Honda

Fortschritte bei Honda: Mir findet eine Sekunde, aber es gibt noch viel Arbeit

Honda hat das Entwicklungsprogramm angeworfen und unzählige neue Teile zum Wintertest in Malaysia gebracht. Neben der Aerodynamik gab es auch eine neue Motorspezifikation. Insgesamt hat die RC213V auch Gewicht verloren und befindet sich nun näher am Mindestgewicht, wie Honda bestätigt hat.

“Das Motorrad vom Valencia-Test war schon ein komplett anderes Projekt als das Bike von 2023”, bestätigt Neuzugang Johann Zarco, dass es kaum noch Gemeinsamkeiten mit der schwierig zu fahrenden Honda des Vorjahres gibt.

“Die zweite Evolution davon, die wir hier haben, verhält sich wieder anders, aber auf der Strecke gibt es sofort Resultate, wenn man Performance sucht”, betont der Franzose den ermutigendsten Aspekt. “Deshalb befinden wir uns auf einem sehr positiven Weg.”

Die Fortschritte zeigten sich auf der Stoppuhr. Im vergangenen Herbst ist Joan Mir in Sepang mit 1:58.440 Minuten in Q1 gescheitert. Nun wurde der Ex-Weltmeister beim Test mit 1:57.374 Minuten gestoppt – eine Verbesserung von einer Sekunde.

“Die Realität ist, dass wir viel schneller als im Vorjahr sind”, sagt Mir deshalb. “Wir sehen klar einen Schritt und müssen zufrieden sein. Auf der anderen Seite sind wir noch nicht dort, wo wir sein wollen. Meine schnellste Runde war aber eine gute Zeit.”

In seiner zweiten Qualifying-Runde ist Mir in der Zielkurve ausgerutscht. Eine etwas bessere Zeit wäre möglich gewesen. Sein Rückstand auf Weltmeister Francesco Bagnaia betrug knappe sieben Zehntelsekunden.

Der Zeitenvergleich beim Longrun

Aussagekräftiger war aber ein Longrun. “Martin und ‘Pecco’ sind niedrige bis mittlere 1:58er-Runden gefahren. Ich kam auf hohe 1:58er-Zeiten. Es fehlt also rund eine halbe Sekunde”, schätzt Mir den Vergleich zu Ducati ein.

Aber dennoch: “Wenn wir attackieren, kommt die Rundenzeit. Wir haben uns stärker als die Konkurrenz verbessert, weil wir nähergekommen sind.” Auch die Unvorhersehbarkeit beim Gefühl für den Vorderreifen in der Bremsphase und am Kurveneingang soll ausgemerzt worden sein.

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Joan Mir, Santi Hernandez

Santi Hernandez hat die Seite der Box gewechselt und betreut nun die Mir-Crew

Foto: Motorsport Images

“Ich habe ein besseres Gefühl für den Vorderreifen. Das ist großartig”, denkt Mir an die vielen Stürze im Vorjahr zurück. “Am schlechtesten fühle ich mich, wenn es draußen heißer wird. Bei hohen Asphalttemperaturen haben wir weniger Grip.”

“Dadurch muss man mehr mit dem Vorderreifen arbeiten. Dadurch wird er heißer und die Bremsphase wird schwieriger.” Wie die neue Honda mit dem Hinterreifen generell umgeht, ist derzeit noch eine der größten Schwachstellen.

Luca Marini: Wo es bei Honda noch zur Ducati fehlt

Das kann am besten Luca Marini mit seiner Ducati-Erfahrung beurteilen. Am Mittwoch hatte er eine Rennsimulation absolviert und sofort eine Problematik bemerkt: “Wenn der Hinterreifen abbaut, wird das Motorrad schwierig zu fahren.”

“Deshalb ist es schwierig, die Rundenzeit zu halten. Im Vergleich zu Ducati funktionieren die Reifen ganz anders. Es geht darum, wie man mit dem Hinterreifen arbeitet. Auf den Vorderreifen kann man gut Druck ausüben, aber wir müssen am Hinterreifen arbeiten.”

“Ducati nutzt den Hinterreifen viel besser. Die Situation ist das komplette Gegenteil von der Ducati.” Denn beim italienischen Motorrad ist der Hinterreifen auch in der Bremsphase auf den Boden gedrückt und hilft bei der Verzögerung.

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Luca Marini

Die Arbeitsweise des Hinterreifens unterscheidet sich völlig zur Ducati

Auch in Schräglage nutzt die Ducati den Hinterreifen ganz anders als die Honda. “Wir müssen am Turning arbeiten, damit wir das Motorrad früher aufrichten können”, sagt Marini. “Aber dann kommen Wheelies. In dieser Situation befinden wir uns gerade.”

“Es ist nicht so einfach, weil wir hinten nicht so viel Grip haben.” Da Honda in Sepang sehr viele technische Aspekte evaluierte, blieb für den Neuzugang kaum noch Zeit, um an einer guten Basisabstimmung für sich selbst zu arbeiten.

Immerhin fanden die Honda-Ingenieure für den letzten Tag etwas beim Hinterreifen. “Es wurde etwas besser. Ich war mit gebrauchtem Reifen etwas schneller. Mein Rückstand ist im Vergleich etwas geringer geworden”, berichtet Marini. “Wir arbeiten gut.”

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Luca Marini, Honda-Box

Honda hat sehr viele Entwicklungen nach Malaysia gebracht

“Wir haben den Kurvenausgang verbessert, wenn man ans Gas geht. Das war wirklich positiv. Aber in der letzten Phase des Kurveneingangs müssen wir noch viel tun.” Seinen Rückstand von 1,3 Sekunden im Qualifying-Versuch will Marini nicht überbewerten.

“Ich hatte in meinem Qualifying-Versuch etwas Mühe, weil es anders als mit der Ducati ist. Deshalb gibt es noch viel Spielraum. Wir arbeiten an so vielen Dingen, dass keine Zeit bleibt, um für mich eine gute Abstimmung zu finden.”

Der neue Motor, den Honda nach Malaysia gebracht hat, findet überwiegend Anklang bei den Fahrern. Mir sagt: “Wir verwenden den Motor, der auf der Geraden etwas schneller ist. Aber bei diesem Motor gibt es auch Nachteile. Wir versuchen zu verstehen, die Balance dieses Motorrads zu finden.”

Als positiv bezeichnet Mir sein Gefühl für die Gasannahme: “Es fühlt sich natürlicher an. Im Vergleich zur Suzuki habe ich im Vorjahr immer über die Verbindung vom Gasgriff zum Motor geklagt. Das hat mir große Probleme bereitet. Jetzt fühlt sich das direkter an, man hat gefühlt mehr Kontrolle. Wenn man Grip hat, kann man den Spin des Reifens viel besser kontrollieren.”

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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