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Xiaomi Electric Scooter 4 Lite (2nd Gen) im Test: Günstig, praktisch, gut?

Xiaomi ergänzt sein Roller-Portfolio um den Electric Scooter 4 Lite der zweiten Generation. Der günstige Flitzer soll besonders mit seiner Leichtigkeit überzeugen. Wie gut ihm das gelingt und wo noch Luft nach oben ist, verrät COMPUTER BILD im Praxis-Test.

xiaomi electric scooter 4 lite (2nd gen) im test: günstig, praktisch, gut?COMPUTER BILD hat getestet, wie sich der Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) im Alltag schlägt. Foto: COMPUTER BILD

Einschätzung

Der Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) muss sich vor der Konkurrenz nicht verstecken und gibt im Alltag ein solides Bild ab. Dafür sorgt die hochwertige Verarbeitung in Kombination mit durchdachten Sicherheitsfunktionen. Die Leistung reicht für eine entspannte Spritztour zwar völlig aus, eignet sich aber nur für kurze Wege im Stadtverkehr. Verbesserungspotenzial sehen wir bei den Bremsen, die eine äußerst vorsichtige Bedienung erfordern. Negativ sind außerdem Reichweite und Ladedauer aufgefallen. Hier hätten wir trotz des erschwinglichen Preises von 329,99 Euro UVP mehr erwartet – ein Dämpfer für das ansonsten angemessene Preis-Leistungs-Verhältnis.

Pro

  • Robuste Verarbeitung
  • Blinker mit Ton
  • Stabilität und Balance
  • Preis

Kontra

  • Sensibles Bremsverhalten
  • Niedrige Reichweite
  • Hohe Ladedauer

So günstig wie möglich, so praktisch wie nötig: Diesen Eindruck erweckt das Werbematerial des Xiaomi Electric Scooter 4 Lite. Hinter dem etwas sperrigen Modellnamen verbirgt sich der neue E-Scooter aus dem Hause Xiaomi, der die vierte Reihe der Produktfamilie ergänzt. Seinem Namenszusatz “Lite”, der besonders für Leichtigkeit stehen soll, wird der Elektroroller mit einem unverbindlichen Verkaufspreis von 329,99 Euro direkt gerecht. Gleichzeitig drängt sich die Frage auf: Wie viel Fahrkomfort, Leistung und Sicherheit bekommt man für wenig Geld? Das verrät der Praxis-Test von COMPUTER BILD.

Aufbau leichter als der Scooter selbst

Ist die Verpackung des Electric Scooter 4 Lite (2nd Gen) geöffnet, stehen der Inbetriebnahme nur wenige Schritte im Weg: Vorderstange aufrichten, Schnelllösehebel-Sperre anheben und dann bis zum Ende nach innen drücken. Anschließend wird der Lenker eingesteckt und mit sechs Schrauben montiert. Dank beiliegendem Werkzeug bereitet das keine großen Probleme. Vielmehr macht die Konstruktion einen durchdachten und stabilen Eindruck, was aber auch mit dem Rahmen des E-Scooters zusammenhängt. Hier setzt Xiaomi auf robusten Karbonstahl sowie auf hochwertige Kunststoffteile. Wer sich ein Leichtgewicht gewünscht hat, kommt hier nur bedingt auf seine Kosten: Zwar wiegt die Lite-Variante 1 Kilogramm weniger als ihr großer Bruder und bringt lediglich 16,2 Kilogramm auf die Waage. Doch die Konkurrenz zeigt, dass es noch leichter geht. Als Paradebeispiel gilt der 11,7 Kilogramm leichte NIU KQi Air X, der allerdings das Vierfache kostet. Auch in Sachen Größe hat sich im Vergleich zum Electric Scooter 4 nicht sonderlich viel getan: Denn mit 1.141x440x1.219 Millimetern bewegt sich auch das Lite-Modell eher im Mittelfeld. Wer nicht gerade mit einem Kleinwagen unterwegs ist, sollte den E-Scooter trotzdem problemlos im Kofferraum verstauen können. Dabei hilft der tadellos funktionierende Klappmechanismus.xiaomi electric scooter 4 lite (2nd gen) im test: günstig, praktisch, gut?

