Neun Jahre nach dem Ableben des Mazda5 führt der Hersteller aus Hiroshima wieder ein bis zu siebensitziges Familien-Fahrzeug im Programm. Der CX-80 ist allerdings kein Van, sondern ein großer Crossover. Es gibt ihn als Plug-in-Hybrid und als Sechszylinder-Diesel. Der ist wahrscheinlich die bessere Wahl, wie unsere erste Testfahrt im CX-80 ergeben hat.
Mazda CX-80: Der bis zu siebensitzige Crossover ist eine imposante Erscheinung. Hersteller
Aus der Distanz verklärt sich so manche Sichtweise. “Das ist ja so 90er Jahre” gilt inzwischen nicht mehr als abschätzige Bemerkung, sondern als durchaus entzücktes Kompliment. Doch nicht alles, was damals angesagt und zwischenzeitlich aus der Mode gekommen war, wird heute wieder als cool empfunden. Vans etwa sind dauerhaft “out” geblieben. Für größere Familien oder solche, die auch mal die Freunde der Kids oder die Oma mitnehmen wollen, ist das automobile Leben damit nicht einfacher geworden. Kann ja sein, dass so ein SUV schicker aussieht. Aber sieben oder gar acht Sitzplätze, wie sie praktische Kompakt-Vans vom Schlage eines Opel Zafira oder VW Sharan beziehungsweise das Eurovan-Quartett Peugeot 806, Citroen Evasion, Fiat Ulysse und Lancia Zeta einst vorgehalten haben, stellen die zeitgeistkonformen Hochbeiner nur selten bereit.
Auch Mazda hatte, allerdings erst etwas später, so einen Van. Er hieß Mazda5, ist aber wie die meisten Mitbewerber längst Geschichte und ohne Nachfolger geblieben. Das ändert sich jetzt. “Nach dem Auslaufen des Mazda5 vor fast zehn Jahren haben wir wieder ein Fahrzeug mit bis zu sieben Sitzplätzen für Kunden mit größerem Platzbedarf im Programm”, sagt Deutschland-Chef Bernhard Kaplan, fügt aber sofort hinzu, dass der Neue “natürlich in einer anderen Klasse als damals” angesiedelt sei. Denn der CX-80 ist das neue Flaggschiff der Marke, allein dieser Titel verpflichtet, und so nimmt es nicht wunder, dass es sich beim Topmodell keineswegs um einen Van handelt, sondern – was sonst – um einen Crossover, und zwar um einen ziemlich großen.
Großer Raumkreuzer
Fangen wir mit dem Innenleben an: Der CX-80 fährt immer mit drei Sitzreihen vor, die sich aber unterschiedlich gestalten lassen. Die Standardkonfiguration sieht drei Plätze in der zweiten und zwei weitere, wegklappbare in der dritten Reihe vor. Optional gibt es eine Sechssitzer-Ausführung mit zwei “Captain’s Seats” in Reihe Zwei, entweder mit mittigem Durchgang oder einer multifunktionalen Mittelkonsole. Probeweise sind wir ganz nach hinten eingestiegen, das hat insofern recht gut funktioniert, als sich die Sitzbank beziehungsweise die Einzelsitze der zweiten Reihe um zwölf Zentimeter längs verschieben lassen, mit neigungsverstellbaren Lehnen sind sie außerdem ausgestattet, und per Knopfdruck lassen sich eben diese Lehnen auch bequem ganz umklappen.
Die beliebtesten Plätze werden die hintersten nicht werden, für Kinder aber taugen sie allemal. Erwachsene müssen die Knie zwar arg anwinkeln, sollten aber zumindest kürzere Fahrten ohne Klagen überstehen.
Viel Platz auch fürs Gepäck
Wenn alle drei Sitzreihen aufgestellt sind, bleiben immer noch 258 Liter Gepäckraumvolume übrig, das ist gar nicht so übel. Bei fünf- beziehungsweise viersitziger Bestuhlung werden daraus opulente 687 Liter, maximal – bei umgeklappter zweiter und dritter Reihe sowie bei fensterhoher Beladung – lassen sich 1221 Liter nutzen.
