonders sportlichen Eindruck macht der e:Ny1 nicht; dazu hätte es Heckantrieb wie bei VWs ID-Familie gebraucht. Steigt man fest auf das Fahrpedal, kämpfen die Vorderräder schnell um Traktion, was bei geringem Tempo oder aus dem Stand peinliche Quietscher zur Folge hat. Andrerseits ist der Honda ja genau so abgestimmt, dass das hohe Drehmoment gebändigt in Erscheinung tritt und das nervige Geruckel, das viele E-Autos vor lauter Kraft an den Tag legen (Honda nennt die Folgen davon „Reisekrankheit“), unterbindet.

Gesamthaft ist es ein schönes Leben an Bord des reichhaltig ausgestatteten Autos, das sich, wir erwähnten es, überaus hochwertig anfühlt, nur ohne das Dekor-Klimbim angestammter Premium-Marken. Sauber, übersichtlich, ergonomisch – und mit einem Riesendisplay im Zentrum der ersten Sitzreihe.

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