Dank des verbauten Schnellspanners funktioniert das Ein- und Ausklappen des Scooters einwandfrei. Foto: COMPUTER BILD

Minimalismus liegt in der Familie

Optisch kann der Electric Scooter 4 Lite (2nd Gen) zwar nicht mit Design-Spielereien, aber dafür mit schlichter Eleganz überzeugen. Seinem großen Bruder sieht er damit verdächtig ähnlich – auf den ersten Blick. Denn wer genauer hinsieht, wird die veränderte Form des Trittbretts feststellen. So zieht sich die Standfläche mitsamt Gummierung weiter nach oben und nach vorne. Besonders groß wirkt das Trittbrett dadurch nicht. Unser Testfahrer mit Schuhgröße 44 musste den hinteren Fuß eindrehen, um beim Fahren genügend Platz zu finden. Nur mit kleinen Schuhen scheint es möglich, beide Füße kerzengerade hintereinanderzustellen. So oder so ist aber ausreichend Grip vorhanden, um für einen sicheren Stand zu sorgen. Das ändert sich auch nicht, wenn man über niedrige Bordsteine oder leicht unebenen Untergrund fährt. Doch bei Kopfsteinpflaster ist es mit der Standfestigkeit schnell vorbei. Hier kommen auch die sonst stabilen 10-Zoll-Luftreifen schnell an ihre Grenzen. Es wackelt, klappert – und macht einfach keinen Spaß. Geholfen hätte eine richtige Federung wie etwa beim IO Hawk Legend, auf die Xiaomi jedoch verzichtet.

E-Scooter: Die beliebtesten Modelle im Vergleich

Platz 1

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KSR Group

Shell Ride SR-5S EKF

Platz 2

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SOFLOW

SO3 Pro

Platz 3

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Xiaomi

Mi Electric Scooter 3 Nordic Edition Black

Platz 4

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A-TO

Ultron Air weiß

Platz 5

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Ninebot by Segway

KickScooter E2 E

Platz 6

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eKickScooter Zing C20

Platz 7

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eKickScooter ZING C15E black/red

Platz 8

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iScooter

E9Max

Platz 9

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Viron

XI-700-S

Platz 10

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ePowerFun

ePF-1 mit Straßenzulassung

Komplette Liste: E-Scooter: Die beliebtesten Modelle im Vergleich

Schwierigkeiten auf dem Weg nach oben

Wer sich auf gewöhnlichem Asphalt bewegt, muss sich keine Sorgen machen. Hier kommt der Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) trotz 300-Watt-Motor schnell auf Touren. Einfach den Gashebel auf der rechten Seite des Lenkers durchdrücken – und schon geht es los. Auf unserer Testfahrt erreichte der Roller seine zulässige Maximalgeschwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde (km/h) in knapp fünf Sekunden. Wenn die Ampel auf Grün springt, kommt die Konkurrenz aber teilweise schneller vom Fleck. Obwohl die Beschleunigung den meisten Fahrern genügen dürfte, fehlt es dem Scooter an einer kleinen Portion Spritzigkeit. Beim Thema Schnelligkeit haben die Fahrer allerdings auch ein Wörtchen mitzureden. Je nach Situation können sie per Doppelklick auf die An-/Aus-Taste zwischen drei verschiedenen Fahrmodi wählen: Fußgängermodus, Standardmodus und Sportmodus. Sie unterscheiden sich in der Geschwindigkeit und “Spritzigkeit” der Motorisierung. Beides lässt unabhängig vom Fahrmodus zu wünschen übrig, wenn es bergauf geht. Denn bei Steigungen tut sich der E-Scooter spürbar schwer. Trotz maximaler Motorleistung in Höhe von 600 Watt müssen Fahrer je nach Steigungswinkel Abstriche beim Tempo machen. Bergab drosselt der E-Scooter in der Regel erfolgreich auf 20 km/h herunter. Bei starkem Gefälle kann es trotzdem vorkommen, dass die erlaubte Maximalgeschwindigkeit für kurze Zeit um 1 bis 2 km/h überschritten wird. Daher empfiehlt es sich, stets bremsbereit zu bleiben.xiaomi electric scooter 4 lite (2nd gen) im test: günstig, praktisch, gut?

