FILE PHOTO: Tesla’s new Cybertruck is shown on display at a Tesla store in San Diego, California, U.S., November 20, 2023. REUTERS/Mike Blake/File Photo
Der Cybertruck sei “nützlicher als ein Lkw” und “schneller als ein Sportwagen”. Der Verkaufsstart des Nutzfahrzeugs will schließlich gebührend gefeiert sein. Immerhin kommt er reichlich spät – vor zwei Jahren schon hätte der Pick-up auf den Markt kommen sollen. Am Donnerstagabend war es so weit. Vom Werk im texanischen Austin wurden die ersten Cybertrucks ausgeliefert – an eine auserlesene Schar von Interessierten. Laut Tesla wurde das Modell zwar zwei Million Mal vorbestellt und es sollen bis zu 375.000 Cybertrucks jährlich produziert werden, doch die Massenfertigung wurde von 2024 auf 2025 verschoben.
Bei der Umsetzung gab es allerlei Probleme. So gesehen ist es ein Erfolg, dass es das exzentrisch anmutende Gefährt nun tatsächlich gibt – die günstigste Variante ist um 60.990 Dollar wohlfeil, die leistungsstärkste Variante “Cyberbeast” soll künftig ab 100.000 Dollar zu haben sein. Ursprünglich angekündigt war eine Spanne zwischen 40.000 und 70.000 Dollar. “Endlich sieht die Zukunft aus wie die Zukunft”, zeigt sich Konzernchef Musk euphorisch. Widersprechen kann man dem Tesla-Gründer da nicht. In dystopischen Szenerien à la Blade Runner könnte der Cybertruck mühelos mitspielen. “Arschgeil” , “schwarze Magie”, “hässlich wie die Hölle” – die Reaktionen auf X sind geteilt.
Dazu kommt, dass sich Tesla neue, vergleichsweise große Batteriezellen mit höherer Energiedichte und Reichweite verschrieben hat. Dazu kommt ein 800-Volt-Bordsystem. All das steigert die Leistung, hat aber auch Auswirkungen auf die Fahrzeugarchitektur – und ist aufwendig, wie Musk im Vorjahr auf einer Analystenkonferenz einräumte. Um die Umstellung zu rechtfertigen, “braucht es ein sehr großes Fahrzeugvolumen.”
Zweifel an der Rechnung
Nicht wenige sind skeptisch, dass die Rechnung aufgehen wird. Da tauchen etwa Zweifel an den von Tesla angestrebten Absatzzielen auf. So geht etwa der Analyst Chris McNally von Evercore von einem Absatz von 165.000 Cybertrucks im Jahr 2025 aus. Das wäre ein überschaubarer Erfolg. Marktführer Ford brachte im vergangenen Jahr rund 654.000 Pick-ups der F-Serie an die Interessenten. Der Konkurrent ist mit dem 50.000 Dollar teuren F-150 Lightning auch günstiger. “So kurz vor der Auslieferung ist es unwahrscheinlich, aber für den Aktienkurs wäre es positiv, wenn der Cybertruck abgesagt werden würde”, orakelte jüngst der Analyst Philippe Houchois von Jefferies. Musk selbst hat die Erwartungen an eines seiner Lieblingsprojekte gedämpft: Es könne ein Jahr bis 18 Monate dauern, bis das Fahrzeug einen nennenswerten Beitrag zum Cashflow des Konzerns leisten werde. Vor wenigen Wochen klang der Mann vergleichsweise ernüchtert: “Wir haben uns mit dem Cybertruck unser eigenes Grab geschaufelt.” (Regina Bruckner, 2.12.2023)