Über das 5G-Netz ist ein Zug auf der Erzgebirgsbahn gesteuert worden. Von Braunschweig aus. Ohne Lokführer. Sachsens Verkehrsminister ist stolz.
Schlettau. Aus 340 Kilometern Entfernung ist auf dem Netz der Erzgebirgsbahn ein Zug ferngesteuert worden. Der Forschungszug wurde dabei am Mittwoch auf einer Teststrecke in Schlettau von einem Lokführer gelenkt, der in einem Leitstand des Deutschen Luft- und Raumfahrtforschungszentrums (DLR) in Braunschweig saß. Die Daten aus dem Zug samt Kameraaufnahmen wurden mit 5G-Mobilfunktechnik übertragen. Mit dem Ergebnis zeigten sich die Beteiligten aus Wissenschaft und Wirtschaft sehr zufrieden.
Sachsens Verkehrsminister Martin Dulig (SPD) sagte, der Freistaat wolle bei der Entwicklung des autonomen Fahrens sowohl auf der Schiene als auch auf der Straße zum Vorreiter werden. “Automatisierte Schienenfahrzeuge werden in Zukunft die Mobilität nachhaltig und prägend verändern.” Für Laien war die Testfahrt bis auf den fehlenden Lokführer relativ unspektakulär: Der Triebwagen fährt mit maximal 15 Stundenkilometern wenige Hundert Meter. Dann wechselt er die Fahrtrichtung und kehrt zurück. Dennoch betonte der Leiter des DLR-Instituts für Verkehrssystemtechnik, Michael Ortgiese, das Funktionieren der Technik sei in einem realistischen Szenario unter Beweis gestellt worden.
Klima und Topografie im Erzgebirge ideal für Tests
Ein weiterer Projektpartner ist der Verein Smart Rail Connectivity Campus in Annaberg-Buchholz. Vodafone baute nach eigenen Angaben an diesem Campus sowie entlang der Forschungsstrecke im Auftrag der Technischen Universität Chemnitz die 5G-Infrastruktur auf. Die bestehe aus einem Rechenzentrum sowie zehn neuen Basisstationen. Zudem sei das 5G-Netz in der Region insgesamt aufgerüstet worden. Vodafones Technologiechef Ralf Irmer sagte, die Strecke im Erzgebirge sei “mit den speziellen geografischen und klimatischen Bedingungen eine ideale Testumgebung”.
In Annaberg-Buchholz wird seit Jahren mit Millionenförderung ein Forschungscampus aufgebaut, der sich dem Eisenbahnsystem der Zukunft befasst. Dabei geht es etwa um automatisiertes Fahren sowie hybride Antriebe. Zum Netzwerk gehören mehr als 100 Partner. Eine erste Erprobungsfahrt mit Lucy hatte es bereits 2019 gegeben. Damals war jedoch nur eine Ein- und Ausfahrt in Schlettau geübt worden. (SZ/dpa)
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