Selbst bei erreichter Maximalgeschwindigkeit sorgt der Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) für ein sicheres Fahrgefühl. Foto: COMPUTER BILD

Gemischte Gefühle beim Bremsen

Ob bergab oder auf ebener Fahrbahn: Wem es zu schnell geht, der kann den Bremshebel auf der linken Seite des Lenkers betätigen. Dieser hat sich in unserem Praxis-Test allerdings nicht als zufriedenstellend erwiesen. Nicht etwa, weil die Bremsen zu schwach oder zu spät reagieren. Ganz im Gegenteil: Sie reagieren zu gut. Wie bereits vom Xiaomi Scooter 4 bekannt, ist der Bremshebel sehr sensibel und seine Wirkung immens. Ein unvorsichtiger Umgang könnte schmerzhaft enden. Ruckartiges Bremsen per Hebel ist also nur im Notfall zu empfehlen. Dessen ist sich Xiaomi aber offenbar bewusst und rät bereits in der Anleitung dazu, in Alltagssituationen einfach vom Gas zu gehen. Das hat sich auf unseren Probefahrten auch bewährt – selbst bei nasser Fahrbahn. Obwohl der Hersteller von Fahrten im Regen explizit abrät, war die Fahrzeugstabilität auch bei nassem Hamburger Sommerwetter ausgezeichnet. Zwar kann es hier bei kräftigem Bremsen minimal rutschig werden, das Heck ist uns allerdings nicht ausgebrochen. Trotz der lobenswerten Balance des E-Scooters sollte man das aber nicht nachahmen. Dem Roller selbst dürften Regentropfen und Spritzwasser nicht viel ausmachen. Das verspricht zumindest die IPX4-Schutzklassen-Zertifizierung. Nach Angaben von Xiaomi soll der Akku sogar einem stärkeren Wasserstrahl standhalten.xiaomi electric scooter 4 lite (2nd gen) im test: günstig, praktisch, gut?

Der Frontscheinwerfer macht die Nacht zwar nicht zum Tag, sorgt aber für ausreichenden Durchblick im Dunkeln. Foto: COMPUTER BILD

Sicherheitsfeatures: Von wegen Lite

Kurze Spritztouren im Dunkeln sind dank strahlend hellem Vorder- und Rücklicht problemlos möglich. Auch die beidseitig angebrachten Reflektoren sorgen für eine gute Sichtbarkeit. Schnell wird deutlich, dass der E-Scooter die wichtigsten Sicherheitsfunktionen hat. Dazu zählen auch die beiden Blinker, die andere Elektroroller vermissen lassen. Um den Abbiegevorgang einzuleiten, genügt ein Griff zum Bedienfeld der Blinker, das am linken Lenkergriff verbaut ist. Wer aufgepasst hat, der stellt fest: Bremshebel und Blinkertasten befinden sich auf derselben Seite. Und damit nicht genug – auch die Klingel ist in der Nähe angebracht. Im Testalltag hat es daher eine Weile gedauert, bis wir den Dreh raushatten. Wie beim Xiaomi Scooter 4 hätten wir uns auch hier eine sinnvollere Verteilung gewünscht. Umso positiver ist aber das kaum überhörbare Akustiksignal der Blinker zu bewerten. Auf diese Weise werden andere Verkehrsteilnehmer zusätzlich gewarnt, sollten sie die Blinklichter nicht wahrnehmen. Ganz nach dem Motto: Doppelt hält besser. Ein derart durchdachtes Blinkfeature ist in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit. Meckern auf hohem Niveau: Der Blinker schaltet sich nicht automatisch ab, sondern nur manuell.xiaomi electric scooter 4 lite (2nd gen) im test: günstig, praktisch, gut?

