Jeep

Elektroauto, SUV, Fahrbericht, Test, Jeep

Der Avenger ist der erste vollelektrische Jeep, das neue Einstiegsmodell der Marke – und muss vorerst ohne Allrad auskommen. Wir sind ihn schon gefahren.


Für Jeeper der alten Schule dürfte der Avenger eher nicht das richtige Auto sein: Allrad, obwohl bei einem Elektroauto simpel zu realisieren, wird erst 2024 nachgereicht. Offroad-Credibility? Null. Er kommt nicht aus dem Traditionswerk in Toledo/Ohio, sondern aus einem polnischen Werk, das früher mal den Polski Fiat baute.


Harte Probe für Jeeper der alten Schule

Von außen könnte es sich um die zu heiß gewaschene Studie eines künftigen Cherokee handeln. Der Avenger ist mit 4,08 Meter Länge – sie entspricht etwa der eines VW Polo – kleiner als das bisherige Jeep-Einstiegsmodell Renegade (4,24 m). Auch die Höhe des Avenger (1,53 m) unterbietet die des Renegade (1,68 m) klar. elektroauto, suv, fahrbericht, test, jeep

Volle 20 Zentimeter Bodenfreiheit, kurze Überhänge, vor allem hinten guter Böschungswinkel (32 Grad) – kein Hardcore-Geländegänger, aber für schlechte Wege reicht’s meist.

Bild: Stellantis
Innen werden Jeeper der alten Schule vergeblich nach Hebeln für Zuschaltallrad, Untersetzung und Hinterachssperre suchen. Robuste und abwaschbare Materialien sowie das lackierte Armaturenbrett verströmen eine gewisse “Jeepness”, alles ist aber von eher einfacher Machart. elektroauto, suv, fahrbericht, test, jeep

Leichtgängige, aber präzise Lenkung. Viel abwaschbares Hartplastik, großer Touchscreen mit 26 Zentimeter Diagonale und eigenwilligem Navi.

Bild: Stellantis Der Akku frisst kaum nutzbare Innenhöhe; vorn wie hinten sitzt man SUV-typische 29 Zentimeter über dem Fußboden. Der Avenger gibt sich auf den ersten Blick sehr digital (virtuelles Cockpit, großes 10,25-Zoll-Navi mit TomTom-Karten), fährt sich aber simpel wie ein Autoscooter. Was für das verwirrende Navi leider nicht gilt: Wenn wir die Karte einnorden, verändert sich automatisch und ungefragt der Maßstab in Richtung unbrauchbar groß.

Technische Daten im Überblick:

• Antrieb: 1 Elektromotor vorn
• Leistung: 115 kW (156 PS)
• max. Drehmoment: 260 Nm
• Akkukapazität: 51 kWh netto
• max. Ladeleistung: 100 kW
• Länge/Breite/Höhe in mm: 4084/1776/1528
• Leergewicht: 1536 kg
• Kofferraum in Normalstellung: 355 Liter
• Beschleunigung: 0-100 km/h in 9,0 s
• Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
• Normverbrauch: 15,7 kWh / 100 km
• Preis: ab 37000 Euro
• Lieferzeit derzeit: ca. fünf Monate

Fahrwerk und Lenkung fein, Materialwahl weniger

Der Avenger lenkt sich fingerleicht und agil bei wenig Rollneigung, federt straff, ohne beim Anfedern stuckerig zu wirken. Auch nicht mit den 18-Zoll-Rädern der Topversion Summit. Die reifenmordende Schwere vieler Elektroautos haben die Entwickler vermieden. 1536 Kilogramm leer gehen in Ordnung. elektroauto, suv, fahrbericht, test, jeep

Drucktasten-Automatik, Fahrprogramme für Schnee, Schlamm und Sand per Schalter in der Mittelkonsole wählbar.

Bild: Stellantis
Den brutalen Punch einiger aktueller Stromer bietet der mit konventioneller 400-Volt-Technik antretende Jeep nicht: 260 Nm Drehmoment sind nicht viel für ein E-Auto – und auch die stemmt er nur im Sportprogramm auf die Antriebswellen. Im Eco-Betrieb stehen uns noch 82 PS zur Verfügung. Die abgeregelten 150 km/h Höchsttempo sind ebenfalls nur im Sport-Modus erreichbar und bei unserer Fahrt im Tempolimitland Spanien bereits illegal, bei uns segelt man mit 150 km/h im Fahrwasser von Sprinter und Co. In der Stadt brilliert der Jeep hingegen mit kleinem Wendekreis. elektroauto, suv, fahrbericht, test, jeep

Das ist durchaus Jeep-like: robuste Gepäckwanne aus dem Mopar-Zubehör. Für Hundebesitzer gibt es weiteres Zubehör.

Bild: Stellantis
Abseits der Straße kann er naturgemäß nicht mit Allradlern -konkurrieren. Immerhin 20 Zentimeter Bodenfreiheit, der gute Böschungswinkel hinten (32 Grad) aufgrund des kurzen, abgeschrägten Karosserieüberhangs und die elektronische Schlupfregelung sorgen für eine gewisse Schlechtwegetauglichkeit. Im SUV-Stil hält der Avenger Schnee-, Matsch- und Sand-Fahrprogramme bereit, per Taste in der Mittelkonsole anwählbar. Und er bietet eine SUV-typische Bergabfahrhilfe, die Steilabfahrten auf losem Untergrund ohne Überschlagsrisiko erlaubt. elektroauto, suv, fahrbericht, test, jeep

Die Heckansicht ähnelt aus einigen Blickwinkeln der des ersten Range Rover Evoque. Der Avenger ist übrigens in Wahrheit viel kleiner, als er auf Fotos wirkt: kurz wie ein Golf 3.

Bild: Stellantis
An einer 11-kW-Wallbox soll der Akku von fast leer auf 100 Prozent fünfeinhalb Stunden benötigen. Der dreiphasige Bordlader fürs Wechselstrom-Laden ist Serie, die reichweitenverlängernde Wärmepumpe auch. Übrigens hat Jeep in Europa schon 20000 Stück verkauft. Lieferzeit: rund fünf Monate. Eine Anhängerkupplung ist bis auf Weiteres nicht lieferbar. Schade: Als Benziner gibt es den schicken Kompakt-Jeep nur in Italien und Griechenland.

Gebaut in Polen, Allrad frühestens 2024

Bei der Testfahrt in Spanien waren wir meist auf Landstraßen unterwegs und haben bei eher gemütlicher Fahrweise dem Bordrechner zufolge 16,5 kWh /100 km verbraucht. Auch das geht in Ordnung. Leider schmerzte Fahrer und Beifahrer nach so etwa 40 Kilometern doch der Rücken: Lendenwirbelstützen gibt es auch in der Topausstattung Summit nicht.  Diese Reise wurde unterstützt von Stellantis. Unsere Standards zu Transparenz und journalistischer Unabhängigkeit finden Sie unter go2.as/unabhaengigkeit

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