Deutschland liebt es dick: Kleine Autos im Rückwärtsgang
In Deutschland meldete das Kraftfahrt-Bundesamt im Dezember einen Rückgang bei Kleinwagen wie dem Opel Corsa von 4,1 Prozent, der Anteil an den Neuzulassungen landete bei 9,6 Prozent. Kleinstwagen wie dem Fiat 500 gelang zwar ein Plus von 15,7 Prozent – aber nur auf 7,1 Prozent. SUVs erzielten dagegen satte 34 Prozent.
Der Branchenverband VDA sieht dennoch einen positiven Effekt. An Kleinwagen habe es bis kurz vor Ende 2022 über 420.000 Neuzulassungen gegeben, zu fast einem Drittel mit E-Antrieb. Folgerung der Autolobby: „In Deutschland ist insbesondere bei batterieelektrischen Pkw der Anteil von Klein- und Kleinstwagen sehr hoch.“
Wer ein großes Auto teuer verkauft, macht einen größeren Gewinn als mit einer kleinen Kiste. Das dürfte dazu führen, dass deren Angebot weiter geschmälert wird, weil die Rendite schwach ist. Mit den Kleinen verdienen Hersteller nur gut, wenn diese sehr hohe Absatzzahlen erreichen.
Doch die Zahl angebotener Baureihen schrumpft. Bei den Kleinstwagen halbierte sie sich auf dem deutschen Markt binnen eines Jahrzehnts von 24 auf zwölf. Autos wie Ford Ka, Opel Adam oder Citroën C1 liefen aus, auch Audis A1 verschwindet. Audi-Chef Markus Duesmann: „Wir werden unsere Modellpalette nach unten begrenzen und nach oben erweitern.“
„Die SUVisierung ist weltweit erkennbar“, sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. „In der Oberklasse bleibt der Verkaufstrend stark, Marktanteile dürften sich weiter von unten nach oben verschieben.“ Benedikt Maier vom Institut für Automobilwirtschaft in Geislingen erklärt: „In Zeiten von Rohstoffengpässen ist es eine logische unternehmerische Entscheidung, in erster Linie die margenstarken Produkte zu bringen.“
Die Verteuerung von Energie und Metallen seit Beginn des Ukraine-Kriegs und von Elektronik-Bauteilen seit der Corona-Krise trägt dazu bei. „Die Preiserhöhungen der Hersteller erfolgten zuletzt in kürzeren Intervallen und in höherem Ausmaß“, sagt Maier.
Das geringere Angebot an kleinen Autos habe aber gerade ihre Preise anziehen lassen. Für ihre Dickschiffe reservierte die Branche hingegen gern die erhältlichen Chipkontingente. Aus dem VW-Konzern war zu hören, dass man deshalb „ein paar Polos, Fabias und Ibizas weniger gebaut“ habe.
Benedikt Maier: „Ich gehe nicht davon aus, dass die etablierten deutschen Hersteller mittelfristig aktiv das Klein- und Klienstwagen-Segment erschließen wollen.”