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Neuartiger Porsche-Motor basiert auf Sechs-Takt-Prinzip

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Porsche Hybrid Supercar 918 Spyder

Unter Jazzfans ist “Take Five” legendär – jenes Cool-Jazz-Stück, dessen eingängige Melodie mit fünf Schlägen pro Takt notiert ist. Gewöhnt haben sich die meisten an Viertaktmusik. Auch in der Welt der Verbrennungsmotoren dominiert der Viertakt – Trabi, Wartburg und große Schiffsmotoren einmal ausgenommen. Doch ein neuartiger Motor von Porsche setzt gleich zwei Takte dazu: Er ist als Sechstakter konstruiert!Wie ist das möglich? Herzstück des Sechstakt-Motors von Porsche ist eine in sich bewegliche Kurbelwelle. Darin wird der Pleuel – ähnlich wie der Kolben eines Kreiskolben- oder Wankelmotors auf der Welle – exzentrisch befestigt. Er läuft in einem eigenen Planetengetriebe innerhalb der Kurbelwelle; volkstümlich ausgedrückt: Er “eiert” darin. So verändert sich der Kolbenhub je nach Drehung zusätzlich. Zweck: Die an sich unerwünschte Seitwärtsbewegung bei der Rotation der Kurbelwelle, die Energie vernichtet, wird abgeschwächt.

Motor erzeugt in einem Arbeitsgang zweimal Leistung

Als Nebeneffekt kommen zu den vier klassischen Takten – Ansaugen, Verdichten, Verbrennen, Ausstoßen – zwei weitere hinzu: Es wiederholen sich Verdichten und Verbrennen, sodass diese Schritte zweimal pro Zyklus stattfinden. In einem Arbeitsgang hätte dieser Benzinmotor also zwei Leistungsphasen.  neuartiger porsche-motor basiert auf sechs-takt-prinzip

Die Patentzeichung zum Sechstaktmotor

Auf einer Zeichnung sind im Zylinder – ähnlich wie bei Zweitaktmotoren – Öffnungen dargestellt, zusätzlich zu den Ventilen. Durch diese könnte je nach Arbeitsgang zusätzlich Sauerstoff oder Kraftstoff zugeführt werden – etwa, um bei Volllast höhere Leistungen zu ermöglichen. Für den einzelnen Verbrennungstakt wäre vermutlich weniger Energie notwendig, der Motor würde durch die doppelt kreisende Bewegung des Pleuels um die Kurbelwelle wohl auch ruhiger und vibrationsärmer als ein klassischer Reihenmotor arbeiten.  neuartiger porsche-motor basiert auf sechs-takt-prinzip

Porsche Kolben aus dem 3D-Drucker

Das Unternehmen hat dieses Konstruktionsprinzip vor wenigen Tagen in den USA zum Patent angemeldet. Gibt es bereits Prototypen? Stehen wir vor einem sensationellen Innovationssprung in der Verbrenner-Technologie? Porsche hüllt sich in Schweigen. Nur so viel: Das genannte Patent wurde “auf der Grundlage einer Idee eingereicht”, die von Mitarbeitern der “Porsche Engineering” sowie der Technischen Universität Cluj-Napoca (zweitgrößte Stadt Rumäniens) stammt. Die Porsche Engineering ist eine Tochterfirma, die sich mit Forschung und Entwicklung beschäftigt.

Einsparungen im zweistelligen Prozentbereich möglich

Mehr möchte der Zuffenhausener Sportwagenbauer nicht verraten. Geheimhaltung sei “ein elementarer Bestandteil des Geschäftsmodells”. Porsche bittet um Verständnis, dass keine Informationen zu einzelnen Projekten gegeben werden. Wie ist die Idee aus Expertensicht zu beurteilen? “Clever gemacht! Das wird sicherlich funktionieren und hat auch Potenzial”, sagt Professor Thomas Koch, Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT).  neuartiger porsche-motor basiert auf sechs-takt-prinzipIm Teillastbereich traut er dem Porsche-Sechstakter Effizienzgewinne im zweistelligen Prozentbereich zu, unter Volllast eventuell zumindest einige Prozentpunkte. Gleichwohl sieht Koch noch eine große Menge an technischen Problemen, die vor einer Marktreife zu lösen wären. Allein der Zylinderkopf müsse sehr aufwendig neu konstruiert werden. Koch zufolge ist komplizierte Mechanik grundsätzlich kritisch zu sehen: “Je mehr Teile, desto mehr Risiko.”Daher sei eine Marktreife in ein paar Jahren kaum zu erwarten. “Im 911er oder Panamera der nächsten Generation werden wir diesen Motor gewiss nicht sehen.” Doch Patentanmeldungen wie die des Porsche-Sechstakters würden zeigen, dass die Hersteller dem Verbrennungsmotor weiterhin Zukunftspotenzial einräumen. Koch: “Das ist eine gute Nachricht.”

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