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Cooler Hänger - Kronleuchter von Alberto Giacometti versteigert

cooler hänger - kronleuchter von alberto giacometti versteigert

Cooler Hänger – Kronleuchter von Alberto Giacometti versteigert

Einen Verdacht hatte er, als er den Kronleuchter in dem Londoner Antiquitätengeschäft Denton’s in der Marylebone Road entdeckte. Der britische Maler John Craxton war überzeugt davon, dass sein bereits verstorbener Freund und Förderer Peter Watson eben diesen Leuchter bei dem berühmten Schweizer Künstler Alberto Giacometti in Auftrag gegeben hatte.

Craxton erwarb das Stück für einen Schnäppchenpreis von 300 Dollar. Runde 50 Jahre später wurde das Stück nun bei einer Christie’s-Auktion in London verkauft – elftausendmal so teuer. Die Werke Giacomettis zählen zu den kostspieligsten auf dem Markt.

Im selben Jahr wie der Kronleuchter entstand Giacomettis berühmte Figur „L’homme au doigt“. Für schlappe 141,3 Millionen US-Dollar wurde sie 2015 bei Christie’s versteigert. Noch immer ist sie die teuerste Skulptur der Auktionsgeschichte.

Craxton starb im Jahr 2009. Die Authentifizierung des Leuchters durch die Fondation Giacometti erlebte er nicht mehr. 50 Jahre lang dekorierte der Kronleuchter das Musikzimmer seines Hauses im eleganten Londoner Stadtteil Hampstead. Zuvor hing er in der Lobby der Literaturzeitschrift Horizon.

Peter Watson war Mitbegründer der Zeitung, außerdem ein bedeutender Kunstsammler moderner und surrealistischer Werke aus Kontinentaleuropa. Wie genau der Kronleuchter in das Antiquitätengeschäft gelangte, ist unklar. Nach Schließung der Zeitung im Jahr 1949 wurde er wohl eingelagert und Jahre nach Watsons Tod zum Verkauf angeboten.

Während einer Europareise zwischen 1946 und 1947 hatte Watson Giacometti mit der Herstellung des Kronleuchters beauftragt. Das bronzene Kunstwerk mit goldbrauner Patina wurde im Jahr 1947 geschaffen. Es ist etwa 135 mal 150 Zentimeter groß. Das Design wirkt abstrakt und rustikal. An einem kräftigen Stab, der von drei spitz zulaufenden, beweglichen Stäben horizontal gekreuzt wird, hängt eine hohle Kugel mit runden Aussparungen. Die Verzierung der Kerzenhalter erinnert an Blätter, ein Kontrast zu den sonst geometrischen Formen.

Als Pionier der modernen Bildhauerei ist Giacometti vor allem bekannt für seine überschlank verzerrten Figuren. Er kreierte jedoch auch ein halbes Dutzend Leuchter, wobei dieser hervorsticht. Mit der schwebenden Kugel erinnert er an Giacomettis berühmte Skulptur „La Boule Suspendue“. Auch dass er im Haus eines anderen berühmten Künstlers hing, erhöht seinen Wert.

Giacometti war Teil der surrealen Bewegung und wehrte sich gegen den aufstrebenden Funktionalismus. Jedes Stück, das er schuf, wurde ein einzigartiges Kunstwerk. Dabei verschwimmen die Grenzen zwischen Gebrauchsgegenstand und Skulptur. Er erklärte selbst: „Es gab damals keinen Unterschied zwischen dem, was ich eine Skulptur nannte, und dem, was tatsächlich ein Objekt war!“

Der Kunstgutachter James Glennie von Art & Antiques Appraisals berichtete dem Guardian: „Alberto hat nur ein halbes Dutzend Kronleuchter geschaffen, aber keiner von ihnen hat eine solche Geschichte, und der Kronleuchter von Peter Watson sollte daher eher als Skulptur denn als Leuchter betrachtet werden.“

Ein wahres Meisterstück also, das Craxton im Schaufenster des Antiquitätenladens entdeckte und sein Leben lang würdigte, obgleich ihm der wahre Wert nie bestätigt wurde.

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