Technisch ist der CX-80 letztlich eine um 25 Zentimeter verlängerte und auch sonst vergrößerte Variante des bereits bekannten Midsize-Crossovers CX-60 (unseren Test lesen Sie hier), beide Modelle nutzen die gleiche Plattform. Antriebe gibt es zwei, sie sind jeweils an eine Achtgang-Automatik und an Allradantrieb gekoppelt:
·    Der Plug-in-Hybrid CX-80 e-Skyactiv PHEV spannt einen 2,5-Liter-Benziner mit 141 kW/192 PS und einen 129 kW/175 PS starken Elektromotor zu einer Systemleistung von 241 kW/327 PS zusammen. Die 17,8-kWh-Batterie lässt allerdings nur eine elektrische Reichweite von rund 60 Kilometern zu, bedenkt man, dass beispielsweise ein VW Tiguan eHybrid bis zu 120 Kilometer schafft und ein Mercedes GLC PHEV auch über 100, so ist mit dem Mazda nicht allzu viel Staat zu machen. Der Teilzeit-Stromer wird aber im Portfolio gebraucht, um Mazdas CO2-Flottenwerte möglichst freundlich aussehen zu lassen. Und Gewerbekunden mögen angesichts der vergünstigten 0,5-Prozent-Dienstwagenbesteuerung den bescheidenen E-Aktionsradius als akzeptabel hinnehmen. Geladen wird übrigens mithilfe eines zweiphasigen 7,2-kW-Onboardchargers, an der 11-kW-Ladestation dauert “Volltanken” rund zweieinhalb Stunden. DC-Schnellladen ist nicht möglich.
Mazda-Deutschland-Chef Kaplan rechnet damit, dass sich rund zwei Drittel der Käufer für den Diesel entscheiden. Den Selbstzünder würden auch wir präferieren, denn er steht dem CX-80 einfach besser als der PHEV. Ein Leisetreter ist der Sechsender zwar nicht. Aber er schiebt das große Dickschiff motiviert, äußerst durchzugsstark und ohne Anfahrzaudern an, bei Überholmanövern boostet der Elektromotor mit, und am Ende unserer Testfahrt haben wir 5,8 l/100 km vom Bordcomputer abgelesen, das ist für einen 2,2-Tonner aller Ehren wert, wobei bei weniger verhaltener Fahrweise vermutlich mit einer Sechs vor dem Komma zu rechnen ist.
Der Plug-in-Hybrid, der es außerdem mit bis zu 2,32 Tonnen zu tun hat, tut sich weniger leicht. Auch die Kultiviertheit des Diesel-Kollegen geht ihm ab; wenn es nicht gerade im elektrischen EV-Modus vorangeht, dringt mitunter ein recht angestrengtes Arbeitsgeräusch aus dem Motorraum.
Gewünscht hätten wir uns vom tendenziell eher straff abgestimmten CX-80, dass er auf holprigen Strecken etwas weniger spürbar austeilen und freundlich-verbindlicher vorgehen würde. Lobenswert ist aber das umfangreiche Sortiment an Fahrassistenten. Hervorheben wollen wir die 360-Grad-Kamera, die einerseits auch verdeckte Objekte vor dem Fahrzeug sichtbar macht und andererseits die sehr nützliche Gabe besitzt, von oben auf die Anhängerkupplung filmen zu können, was das schadenfreie Andocken eines Trailers sehr erleichtert.
Wildern bei den anderen
Zum Händler fährt der CX-80 im Oktober 2024, der Einstiegspreis für das bereits ziemlich gut ausgestattete Basismodell “Exclusive-Line” mit Plug-in-Hybrid-Antrieb beträgt 55.350 Euro. Im Falle des Sechszylinder-Diesels beginnt das Preisspektrum bei 59.050 Euro. Das sind faire Konditionen, die Mazdas Optimismus, erfolgreich Kunden anderer Hersteller erobern zu können, gar nicht unbegründet erscheinen lassen.
Ulla Ellmer
Mazda CX-80 in Kürze:
Wann er kommt: Ist bereits bestellbar, erste Kundenauslieferungen im Oktober 2024
Wen er ins Visier nimmt: Siebensitzer-Crossover und -SUVs wie Skoda Kodiaq, Renault Espace oder Hyundai Santa Fe, aber auch die größentechnisch vergleichbareren Premium-Modelle BMW X5 oder Volvo XC90.
Was ihn antreibt: Plug-in-Hybridantrieb mit 241 kW/327 PS Systemleistung; 3,3-l-Sechszylinder-Turbodiesel mit 187 kW/254 PS
Was er kostet: Ab 55.350 Euro (PHEV) und 59.050 Euro (Diesel)