Auto

Bordnetzspezialist Leoni wird mehrheitlich nach China verkauft

Zulieferindustrie in der Krise Bordnetzspezialist Leoni wird mehrheitlich nach China verkauft

Um nach eigenen Aussagen die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, veräußert der bisherige Alleineigentümer Stefan Pierer 50,1 Prozent der Leoni AG an die chinesische Luxshare Gruppe. Darüber hinaus übernimmt die Luxshare-Tochter Time Interconnect Singapore den Geschäftsbereich Automotive Cable Solutions des fränkischen Zulieferers.

bordnetzspezialist leoni wird mehrheitlich nach china verkauft

Der Mehrheitsverkauf ist beschlossene Sache: Stefan Pierer, Luxshare-CEO und -Chairman Grace Wang sowie Klaus Rinnerberger (v.l.n.r.) bei der Vertragsunterschrift. (Bild: Leoni)

Am 17. September 2024 haben der fränkische Bordnetzspezialist Leoni und die Luxshare Gruppe, ein chinesischer Hersteller für elektronische Komponenten, eine rechtlich bindende Vereinbarung geschlossen. Der österreichische Unternehmer Stefan Pierer und das chinesische Unternehmen kommen darin überein, dass Luxshare einen Anteil von 50,1 Prozent an der Leoni AG erwirbt, die bisher vollständig von Stefan Pierer gehalten wurde. Des Weiteren wird das Tochterunternehmen der Chinesen, Time Interconnect Singapore, die Business Unit Automotive Cable Solutions von Leoni zu 100 Prozent übernehmen.

Wieder Aufwind nach finanzieller Schieflage?

Leoni war in den zurückliegenden Jahren aufgrund der Coronapandemie und des Ukraine-Russland-Kriegs finanziell in Schieflage geraten – 2022 wurden Verluste von mehr als 600 Millionen Euro geschrieben. Das Unternehmen plante daher Ende 2022 zum Schuldenabbau einen Teilabbau in Milliardenhöhe an einen thailändischen Investor, der aber scheiterte. Der österreichische Leoni-Großaktionär Stefan Pierer hatte im Rahmen dessen mit Leoni einen Rettungsplan vereinbart: Er gab Leoni eine Kapitalspritze von 150 Millionen Euro und bekam im August 2023 dafür sämtliche neu ausgegebenen, nicht mehr börsennotierten Aktien. Die alten Leoni-Aktien wurden mit Eintragung der neuen Aktien ins Handelsregister wertlos, viele Aktionäre standen mit leeren Händen da. Aktionärsschützer hatten das damals scharf kritisiert.

Pierer machte bereits im September 2023 deutlich: „Die Leoni AG hat keine Zeit zu verlieren, der operative Turnaround muss nun nachhaltig gelingen. Gerade angesichts des weiter steigenden Wettbewerbsdrucks in der Automobilindustrie.“ Zwar lief es für Leoni zuletzt wieder besser. Im Juli dieses Jahres verkündete das Unternehmen, dass es seinen Umsatz im vergangenen Jahr von 5,09 Milliarden auf 5,46 Milliarden Euro hatte steigern können. Beim EBIT- habe man „gute Fortschritte erzielt“, ließ man – wenn auch ohne genaue Angaben – verlauten. Aber die aktuelle Lage im Umfeld der Automobilindustrie sei herausfordernd.

Luxshare umstritten

Der Einkauf von Luxshare soll die herausfordernde Lage wohl einfacher gestalten: „Luxshare als starker strategischer Partner wird die Wettbewerbsfähigkeit von Leoni in allen Bereichen deutlich nach vorne bringen – von der Erweiterung des Portfolios über den Marktzugang bis hin zu den technologischen Fähigkeiten und der Produktion“, so Klaus Rinnerberger, CEO der Leoni AG. Das bleibt abzuwarten. Luxshare ist kein unbekannter Name. Das Unternehmen wurde 2004 im chinesischen Dongguan gegründet. Es designt und fertigt Computerkabel und gilt als eines der Schlüsselunternehmen beim Zusammenbau der AirPods für Apple. 2020 wurde Luxshare ein iPhone-Zulieferer, nachdem sie zwei iPhone-Fabriken von Wistron erwarben. 2022 wurde Luxshare von taiwanesischer Seite des Diebstahls von Firmengeheimnissen beschuldigt. So soll das Unternehmen einen Großteil des Forschungs- und Entwicklungsteams des Mitbewerbers Catcher Technology in China abgeworben zu haben.

Darüber hinaus hatte Luxshare 2017 den Bereich Fahrzeugbediensysteme von ZF übernommen, das daraufhin unter dem Namen BCS Automotive Interface Solution operierte. Anfang letzten Jahres wurde bekanntgegeben, dass der Standort in Radolfzell Ende 2024 schließen wird. Die Produktion endete in diesem Monat und wird in anderen Werken fortgesetzt. Mehrere Hundert Mitarbeiter in Radolfzell haben im Zuge dessen ihren Arbeitsplatz verloren.  (se)

TOP STORIES

Top List in the World