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Dürfen Autos wieder in die Admiral-Hipper-Straße? Hauchdünne Vorentscheidung

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Wenn die Baustelle beim Rathaus passé ist, dürfen Kraftfahrzeuge wieder durchgehend die Admiral-Hipper-Straße befahren. Das wurde gestern entschieden.

Dürfen Autos wieder in die Admiral-Hipper-Straße? Hauchdünne Vorentscheidung

Die Admiral-Hipper-Straße wird wohl in einigen Wochen wieder durchgehend für Kraftfahrzeuge geöffnet. Autos können dann wie früher auf die B2 ausfahren. Mehrere Anträge auf eine dauerhafte Durchfahrtssperre wurden im Rathaus am Dienstag mit knapper Mehrheit abgelehnt.

Weilheim – Seit knapp neun Monaten dürfen Kraftfahrzeuge nicht mehr über die Admiral-Hipper-Straße zur B2 fahren. Grund ist die Rathaus-Baustelle: Mit dieser Engstelle sei Autoverkehr dort zu gefährlich, hieß es im Juli 2022 im Stadtrat. Deshalb wurde entschieden, für die Baustellenzeit die Straße ab der Metzgerei Boneberger zu sperren. Nur Radler dürfen an der Rathaus-Ampel ein- und ausfahren.

Gleich vier Anträge für dauerhafte Durchfahrtssperre

Diese Regelung habe sich bewährt und solle beibehalten werden, wenn die Baustelle (voraussichtlich Ende April) beendet ist – das wurde nun gleich in vier Anträgen an die Stadt gefordert. „Mit dieser Maßnahme hat sich der Verkehr im gesamten Bereich der Altstadt auf das unbedingt erforderliche Maß reduziert“, schrieb der Arbeitskreis „Mobilität und Verkehr“ der Weilheimer Agenda 21. Die Stadt habe nun die „einmalige Chance zu einer für die Bevölkerung und die Geschäftswelt gleichermaßen akzeptablen, dauerhaften Verkehrsreduzierung“.

Ähnlich formulierten es ÖDP, SPD und Grüne in jeweils eigenen Anträgen: Die Kfz-Durchfahrtssperre solle beibehalten werden, einige Parkplätze sollten in der Admiral-Hipper-Straße freilich erhalten bleiben und die Autos dort wenden können. Zugleich könnte die Aufenthaltsqualität in dieser Straße erhöht werden, etwa mit Grün- und Ruhezonen.

Geschäfte klagen über hohe Einbußen

Dem gegenüber steht ein Appell von Inhabern anliegender Geschäfte, die sich in einem Brief und bei einem Ortstermin mit Bürgermeister Markus Loth (BfW) vehement gegen eine dauerhafte Sperrung der Admiral-Hipper-Straße für Kfz aussprachen. Schon in der Baustellenzeit habe diese bei den Läden zu „hohen Einbußen“ geführt.

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Zur Debatte darüber hatte Loth für den gestrigen Dienstag den Bauausschuss und den Verkehrsausschuss des Stadtrates zu einer gemeinsamen Sitzung einberufen. Und bei dieser warnte auch der Rathaus-Chef vor einer dauerhaften Durchfahrtssperre: Diese brächte „keinen nennenswerten Mehrgewinn für die Stadt“, sagte Loth, aber „erhebliche Probleme“. Die neun Monate Sperrung wegen der Baustelle hätten einen „Rückgang der Frequenz“ und somit auch der Geschäftsumsätze bedeutet, erklärte Standortförderer Stefan Frenzl. Deshalb sei eine „Verkomplizierung und Beschränkung der Zufahrtsmöglichkeiten abzulehnen, gerade nach den schwierigen Corona-Jahren“. Die Geschäfte in der Altstadt verdienten etwa jeden zweiten Euro mit auswärtigen Kunden, so Frenzl: „Die kommen mit dem Auto – und bleiben ganz schnell weg, wenn sie nicht mehr gescheit parken können“.

Stadtverwaltung sieht drei gefährliche Stellen

Ordnungsamt-Leiter Walter Weber nannte zudem „drei gefährliche Punkte“ bei Beibehaltung der Sperrung: Der Wendeplatz sei zu eng für normale Pkw, die nötigen Wendemanöver würden Radler gefährden. Bei der „Lesbar“ gebe es eine arge Engstelle. Und der gesamte Autoverkehr würde dauerhaft über die Hofstraße und die Augsburger Straße zurückgeführt.

ÖDP-Vertreter moniert „Falschbehauptungen“

Dagegen verwies Roland Bosch (ÖDP) auf Chancen durch eine Sperrung samt attraktiverer Gestaltung. Deutlich wehrte sich Bosch gegen „Falschbehauptungen“ im Brief der Geschäftsleute: Er habe nie gesagt, dass bei seiner Befragung alle ansässigen Geschäfte einer Sperrung zugestimmt hätten. Und es gehe auch nicht um eine Ausweitung der Fußgängerzone, sondern nur um die Verhinderung von Durchgangsverkehr.

Mehr Kunden durch attraktivere Gestaltung?

Man wolle keinesfalls den Geschäftsleuten das Leben schwer machen, betonte Alfred Honisch (Grüne): „Die Frage ist, ob man nicht für mehr Frequenz sorgen kann durch eine attraktivere Gestaltung.“ Wolle man den Durchgangsverkehr dort dauerhaft verhindern, so würden sich auch akzeptable Lösungen dafür finden lassen, so die Überzeugung von Horst Martin (SPD). Und Umsatz brächten auch Kunden, die außerhalb der Stadtmauern parken, zu Fuß oder mit dem Rad kommen. Auch Jan Meyer vom Fahrradclub ADFC warb in der Sitzung für eine dauerhafte Durchfahrtssperre für Kfz. Das bedeute für Radler „mehr Sicherheit“.

Auf die Bürgermeister-Stimme kam es an

CSU-Sprecherin Marion Lunz-Schmieder ist indes „vehement für die Wieder-Öffnung“: Die Situation sei aktuell eher gefährlicher („wir können froh sein, dass nichts passiert ist in den letzten Monaten“), und die Geschäfte dürfe man in der jetzigen Lage „keinesfalls gefährden“. Es wäre falsch, diese Straße dauerhaft „zur Sackgasse zu machen“, befand auch BfW-Sprecherin Brigitte Holeczek. Die Hipper-Straße sei „ein kleiner Kosmos, der super funktioniert“ und biete alles für den täglichen Bedarf – worüber die Stadt froh sein müsse.

Letztlich lehnten sowohl der Bau- als auch der Verkehrsausschuss die Anträge auf Sperrung jeweils mit 5 zu 4 Stimmen ab. Die Mehrheit bildeten CSU und BfW mitsamt der Bürgermeister-Stimme. Endgültig entschieden wird in der Stadtratssitzung am Donnerstag, 23. März, ab 18.30 Uhr im Rathaus.

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