Der Blinker zeigt optisch und akustisch an, wo es langgeht. Foto: COMPUTER BILD

Akku und Reichweite lassen zu wünschen übrig

Bis hierhin sind die Unterschiede zum großen Bruder des Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) überschaubar. Fällt der Blick aber auf die Reichweite, dann trennt sich die Spreu vom Weizen: Nach Angaben des Herstellers ist für die Lite-Variante bereits nach 25 Kilometern zurückgelegter Strecke Schluss. Ob das der Realität entspricht, haben wir anhand einer Testfahrt überprüft. Und tatsächlich: Auf fast 10 Kilometern Strecke verlor der E-Scooter satte 40 Prozent an Akkustand. Hochgerechnet ergibt sich also die beworbene Maximalreichweite von 25 Kilometern bei einer Akkukapazität von 10.400 Milliamperestunden. Ein mehr als ausbaufähiges Ergebnis, das den Nutzungsspielraum des Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) stark einschränkt. Wer nicht überraschend schieben möchte, sollte sich die Wegdistanz vorher gut anschauen – oder den Roller regelmäßig an die Steckdose hängen. Das funktioniert mithilfe des beiliegenden Ladekabels zwar ohne Probleme, aber nur mit ausreichend Zeit. Um von null auf 100 Prozent Akkustand zu kommen, benötigte der Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) etwa acht Stunden. Zum Vergleich: Das Standard-Modell kam im Praxis-Test von COMPUTER BILD auf eine Reichweite von 35 Kilometern und nahm sich rund sechs Stunden zum Volltanken. Wer sich für die Lite-Version entscheidet, muss also eine niedrigere Reichweite bei einer höheren Ladedauer in Kauf nehmen. Das Feature zur Energierückgewinnung beim Bremsen hilft hier auch nicht viel.Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) bei MediaMarkt Zum Angebot

Xiaomi Home: Eine App für (fast) alles

Wie viel Saft noch im Tank ist, zeigt das mittig auf dem Lenker platzierte Display an. Dort finden sich neben der Geschwindigkeitsanzeige und dem eingestellten Fahrmodus bis zu fünf Balken, die für jeweils 20 Prozent Ladung stehen. Beim Fahren ist es also nicht möglich, den genauen Akkustand einzusehen. Vielmehr lässt die Balkenansicht immer Interpretationsspielraum offen – und macht mitunter falsche Hoffnungen. Ein Beispiel: Zwei Balken können sowohl für 40 als auch für 25 Prozent stehen. Für eine exakte Anzeige sorgt die Xiaomi-Home-App, mit der sich der E-Scooter via Bluetooth problemlos koppeln lässt. Dort finden User außerdem wichtige Informationen zu Fahrzeugdaten und Fehlermeldungen. Besonders praktisch ist der eingebaute Diebstahlschutz, der sich ebenfalls per App aktivieren lässt. Dabei handelt es sich um eine elektronische Motorsperre, die das Wegfahren verhindert. Sollte jemand bei aktivierter Sperre versuchen, den Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) ins Rollen zu bringen, erhält der Besitzer eine Benachrichtigung aufs Handy. Wenn der E-Scooter 24 Stunden lang verriegelt war, schaltet er sich automatisch aus und bleibt bis zur Entsperrung durch den Besitzer verriegelt. Gegen das Wegfahren scheint der Roller also gut gewappnet, nicht aber gegen das Wegtragen. Hier könnte Xiaomi noch nachbessern.xiaomi electric scooter 4 lite (2nd gen) im test: günstig, praktisch, gut?

Auf dem Display lassen sich Akkustand, Geschwindigkeit und der gewählte Fahrmodus einsehen. Foto: COMPUTER BILD

Unser Test-Fazit

Wer nach einem günstigen Roller für kurze Distanzen sucht, der ist beim Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) an der richtigen Adresse. In seiner Preisklasse überzeugt er mit einer ausgezeichneten Verarbeitung und hohen Sicherheitsstandards. Reichweite und Ladedauer sind zwar ausbaufähig, sollten jedoch für den kurzen Weg zur Arbeit oder einen kleinen Abstecher in die Stadt genügen. Berge kann der Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) dabei weder versetzen noch erklimmen – muss er für den Alltagsgebrauch aber auch nicht. Vielmehr ist der Roller genau das, was er zu sein verspricht: ein solides Produkt für den kleineren Geldbeutel. Mit einem unverbindlichen Verkaufspreis von 329,99 Euro ist das Preis-Leistungs-Verhältnis durchaus angemessen. Sparfüchse können den E-Scooter mitunter rabattiert erwerben.Speziell dann ist der Xiaomi Scooter 4 Lite (2nd Gen) eine Kaufempfehlung. Testeindruck: gut.

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