„Ring frei; Runde zwei.“ – So wie im Seilgeviert der weltweit großen Boxkämpfe startet der japanische Autobauer Honda seinen nächsten Anlauf in Sachen Elektro-Autos. Nachdem der Honda e, der als erster in den Kampf um die Gunst der Kunden geschickt wurde, im Handel nicht mehr erhältlich ist, folgt nun der e:Ny1. Und wieder hebt sich das Honda-Produkt von der Konkurrenz im Segment ab. Wir erklären, was hinter dem zweiten Stromer des Autobauers steckt und schildern unsere ersten Fahreindrücke.
Das Wichtigste: Honda-gibt seinem SUV im sogenannten B-Segment, also bei den Kleinwagen, der Batterie-Lebensdauer den Vorzug vor der Ladeleistung. Die ist mit maximal 78 kW Ladeleistung an CCS-Schnellladesäulen nicht berauschend und im Vergleich zu Wettbewerbern im Segment kaum noch zeitgemäß. Beim AC-Laden an der Wallbox sind maximal 11 kW möglich, sodass eine komplett leere Batterie rund sechs Stunden für eine volle Ladung braucht
Aber die Japaner beschreiten diesen Weg ganz bewusst und mit Bedacht. Kotaro Yamamoto, Technical Advisor („Technischer Berater“) für Honda Motor Europe, und verantwortlich für den Bereich Antriebsstrang-Entwicklung, erläutert unserer Zeitung bei einem Ortstermin an der Akademie des Autobauers im hessischen Erlensee die Prämisse seines Arbeitgebers.
Das zu lösende Problem stellt sich wie folgt dar: Zu viel Ladeleistung lässt die Akku-Zellen bei den sogenannten Lithium-Ionen-Akkus schneller altern Und da es keinen Königsweg durch die Mitte gibt, sagt Honda also: Uns ist die längere Lebensdauer unserer Batterie wichtiger als der Zeitgewinn, den der Kunde bei einer höheren Ladeleistung hat. Der wäre nach Auffassung Hondas ohnehin marginal und werde größtenteils als Marketing-Argument ins Feld geführt. Eine These, mit der man einen bewusst ins Auge gefassten Kundenkreis akquirieren will. Regulierte Ladeleistung also statt eines Zeitgewinns, dessen Nutzen sicherlich vom Urteil des Betrachters abhängt.
Was aber bietet der Honda e:Ny1 außer diesem signifikanten Unterscheid im Beziehung auf die Ladeleistung? Nun, er besticht zunächst einmal durch ein großzügiges Verhältnis zwischen Außenmaßen (L: 4,38 / B 2,03 / H 1,58 Meter) und nutzbarem Innenraum. Das Kofferraumvolumen von 361 Liter in der Basisversion, 344 Litern mit Advance-Paket, ist durchaus familientauglich. Zu dieser optionalen Ausstattung gehören 360-Grad-Kamera, automatischer Park-Assistent, beheizbares Lenkrad und ein Panorama-Glasdach.
Der Wagen kommt ein bisschen auf den HR-V des japanischen Autobauers raus, ist aber freundlicher und mit rundlicheren Linien geschnitten. Die 68,8 kWh Batterie (nutzbar 61,9, eine Alternative gibt es nicht) steckt im Unterboden. Honda spricht von einer Reichweite von 412 Kilometern. Welchen Wert man im Mischverkehr als realistisch betrachten kann, werden wir an dieser Stelle detaillierter ausführen, nachdem das Auto im Mai für einen vierzehntägigen Praxistest bei uns vorgefahren ist.“
Was uns noch auffiel, war die Fähigkeit, den Namen dieses Stromers korrekt aussprechen zu können, ohne sich dabei einen Knoten in der Zunge zu fabrizieren: „ihenweiwon“. Ohne Doppelpunkt. Bis man das geschafft, ist der Akku dann auch bestimmt wieder voll. Auch wenn es etwas länger dauert.
Technische Daten Honda e:NY1
Ausführung: fünfsitziges SUV i(Kleinwagen)
L / B /H: 4,38 / 2,03 / 1,58 Meter
Kofferraum: 361 – 1176 Liter
Zuladung: 350 kg
Motor: Elektro:
Antrieb: Front
Leistung: 204 PS
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Batteriekapazität (brutto) 68,8 kWh
Reichweite WLTP 412 KM
Ladeleistung (kW) AC:11,0 DC:78,0
Grundpreis: 38.990 €
