Wohnmobile

Familien-Probe für den Dauertest-Campervan

Unser Kollege Tobias Münchinger hat mit seiner Frau und beiden Kindern eine 3.500 Kilometer lange Spanientour angetreten. Wie familientauglich ist der Campstar Camillo?

familien-probe für den dauertest-campervan

© Tobias Münchinger

Viele Spanien-Reisende bevorzugen Wohnmobile. Der Campstar Camillo erregte Aufsehen.

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© Tobias Münchinger

Die V-Klasse sorgt mit ihrer direkten Lenkung für angenehme Kurvenfahrten.

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© Tobias Münchinger

Der leise Motor und die sanfte Neungangautomatik gefallen unserem Autor besonders.

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© Tobias Münchinger

Dank der Wendigkeit von Camillo sind spontane Pausenplätze willkommen.

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© Tobias Münchinger

Ein entscheidendes Detail für einen Familienurlaub im Campervan ist die Anhängerkupplung.

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© Tobias Münchinger

Im Aufstelldach sorgt das LED-Band rundum für genügend Licht.

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© Tobias Münchinger

Wer mag, kann die Sicht aus dem Aufstelldachs genießen. Durch die Öffnungen mit Netz ist für Belüftung gesorgt.

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© Tobias Münchinger

Ein bisschen Matratze ist besser als keine Matratze. Da geht dennoch mehr.

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© Tobias Münchinger

Schick: Sowohl Camillo als auch die Costa.

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© Tobias Münchinger

Zusätzlicher Sichtschutz ist bei Camillo sinnvoll.

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© Tobias Münchinger

Das Silvesteressen in der Zubereitung.

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© Tobias Münchinger

Auch die jüngste Generation genießt „Dinner for One“.

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© Tobias Münchinger

Der kompakte Küchenblock ist definitiv praktisch.

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Dämmmaterial zwischen Block und Schiebetür reduziert Klappergeräusche während der Fahrt.

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Meine Frau ist ein reiselustiger Mensch, daher steht Wegfahren, das berühmte “mal Rauskommen” meistens weit oben auf ihrer Wunschliste. Solange es ans Meer geht und die Temperaturen angenehm sind, spielt das Ziel dabei keine große Rolle: Dubrovnik, Capri, Nizza – ganz egal, Hauptsache Spanien. Kleiner Scherz am Rande, die strapazierten Nerven eines Familienvaters rettet oft nur eine Prise Sarkasmus.

Mit der Familie in den Campingurlaub

Auf jeden Fall war es zum Jahreswechsel 2023/2024 wieder an der Zeit für eine Alltagsflucht. Nachdem sämtliche Weihnachtsbesuche und Familientreffen hinter uns lagen, beluden wir den Mercedes-Pössl-Camper mit einer Unmenge von Essensvorräten, verteilt auf zwei Waschkörbe, füllten den Onboard-Kühlschrank des Autos und packten Kinderklamotten für unseren fünfjährigen Sohn und unsere zweijährige Tochter ein. Massig davon, denn mit Kindern muss man immer ALLES dabeihaben (und wird in den meisten Fällen dennoch immer genau das NICHT dabeihaben, was man grade dringend gebraucht hätte – ein Naturgesetz).

Nur passte am Schluss die Yamaha PW50 unseres Sohnes, ein kleiner Kinder-Motocrosser, nicht mehr rein – was er uns übelnahm. Wer fährt schon im Winter ohne Motorrad nach Spanien, wenn Papa doch immer erzählt, die halbe deutsche Offroadszene würde dort in der kalten Jahreshälfte zum Trainieren weilen? Na ja, Rentner mit ihren Wohnmobilen halt. Und wir. Der Start der Reise erfolgte also mit einem Stern, stand aber in dieser Hinsicht unter keinem guten.

Eine gute Basis: die V-Klasse

Als die Kinder auf der Rücksitzbank in den frühen Morgenstunden erwachten, hatten wir ab Startpunkt Stuttgart den Rhein bereits längst hinter uns gelassen und fuhren auf französischem Boden in südlicher Richtung gen Lyon. Der Wagen rollte dahin wie eine Sänfte, doch bei Bedarf zog der kräftige Zwei-Liter-Turbodiesel eindrucksvoll an. Auch die Gangwechsel der Neungangautomatik erfolgten in den meisten Fällen hoch sanft, spontane Kickdowns mal ausgenommen. Drückt man kräftig aufs Gas, geht aber auch jenseits der 140 km/h richtig was voran. Linke-Spur-Potenzial? Check – ein Mercedes halt, oder?

Nachdem wir die Kinderhörbücher “Cars” Teil eins bis drei plus “Der König der Löwen” und weitere Ablenkungsmechanismen in Form diverser Gesangsstücke konsumiert hatten, war es nach gut 1.200 Kilometern Zeit für den zweiten Tankstopp. Ich muss sagen: Für jemandem wie mich, der es zwar gewohnt ist, weite Strecke mit dem Auto zu reisen, der privat seit Jahren aber nur Uralt-Kisten fährt, fällt der allgemeine Reisekomfort mit der V-Klasse allerfeinst aus. Meine Frau und die Kinder, die während der gesamten 3.500 Kilometer langen Spanientour sowieso brillant durchhielten, empfanden ähnlich. Durch die sanfte, gut abgestimmte Automatik sowie die automatische Abstandserkennung plus Tempomat fährt der Wagen auf der Autobahn beinahe wie von selbst.

Übernachten im Camillo

Am Abend auf der Iberischen Halbinsel angekommen, mussten wir feststellen, dass unser favorisierter Campingplatz Les Medes bei Girona leider keinen Platz mehr für uns hatte. Auch ein weiterer Campingplatz in der Nähe war bereits vollständig belegt, und so waren wir froh darüber, bei Palamós wenigstens noch einen Stellplatz für die Nacht ergattert zu haben.

