VW-Chef Oliver Blume versucht den Spagat
In der aktuellen, von Deutschland ausgehenden Debatte über das geplante Aus für Verbrennermotoren in der EU ab 2035 für neue Pkw hat Blumes Meinung als Chef des größten europäischen Fahrzeugherstellers große Bedeutung. Und so stellte er bei der gestrigen Bilanzkonferenz in Berlin erneut klar: „Die E-Mobilität wird die Zukunft sein. Aber E-Fuels sind kein Widerspruch.“
Die Debatte werde sehr emotional geführt. E-Autos seien Verbrennern in jeder Hinsicht überlegen. Aber man müsse sich auch Gedanken machen, „was wir mit den 1,3 Milliarden Verbrennern weltweit tun, die noch Jahrzehnte unterwegs sein werden“. Und hier könnten E-Fuels sehr schnell helfen, den Co2-Ausstoß zu reduzieren. Sie gelten zwar als ineffizient in der Herstellung, aber nicht dort, wo Energie unbegrenzt verfügbar sei. „Dann fällt dieses Argument weg.“
Blume meint damit all jene Weltregionen, wo es grünen Strom in Hülle und Fülle gibt, also etwa in Wüsten oder sehr windreichen Gegenden. Dies alles wird aktuell gerade in der EU debattiert, der KURIER berichtete.
Neben neuen E-Fahrzeugen (wie etwa die Wiederbelebung der Marke Scout in den USA) plant VW in Europa insgesamt zunächst sechs Fabriken für eigene Batteriezellen, auch um unabhängiger von asiatischen Zulieferern zu werden. „Wir wollen nicht nur in Fabriken investieren, sondern auch entlang der Rohstoffketten“, kündigte Blume an.
So soll die erste Zellfabrik in Salzgitter 2025 an den Start gehen, ein Jahr später ein Werk im spanischen Valencia und 2027 ein dritter Standort, möglicherweise in Osteuropa. In Ontario, Kanada, wiederum baut VW eine erste Batteriezellfabrik außerhalb Europas. Kanada sei zwar keine Konkurrenz zu den Werken in Europa, so Blume, denn der Konzern wolle Batterien dort erzeugen, wo auch die Fahrzeuge hergestellt werden. Allerdings sei Europa bei den Energiepreisen nicht wettbewerbsfähig. Zudem will Blume bis 2025 rund 45.000 Schnellladestationen in den Kernregionen errichten.
Angesichts einer Nettoliquidität von 43 Milliarden Euro, in der 16 Milliarden aus dem Börsengang der Sportwagentochter Porsche enthalten sind, ist es für die Wolfsburger relativ leicht, die im laufenden Jahr anfallenden Ausgaben zu stemmen. Und auch in den kommenden Jahre dürfte die Transformation finanziell machbar sein. Schließlich setzt sich am Markt der Trend zu größeren und höherwertigen Fahrzeugen fort, so dass die Marge passt. Der Absatzeinbruch im Vorjahr infolge Lieferschwierigkeiten soll heuer mit geplanten 9,5 Millionen verkauften Einheiten wieder mehr als wettgemacht werden.
Ganz ohne Verbrenner geht es aber auch bei Volkswagen weiterhin nicht. „Wir wollen und werden den Verbrenner wettbewerbsfähig halten“, sagte Finanzchef Arno Antlitz . Ein Drittel der geplanten Investitionen fließe in den Verbrenner. „Wir haben jetzt eine hohe Doppelbelastung.“