- Innen geht es eng zu
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Ein früher Jaguar E-Type fährt heutigen Sportwagen technisch natürlich meilenweit hinterher. Doch die Fahrt über die Rennstrecke mit dem Oldie übt ihren ganz besonderen Reiz aus.
Wer nach dem „schönsten Auto der Welt“ googelt, findet im Netz zahlreiche Einträge, die den E-Type von Jaguar erwähnen. Sicher: Auch andere Autolegenden kommen als ultimative Schönheitsikone in Frage. Doch der schlanke Zweisitzer mit der langen Schnauze war für Jaguar zweifellos ein großer Wurf, der auch heute, mehr als 60 Jahre nach seinem Debüt, wie kein anderes Modell zum Image der gut 90 Jahre alten Traditionsmarke beiträgt. Einmal einen E-Type fahren – dieser Wunsch dürfte bei nicht wenigen Autofans ganz oben auf der Wunschliste stehen. Im Rahmen des Goodwood Festival of Speed 2024 konnten wir diesen Eintrag von unserer Liste streichen und zufrieden feststellen: Einmal reicht.
Für ein paar Runden auf dem knapp vier Kilometer langen Goodwood Circuit fiel unsere Wahl auf das rote E-Type Coupé der Serie 1, das vor ziemlich genau 60 Jahren, im Juni 1964, das Licht der Welt erblickte. Mit seiner markanten Außenfarbe und den auf Hochglanz polierten Chromflächen hebt sich der aufwendig restaurierte Oldie deutlich vom grauen Wolkenhimmel und dem schwarzen Asphalt ab. Von außen wirkt der Zweisitzer fast wie neu. Besonders auffällig sind die chromblitzenden Speichenfelgen oder der Edelstahlauspuff mit zwei Endrohren, der keck unter dem knackig proportionierten Heck hervorlugt. Und dann ist da die lange Motorhaube, unter der einer der letzten Reihensechszylinder mit noch 3,8 Litern Hubraum steckt, der immerhin 198 kW/269 PS leistet. Das klingt auch 60 Jahre später noch vielversprechend.
Innen geht es eng zu
Obwohl der E-Type nur wenige Schalter für seine wenigen Funktionen im engen Cockpit versammelt, wirkt der Arbeitsplatz erstaunlich unübersichtlich. In der Mitte des Armaturenbretts entdecken wir einen kleinen Schlüssel in einem kleinen Schloss, mit dem die Zündung aktiviert wird. Ein Druck auf den daneben liegenden Knopf erweckt den Sechszylinder zum Leben. Kernig und lebhaft meldet sich der im Stand seidig surrende Motor zu Wort. Nach dem Lösen der Handbremse lässt sich der erste Gang mit etwas Nachdruck nach vorne schieben, danach muss man die Kupplung sehr lange kommen lassen. Erst spät nimmt der E-Type Fahrt auf. Dann aber zügig, auch wenn der betagte Brite nicht mit den raketenartigen Starts heutiger Boliden mithalten kann.
Vollsynchronisierten Getriebe
Zumal man sich auch beim Schalten etwas Zeit lassen muss. Hat man wirklich das Kupplungspedal und die gewünschte Gasse des Viergang-Schaltgetriebes gefunden? Immerhin wurde unser E-Type irgendwann in seiner langen Geschichte mit einem vollsynchronisierten Getriebe ausgestattet, so dass die Gangwechsel unabhängig von der Motordrehzahl ohne Knurren und Krachen im Getriebe möglich sind. Während wir in der ersten Runde noch zwischen den Gängen zwei und drei wechseln, der Langhuber lässt sich schaltfaul fahren, kommt bald der vierte Gang ins Spiel. Auf der Lavant-Geraden und der Zielgeraden kratzen wir so an der 200er-Marke.
Natürlich macht es Spaß, ein Gefühl für dieses aus heutiger Sicht fast kapriziös zu fahrende Spaßgerät zu entwickeln. Allerdings verlangt der E-Type seinem Fahrer dabei ein hohes Maß an Konzentration ab. Zumal für gut restaurierte Exemplare mittlerweile stattliche sechsstellige Summen aufgerufen werden. So waren wir am Ende Fahrt nicht wirklich traurig, den E-Type wieder in die Boxengasse zu fahren.
Wer mit dem Gedanken spielt, einen E-Type nicht nur zu bewegen, sondern auch zu besitzen: In den Gebrauchtwagenbörsen werden aktuell mehr als 200 Fahrzeuge angeboten. Fahrtüchtige Exemplare sind zu Preisen ab rund 40.000 Euro zu haben.