Xiaomi spendiert der Pro-Variante seines Electric Scooter 4 eine Neuauflage. Warum der Hersteller damit das beste Argument gegen das Basismodell liefert, verrät COMPUTER BILD im Praxis-Test.
- Einschätzung
- Design: Außen nichts Neues
- Sicherheit und Fahrkomfort mitgedacht
- Motorisierung & Akku: Sportlich unterwegs
- Maße & Gewicht sind guter Durchschnitt
- Alles in einer App
- Unser Test-Fazit
Der Xiaomi Electric Scooter 4 Pro (2nd Gen) steht im Praxis-Test von COMPUTER BILD auf dem Prüfstand. Foto: COMPUTER BILD
Einschätzung
Der Xiaomi Electric Scooter 4 Pro (2nd Gen) ist eine runde Sache. Die Motorisierung und Akkuausstattung erlauben ein sportliches Fahrerlebnis und eine alltagstaugliche Reichweite. Die Verarbeitung ist hochwertig und grundlegende Sicherheitsfunktionen sind mit an Bord. Im Vergleich zu anderen Modellen der Produktfamilie überzeugt der E-Scooter aber besonders mit seinem guten Preis-Leistungs-Verhältnis, mit einem unverbindlichen Verkaufspreis (UVP) von 549,99 Euro – dem gleichen UVP, den Xiaomi auch für das “lahmere” Basismodell aufruft.
Pro
- Robuste Verarbeitung
- Sportliche Motorisierung
- Alltagstaugliche Reichweite
- Großes Akkuvolumen
Kontra
- Keine Federung
- Sensibles Bremsverhalten
- Nur IPX4
Design: Außen nichts Neues
Die Lenkstange ist mit einem robusten Schnellspanner ausgestattet. Foto: COMPUTER BILD
In der Mitte des Lenkers befindet sich ein Bildschirm, der mit großen Lettern über die Geschwindigkeit, den Ladestand und den Fahrmodus informiert. Ein Knopf darunter ermöglicht das Durchschalten durch die Modi. Vorne und hinten am Roller ist zudem die Beleuchtung integriert, die mit 2,5 Watt für ausreichend Sicht und Erkennbarkeit im Dunkeln sorgt. Die Lenkergriffe sind gummiert und bieten einen guten Halt. Der Gashebel ist rechts verbaut, die Bremse zusammen mit Klingel und dem Blinkerknopf links.
Das Display informiert über die Geschwindigkeit und den aktuellen Fahrmodus sowie den Akkustand. Foto: COMPUTER BILD
Sicherheit und Fahrkomfort mitgedacht
Xiaomi rüstet den Electric Scooter 4 Pro mit einer grundlegenden Sicherheitsausstattung aus. Neben einer Handbremse und Klingel verfügt der Roller über Blinker. Sie stecken am jeweiligen Ende der Lenkstange. Ob die Lichtsignale von anderen Verkehrsteilnehmern registriert werden, hängt ein wenig von der Breite des Fahrers ab. Denn da die Lenkstange wie bei den meisten E-Rollern nicht sonderlich lang ist, kann es sein, dass das Licht vom Fahrer für den nachfolgenden Verkehr verdeckt wird. Hier wäre es vielleicht sinnvoller gewesen, auch am Heck zwei Leuchten zu integrieren, um für bessere Sichtbarkeit zu sorgen. Hier sind aktuell nur zwei Reflektoren verbaut. Neben dem Lichtsignal wird auch ein akustisches Warnsignal abgegeben. Allerdings ist das eher für den Fahrer gedacht, um daran zu erinnern, dass der Indikator noch blinkt. Passanten dürften das zurückhaltende Piepen kaum wahrnehmen.Die Handbremse löst eine Doppelscheibenbremse am Hinterreifen aus. Sie reagiert sensibel und mit deutlicher Bremskraft. Es braucht schon einiges an Fingerspitzengefühl, um einen zu abrupten Halt zu vermeiden. Im Alltag ist es ratsam, einfach vom Gas zu gehen und die Verzögerung des Elektromotors zu nutzen. Die hat schon eine sehr gute Bremswirkung und man hat schnell raus, wann man am besten den Finger vom Gasknopf nimmt, um bis an die Ampel auszurollen.Die Bereifung des Rollers ist die gleiche wie beim Basismodell und teilt die guten und schlechten Eigenschaften, die uns dort schon im vorangegangenen Test aufgefallen sind. Es handelt sich um schlauchlose 10-Zoll-Reifen aus Kautschuk. Sie sind selbstdichtend, was einen versehentlichen Platten verhindern soll. Das Profil der Reifen ist für den Stadtverkehr gut geeignet, über Stock und Stein sollten Fahrerinnen und Fahrer aber nicht düsen. Dafür reicht der Grip nicht.