Um die Schlafstätten zu präparieren und das Abendessen vorzubereiten, musste zunächst die Outdoorküche ausgeschwenkt und so gut wie alle Gepäckstücke ausgeladen werden – der Übersicht wegen. Allerdings war besonders die obere Bettstatt durch recht unkomplizierte Handhabe des Aufstelldachs schnell vorbereitet, witterungsunempfindliche Gepäckstücke ließen wir über Nacht mit einer Picknickdecke darüber einfach draußen.

Der nächste Morgen. Nach Campingfrühstück (Rührei, Schinken, Käse) und erneutem Verstauen sämtlicher Utensilien ging es weiter. Für uns als vierköpfige Familie bietet der Pössl definitiv zu wenig und vor allem zu wenig durchdachte Verstaumöglichkeiten von Gepäck: Nur wenige kleine und formbare Gegenstände wie lose Klamotten oder Decken passen unter die hintere Sitzbank, das Schranksystem im Kofferraum ist nicht sehr viel größer als ein Badezimmerkästchen, hat dafür aber unsauber arretierende Knöpfe als Verschlusssystem – das geht bestimmt besser.

Silvester im Pössl

Auch auf dem nächsten Campingplatz Bon Repos kurz vor Barcelona, der uns aufgrund seiner Lage direkt am Meer empfohlen wurde, gab es eigentlich keine freien Plätze mehr. “Ihr könnt kommen und probieren, ob ihr zwischen zwei Wohnmobilen rein passt – buena suerte.” Das taten wir und siehe da: die Pössl-V-Klasse ließ sich perfekt auf dem völlig überfüllten Campingplatz einfädeln. Dabei und bei zahlreichen weiteren Ein- und Ausparkmanövern war die 360-Grad-Kamera absolut hilfreich.

Man sieht den Wagen damit von oben, praktisch als würde er von einer Drohne direkt darüber gefilmt. Für mich als Besitzer und Fahrer eines quasi antiken Privat-Pkws fühlte sich das an wie im Science-Fiction-Film beziehungsweise im Videospiel – ein ganz feines Werkzeug, ich kann es nicht oft genug sagen.

Dreiviertel der Campingplatzbesucher bestand tatsächlich aus Motocrossteams und Enduristen, aber die allgemeine Ablenkung durch die Reise war groß genug, dass mein Fünfjähriger sich nicht weiter am Nichtvorhandensein seiner PW50 störte.

Abends gab es einen großen Topf voll Spaghetti und gegessen wurde im Auto, mehr oder weniger auf dem Boden. Die Standheizung lief in der Kabine praktisch im Dauerbetrieb – kein Problem, denn der Wagen hing während unserer Campingplatzbesuche immer am Strom. Nachdem die Kinder ein wenig Knallzeug verballert und “Dinner for One” auf dem iPad verfolgt hatten, legte ich mich im Dachzelt zur Ruhe. Es war das erste Silvester meines beinahe 34-jährigen Lebens, das ich aus purer Müdigkeit verschlief.

Flexibilität vs. Komfort

Mittlerweile waren wir im Be- und Entladen des Fahrzeugs geübt und das Licht des nächsten Tages lockte uns weiter in Richtung Süden. Auf dem schön angelegten Campingplatz Playa Tropicana circa 100 Kilometer vor Valencia fanden wir einen Platz: Interessant war aber die Beobachtung, dass unsere Art des Reisens bzw. Campens wenig verbreitet zu sein scheint.

Die meisten Campenden waren mit dem Wohnmobil unterwegs. Und wenn doch mal jemand mit einem Bus oder gar einem Pkw reiste, dann handelte es sich entweder um ein genügsames Pärchen oder es hing ein Wohnwagen am Auto hintendran. Diese Art des Campens und Reisens wäre mir im Handling viel zu sperrig. Die Manövrierbarkeit unserer V-Klasse wird zwar mit dürftigem Übernachtungskomfort sowie begrenzter Mitnahmemöglichkeiten von Gegenständen erkauft. Aber wenn man relativ schnell zusammenpacken und den Ort wechseln kann, ist das auch was wert. Freilich gilt dieses Argument mit Kindern nur begrenzt.

Übrigens kamen wir auf der Rückreise noch in einen heftigen Sturm mit Starkregen. Bewies sich die V-Klasse einmal mehr – Camillo lag stabil in der Spur und hatte am Ende der Reise, je nach Szenario, zwischen 8,9 und 13,9 Liter Diesel auf 100 Kilometer verbraucht. Als vorzügliches “Fluchtfahrzeug” hatte sich der Van also in Summe seiner Eigenschaften doch bewiesen.

Vor- und Nachteile des Pössl Campstar

Hier listet unser Kollege Tobias Münchinger auf, was ihm auf der Reise mit seiner Familie und dem Pössl Campstar aufgefallen ist:

Betten:

(+) gut belüftet(+) simple Inbetriebnahme

(-) wenig Platz(-) untere Liegefläche unbequem

Küche:

(+) Kanister für Frisch- und Abwasser(+) gute Kühlschrankgröße

(-) empfindliche Oberfläche

Möbelbau:

(+) Outdoorküche

(-) Stauraumnutzung

Beladen:

(+) Anhängerkupplung

(-) Platzangebot

Bordtechnik:

(+) 360-Grad-Parkhilfe

(-) Verarbeitung und Haptik des Cockpits

Fahren:

(+) kräftiger, weicher Antrieb(+) Lenkung

(-) Dosierbarkeit der Bremse

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