Ohne Auto: In der Altstadt von Oberursel kommt man auch zu Fuß voran.
Die Frage der Bürgermeisterin klingt philosophisch: „Wo enden Wege, wo fangen sie an?“ Gemeint ist es aber ganz praktisch, schließlich sitzt Antje Runge in einem Konferenzzimmer des Oberurseler Rathauses. Weil es um „Mobilitätsberatung zu Gebäuden“ geht, ist die Frage außerdem rhetorisch: Wege in der Stadt führen eben meist zu Gebäuden. Und wieder von ihnen weg. Bei der Bauplanung spiele das inzwischen eine wichtige Rolle, berichtet die Sozialdemokratin. Vor allem wegen der Stellplätze, die Bauherren schaffen müssen.
Gekostet hat das Projekt etwa 20.000 Euro, von denen neun Zehntel das Bundesforschungsministerium übernimmt, weil es sich bei der „Plattform für integrierte Mobilität Oberursel“, kurz „pimoo“, um Nachhaltigkeitsforschung handelt.
Verkehr heißt nicht immer Autoverkehr
„Wir bieten mit dem Tool keine neuen Informationen an“, berichtet Molter. Vielmehr bündelt und verlinkt das Angebot, optisch als Stadtrundgang aufbereitet, Rechtstexte und anderes Wissen zum Verkehr in Oberursel, etwa die Fahrpläne von Bahnen und Stadtbussen. Das Ziel ist in den Worten der sozialdemokratischen Bürgermeisterin, die Mobilitätswende in der Stadt im Hochtaunuskreis nicht bruchstückhaft, sondern umfassend anzupacken – also auch bei Investoren frühzeitig zu verankern, dass Verkehr nicht unbedingt Autoverkehr heißen müsse.
Vermieter in Bahnhofsnähe sollen Fahren mit ÖPNV fördern
Genauso wie darüber, dass Vermieter in Bahnhofsnähe das Fahren mit dem öffentlichen Personennahverkehr fördern können, indem sich Bewohner übertragbare Tickets teilen oder ein Bildschirm im Hausflur in Echtzeit anzeigt, wann der nächste Bus oder die nächste Bahn fährt. Investoren finden auf der Seite auch Informationen über Ladesäulen für Elektroautos in der Stadt.
Auf einer Plakatwand in der Computerstadt steht „Orschel Helau“. Wer darauf klickt, kommt auf die Seite des Niederorschler Carnevalvereins. Das hat wenig mit Mobilität und Bauen zu tun, soll aber zeigen, dass die Seite aktuell ist – zu anderen Jahreszeiten soll das Plakat auf andere Veranstaltungen hinweisen.
Als weitere Botschaft liegt der Bürgermeisterin am Herzen, wie digital Oberursel schon sei. Die Potentiale der Digitalisierung zu nutzen ist auch das sechste von sieben Leitzielen im „verkehrlichen Leitbild“ der Stadt. Runge hat das gedruckte Heftchen dazu mitgebracht. Leitziel Nummer sieben lautet darin: „Es macht Spaß, sich in Oberursel aufzuhalten.“ Bauherren können fortan auf www.oberurselimdialog.de/mobilitätsberatung ergründen, ob das stimmt.