Die 10-Zoll-Reifen dämpfen Stöße nur mäßig effektiv. Foto: COMPUTER BILD
Der Roller gleitet angenehm über glatten Asphalt, bei Unebenheiten macht sich das Fehlen einer Federung aber deutlich bemerkbar. Sämtliche Arten von Kopfsteinpflaster oder ein zu starkes Anfahren an Bordsteinkanten sollten vermieden werden. Trotz der vergleichsweise dicken Reifen hat der Fahrer oder die Fahrerin einen sehr direkten Kontakt zur Straße und bekommt die Stöße nahezu ungefiltert ab. Auf Dauer ist das eher lästig.
Motorisierung & Akku: Sportlich unterwegs
Auch wenn drei Fahrmodi inbegriffen sind – das “S” in S-Modus heißt für uns “Standard”. Foto: COMPUTER BILD
Die Maximalreichweite soll den Herstellerangaben zufolge 60 Kilometer betragen. Die zu erreichen, steht und fällt aber mit dem Gewicht des Fahrers, dem Wetter und dem ausgesuchten Fahrmodus sowie den Straßenbedingungen. Xiaomi verrät das Testszenario auf der eigenen Shopseite im (sehr) Kleingedruckten: Die volle Reichweite sei erreichbar, wenn die Fahrzeuglast (Fahrer inklusive Gepäck) 75 Kilogramm nicht übersteigt, der Akku voll geladen ist und konstant 15 km/h auf ebener Fahrbahn gefahren werden.Für den Alltag sind das natürlich unrealistische Bedingungen. Unser Testfahrer wiegt mit bürotauglichem Gepäck mehr, die Hamburger Innenstadt ist alles andere als durchweg eben und wir fahren je nach Verkehrssituation mit der höchstmöglichen Geschwindigkeit – wie vermutlich die meisten Fahrer auch. Und in diesem Szenario bei sommerlichen Temperaturen sinkt die Reichweite auf rund 45 Kilometer – was allerdings immer noch ein sehr alltagstaugliches Ergebnis ist.In aller Regel sind die Fahrer des Electric Scooters 4 Pro gut beraten, den Roller nicht leer zu fahren. Dafür ist die Ladezeit des 10.000 Milliamperestunden beziehungsweise 468 Wattstunden fassenden Akkus von 0 auf 100 mit bis zu neun Stunden einfach zu lang. Zwar verfügt das Modell über ein Energie-Rückgewinnungssystem, tatsächlich hilft das jedoch nur marginal, um die Laufzeit zu verlängern.
Maße & Gewicht sind guter Durchschnitt
Mit einem Gewicht von 17 Kilogramm liegt der Electric Scooter 4 Pro im soliden Mittelfeld der E-Scooter-Kategorie. Zusammengefaltet ist das Modell auch nicht zu sperrig oder schwer, um ihn ein paar Stockwerke die Treppen hoch oder runter zu tragen. Aufgeklappt misst der Electric Scooter 1.240×1.198×480 mm und ist damit auch für größere Menschen bequem zu fahren. Xiaomi gibt eine erlaubte Körpergröße von 1,20 bis 2 Metern und eine Belastbarkeit von bis zu 120 Kilogramm an.
Neben der Doppelscheibenbremse befindet sich im Hinterrad auch die Rekuperation. Am Spritzschutz befindet sich ein Haken zum Befestigen der Lenkstange. Foto: COMPUTER BILD
Alles in einer App
Xiaomi-Fans können alle wichtigen Informationen zu ihrem E-Scooter bequem über die Xiaomi-Home-App erfahren. Eine separate App exklusiv für den Scooter gibt es nicht und gerade, wer etwa einen Xiaomi-Staubsauger-Roboter oder Xiaomi-Handy besitzt, hat die Home-App ohnehin installiert. Die Anwendung ist selbsterklärend gestaltet und informiert umfassend über gefahrene Distanz und Geschwindigkeit, Fahrzeugdaten, die verbleibende Akkuladung und Fehlermeldungen. Wer auf die App verzichten und dennoch den Electric Scooter 4 Pro fahren will, kann das auch tun. Die Xiaomi-App ist zum Betrieb komplett optional.
Unser Test-Fazit
Nicht nur rein optisch tischt Xiaomi mit dem Electric Scooter 4 Pro (2nd Gen) nahezu die gleiche Suppe auf wie beim Basismodell. Viele Merkmale sind deckungsgleich. Das Pro-Modell ist dennoch das bessere Produkt, weil die Unterschiede dort anfallen, wo sie wirklich wichtig sind: Der Testkandidat ist deutlich besser motorisiert, verfügt über ein größeres Akkuvolumen und eine höhere Reichweite. Über Design lässt sich trefflich streiten und auch wenn immer noch eine Federung schmerzlich vermisst wird, machen die Verarbeitung und die Schlichtheit einen guten Eindruck. Das schlagendste Argument für den Xiaomi Electric Scooter 4 Pro 2nd Gen ist aber der Preis. Denn den unverbindlichen Verkaufspreis von 549,99 Euro ruft Xiaomi sowohl für das Basismodell als auch die Pro-Version auf. Wer zwischen den beiden Modellen entscheiden muss und kein reduziertes Angebot finden kann, sollte das Pro-Modell in jedem Fall vorziehen. Testeindruck: gut.