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Sieben Antworten zu gebrauchten Elektroautos

sieben antworten zu gebrauchten elektroautos

Immer mehr Elektroautos werden als Occasionsfahrzeuge angeboten. Die Fitness der Batterie ist beim Kauf ;zentral. Chip Somodevilla / Getty

Welche gebrauchten E-Autos sind bereits im Angebot?

Im vergangenen Jahr war fast jeder fünfte (17,8 Prozent) neu immatrikulierte Wagen in der Schweiz ein batterieelektrisches Auto (BEV). Damit haben sich die Neuzulassungen von Elektroautos innerhalb von zwei Jahren verdoppelt.

Mit der Zunahme an neuen Elektroautos wächst zeitversetzt das Angebot an BEV-Occasionen. Nach einer Auswertung der Marktdaten durch den Branchendienstleister Auto-i-dat ergeben sich folgende Ergebnisse: 2020 wechselten 12 670 Elektrofahrzeuge den Halter, im letzten Jahr waren es bereits 34 Prozent mehr. Allerdings entsprechen die Verkäufe erst 2,4 Prozent des gesamten Occasionsmarktes. Wer also ein gebrauchtes Elektroauto sucht, hat im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennermotoren eine noch sehr überschaubare Auswahl.

Wie viele Fahrzeuge werden als gebrauchte Stromer angeboten?

Nach Daten von autoscout24.ch waren im Jahr 2022 rund 18 500 gebrauchte Elektroautos auf dem Online-Marktplatz zum Verkauf angeboten. Davon war rund ein Viertel jünger als ein Jahr, rund ein Drittel war ein Jahr alt und etwa 16 Prozent waren zwei Jahre alt. Dreijährige Elektroautos machten rund 10 Prozent des Angebots aus, der Rest von etwa 15 Prozent war vier Jahre oder älter.

Maurice Acker, Direktor für Geschäftskunden bei autoscout24.ch, geht davon aus, dass in zwei Jahren gut 5 Prozent der angebotenen Occasionen rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge sein werden. Aktuell sind es 2,8 Prozent. Das Angebot könnte sich damit bis 2025 in etwa verdoppeln.

Welche gebrauchten Stromer sind am beliebtesten?

Die fünf am häufigsten angebotenen gebrauchten Elektroautos auf Autoscout waren 2022 solche, die bereits vor einigen Jahren auf den Markt gekommen sind: Tesla Model 3, BMW i3, Renault Zoe, Audi e-tron und Tesla Model S.

Diese Reihenfolgen dürfte sich in den nächsten Jahren laufend ändern, denn bei den zehn auf der Plattform am häufigsten angebotenen neuen E-Autos figuriert keines der meistverkauften Occasionen.

Bei den Neuwagen liegen Fiat 500e, Hyundai Ioniq5, Skoda Enyaq iV, Peugeot 208 und VW ID.5 vorne. Das Angebot an Elektroautos steigt und damit auch die Auswahl für den Kauf von neuen und gebrauchten Fahrzeugen.

Mit welchen Preisen muss man bei gebrauchten E-Autos rechnen?

Die Nachfrage nach gebrauchten Occasionen mit Elektroantrieb ist hoch, das Angebot klein – die Folge sind hohe Preise. Laut der Analyse von Autoscout wurden gebrauchte E-Fahrzeuge im vergangenen Jahr durchschnittlich für 61 629 Franken angeboten. Das sind im Vergleich zum Vorjahr knapp 8000 Franken mehr.

«Generell beeinflussen bei Occasionen vor allem der allgemeine Zustand, das Alter sowie die gefahrenen Kilometer den Preis. Bei Elektroautos kommt ein weiterer Faktor dazu: Kapazität und Leistung der Antriebsbatterie», sagt Acker. Der Antriebs-Akku ist das mit Abstand teuerste Bauteil an einem Elektroauto. Preise für Tausch-Akkus nennen Tesla und andere Hersteller nicht. In verschiedenen Online-Foren werden jedoch Preise genannt. Demnach dürfte ein neuer Akku für das Model 3 je nach Kapazität zwischen 15 000 und 20 000 Franken kosten, sofern er nicht mehr von der Werksgarantie abgedeckt ist.

