Automobil

Aiways erhält neuen Chef und strategischen Fokus

aiways erhält neuen chef und strategischen fokus

Der chinesische Elektroauto-Hersteller Aiways hat erneut einen neuen CEO berufen und will sich künftig auf das Geschäft außerhalb China konzentrieren. Damit kehrt Aiways zu der ursprünglichen Strategie mit Fokus auf die Übersee-Märkte zurück – doch innerhalb des Unternehmens soll es weitere Änderungen geben.

Aiways gibt die Ernennung von Hugo Zhu zum neuen CEO bekannt, der die Entwicklung des Unternehmens vorantreiben und den Fokus auf das Überseegeschäft verstärken soll. Das schreibt zumindest der Europa-Ableger mit Sitz in München, die Aiways Automobile Europe GmbH, in einer Mitteilung. Die Entscheidung wurde nach einer „mehrwöchigen Klausurtagung von Führungskräften und Investoren“ verkündet.

Eine seiner ersten Aufgaben werde es sein, dem Unternehmen eine schlankere Organisationsstruktur zu geben. Was genau das bedeutet, erklärt Aiways nicht. Es ist auch von einer anderen Kommunikation und Effizienz die Rede. So solle es den Mitarbeitern ermöglicht werden, „mehr Verantwortung zu übernehmen und ein flexibleres und reaktionsschnelleres Arbeitsumfeld zu schaffen“. Während einer Übergangszeit werde der neue CEO von Samuel Fu (auch Fu Qiang genannt), dem Gründer des Unternehmens, unterstützt. In seiner Funktion als Präsident des Unternehmens werde er in dieser Phase auch Aufgaben im Tagesgeschäft übernehmen.

Der Fokus von Aiways soll künftig auf nicht-chinesische Märkte mit größerem Wachstums- und Rentabilitätspotenzial verlagert werden. In China werde lediglich das dortige Kundencenter bestehen bleiben, um sich um Bestandskunden zu kümmern. 2022 hatte Aiways bereits zweimal den CEO ausgetauscht – einmal im Januar und ein weiteres Mal im November.

Aiways wurde 2017 von Fu gegründet und sollte ein international etablierter Hersteller von Elektroautos werden. Folglich hat sich Aiways – anders als Nio, Xpeng oder Li Auto – schnell auf die Expansion konzentriert und nicht auf den Absatz auf dem chinesischen Markt. Als im Januar 2022 in einer Finanzierungsrunde ein Investor seinen Einfluss ausgebaut hatte und der ehemalige Nio-Manager Zhang Yang zum Aiways-CEO ernannt wurde, änderte das Unternehmen laut damaligen Medienberichten seine Strategie und wollte mehr Marktanteile auf seinem Heimatmarkt gewinnen.

Aufgegangen ist dieser Ansatz offenbar nicht, denn im Juni 2023 berichteten chinesische Medien über finanzielle Probleme bei Aiways und Verhandlungen mit potenziellen Investoren. Ob der erneute CEO-Wechsel auf den Einfluss eines neuen Geldgebers zurückzuführen ist, ist nicht bekannt. Dass nun Gründer Samuel Fu, der für die Übersee-Strategie steht, den neuen CEO Hugo Zhu einarbeitet, unterstreicht jedoch die Abkehr von der China-Strategie.

„Insgesamt werden wir in der Lage sein, das Unternehmen unter der neuen Führung für die notwendigen Veränderungen und Verbesserungen zu positionieren“, sagt Alexander Klose, Vice President Aiways Overseas Operations und Geschäftsführer der Aiways Automobile Europe GmbH, nach den Workshops der vergangenen Woche optimistisch. „Die vereinfachte Struktur, die Lösung interner Probleme, die Fokussierung auf den Kunden und die Stärkung von Forschung und Entwicklung für die Überseemärkte sind strategische Schritte auf dem Weg zu einer agileren und erfolgreicheren Organisation.“

In Deutschland hat der chinesische E-Auto-Hersteller kürzlich seine Vertriebskooperation mit Euronics beendet. Ob es künftig nur noch den Direktvertrieb über Aiways selbst geben wird oder ein neuer Kooperationspartner für den stationären Handel gefunden wird, ist noch nicht bekannt. Die Service-Kooperation mit der Werkstattkette A.T.U. läuft hingegen weiter.

Klar ist: Mit einem Fokus auf das Übersee-Geschäft muss Aiways seine Absatzzahlen erhöhen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Zwar wurden seit 2020 einige Hundert Aiways U5 in Deutschland zugelassen, darunter waren aber auch Fahrzeuge, die etwa über den Abo-Anbieter Finn auf die Straße gebracht wurden. In den Folgejahren hat sich das Kundeninteresse in Deutschland abgeflacht: Im gesamten ersten Halbjahr 2023 wurden nur 39 neue Aiways beim KBA registriert.
pressebox.de

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