Der Durchschnittspreis eines neuen Elektroautos lag 2022 bei 61 436 Franken. Das sind 193 Franken weniger als Occasionen durchschnittlich kostetet. Der Grund dafür: die Top 5 der Occasionsfahrzeuge waren als Neuwagen deutlich teurer als die Top 5 der neuen Elektroautos heute. Das bedeutet aber nicht generell, dass die Neuwagenpreise sinken. Es werden mehr kleinere und damit günstigere Elektro-Neuwagen gekauft. Dadurch dürfte künftig das Angebot an günstigeren Occasionen wachsen.

Wo kann man eine Elektroauto-Occasion kaufen?

Im Wesentlichen bestehen zwei Optionen für den Kauf einer elektrischen Occasion: bei einem Händler oder von privat. «Wenn Garagisten ein gebrauchtes Elektroauto verkaufen, dann ist dies gründlich durchgecheckt und voll funktionsfähig», sagt Markus Peter aus dem Kompetenzbereich Technik und Umwelt im Auto-Gewerbeverband Schweiz (AGVS).

Aktuell sind gebrauchte Elektroautos noch ein Nischengeschäft für Garagisten. Weil der Markt aber wächst, gewinnt die Bedeutung von elektrischen Occasionen. «Zunächst bei den Markenvertretern mit ihrem Vorführwagengeschäft und Rückläufern von Leasinggesellschaften», sagt Peter. Weil freie Werkstätten eher ältere Autos betreuen, steige dort die Bedeutung gebrauchter Elektrofahrzeuge etwas später als bei den Markenhändlern. Auf der Suche nach einer elektrischen Occasion werden Interessenten daher zurzeit eher bei Markenhändlern fündig.

Wie lässt sich der Zustand der Batterien prüfen?

Garagisten können mit Diagnosegeräten die Kapazität der Batterie und deren technischen Zustand auslesen. «Dazu haben die Hersteller eigene Prüfgeräte entwickelt, die so exakte Diagnosen zulassen, dass jede einzelne Zelle überprüft werden kann», sagt Peter.

Prüfdienstleister wie Aviloo, Dekra und der TÜV-Süd haben professionelle Mehrmarken-Systeme für Garagisten entwickelt, die an der Diagnosesteckdose im Auto eingesteckt werden und während der Fahrt oder bei einer Verbindung an der Elektroladestation eine Diagnose über den Akkuzustand erstellen.

Der TCS bietet zwar Occasions-Tests an, doch diese beinhalten keine Analyse über den Akkuzustand, teilt der Club auf Anfrage mit. Manche Fahrzeugsachverständige führen Batterietests durch. Bestimmte Garagisten führen Batterie-Fitnesstests auch für private Verkäufer durch.

«Das Know-how haben sich in den letzten Jahren immer mehr Garagisten erarbeite», sagt Peter. «Die Frage stellt sich nur, ob auch der Wille und die Zeit vorhanden sind». Er empfiehlt den Garagisten, solche Diagnosen durchzuführen. Denn so gewinnen sie eventuell neue Werkstattkunden.

Welche Werksgarantien gibt es für Elektroauto-Batterien?

Je nach Hersteller muss die Antriebsbatterie während der Garantiezeit 70 bis 80 Prozent der Ursprungs-Speicherkapazität aufweisen, sonst wird sie ausgetauscht.

Die vom Verkäufer genannte Akku-Reichweite ist ein wichtiges Indiz beim Kauf einer elektrischen Occasion. Die Batterie im gebrauchten Auto sollte ein Kapazität von über 70 Prozent aufweisen – oder noch in der Garantiefrist liegen.

Der ADAC fuhr einen BMW i3 in fünf Jahren rund 100 000 Kilometer weit. Danach lag die Energiekapazität der Batterie noch bei 86 Prozent. Die Ingenieure des deutschen Automobilclubs gehen nach vorsichtigen Schätzungen davon aus, dass die Abnahme der Kapazität auf 70 Prozent erst nach etwa 200 000 Kilometern erfolgt wäre. Das wäre hochgerechnet nach 10 Jahren gewesen.

Mit einigen Ausnahmen liegen die Garantiezeiten bei der Antriebsbatterie bei 8 Jahren, 160 000 Kilometern Fahrleistung und 70 Prozent Mindestkapazität. Doch es gibt Garantieausschlüsse: Tiefenentladungen, also vollständige Entladung der Batteriezellen, und nicht durchgeführte Softwareupdates können für die Auflösung der Werksgarantiepflicht sorgen. Ob sich Besitzer eines Elektroautos an die Vorgaben gehalten haben, können Garagisten ebenfalls mit Analysesoftware herausfinden.

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