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Warum Ferrari mit der Entwicklung seines 2023er-Autos nicht weiterkam

warum ferrari mit der entwicklung seines 2023er-autos nicht weiterkam

Warum Ferrari mit der Entwicklung seines 2023er-Autos nicht weiterkam

Ferrari begann die Formel-1-Saison 2023 mit einer Weiterentwicklung seines Autos aus dem vergangenen Jahr, in dem man Red Bull anfangs noch herausfordern konnte, dann aber rasch nachließ.

Mit dem SF-23 dieses Jahres war die Quali-Performance erneut vielversprechend. Das Auto kämpfte jedoch mit aerodynamischen Ungereimtheiten, die es über einen Rennstint hinweg in Schwierigkeiten brachte, insbesondere auf Strecken mit hohen Temperaturen und entsprechend hohem Abtrieb.

Ferrari nahm in Maranello daraufhin ein aggressives Entwicklungsprojekt in Angriff. Doch obwohl die Aerodynamik verbessert und einige Schwächen durch eine Reihe von Updates abgemildert werden konnten, gelang es dem Team nicht, die Probleme mit seiner Rennpace vollständig in den Griff zu bekommen.

Im Gespräch mit ausgewählten Medien verrät Chassis-Chef Enrico Cardile, dass das Team bald feststellte, dass das Chassis des SF-23 ein limitierender Faktor war.

“Das 2023er-Auto wurde in Kontinuität mit dem 2022er-Auto entwickelt, wobei wir versucht haben, einige Einschränkungen des vorherigen Autos zu verbessern”, erklärt er. “Alles in allem haben wir unser Ziel erreicht, denn das Auto hat sich auf der Strecke genau so verhalten, wie es entwickelt worden ist.”

Ferrari mit Update bald am Leistungslimit

“Das Problem war, dass wir bald merkten, dass die Richtung, die wir eingeschlagen hatten, nicht die profitabelste war. Also haben wir intern unsere Ziele für die Aero-Entwicklung überarbeitet. Der erste Schritt war das Paket, bei dem wir Unterboden und Bodywork veränderten, gefolgt von einem weiteren Schritt in Österreich.”

“Aber dann stießen wir an die Grenzen der Architektur oder dessen, was wir mit dem Chassis machen konnten”, sagt Cardile weiter. Und aufgrund des Kostendeckels ist es nicht möglich, während der Saison ein B-Chassis einzuführen.

Daher schränkt das ursprüngliche Chassis-Design eines Teams das Ausmaß ein, in dem es sich weiterentwickeln kann. Bei Ferrari betrafen diese Einschränkungen vor allem die Seitenkästen, wobei sich die Entscheidung, die untere Seitenaufprall-Strebe so hoch wie möglich zu platzieren, als nachteilig erwies.

“Die Einschränkungen betrafen vor allem das Chassis”, bestätigt Cardile. “Denn der Hauptunterschied zwischen unserem Auto und dem von Red Bull lag im Bereich der Kühlöffnung und der Konstruktion der Seitenkästen. Unser Auto war breiter als das von Red Bull”, so der Chassis-Chef weiter.

“Durch die breiteren Seitenkästen mussten wir das Chassis nicht in sehr dreidimensional gestalten, weil wir die Elektronik direkt unter den Kühlern platzierten. Und die untere Seitenaufprallstruktur setzten wir auf die maximal zulässige Höhe.”

“Sobald man aber beschließt, dass man zum Erreichen eines anderen Ziels andere Formen braucht, wurden diese beiden Tatsachen, die Position der Elektronik und das Design des Chassis, diese Seitenaufprallstruktur schnell zu einer Einschränkung.”

“Für uns hätte das ein neues Chassis und ein neues Getriebe bedeutet, im Grunde ein brandneues Auto, was während der Saison aus vielen Gründen nicht realisierbar ist.”

Außer bei Red Bull fehlte allen die Konstanz

Hinter dem dominierenden Red Bull RB19, der bei allen Bedingungen und Kurvenarten zu funktionieren schien, fanden die meisten anderen Teams das Betriebsfenster ihrer Autos extrem begrenzt, was zu einigen Formschwankungen führte.

So hatten im Jahr 2023 mal Ferrari, Mercedes, Aston Martin und McLaren das zweitschnellste Auto, während sie an anderen Wochenenden mit Problemen kämpften.

Cardile ist der Meinung, dass Ferraris Formschwankungen und Probleme mit dem Reifenverschleiß größtenteils auf die Aerodynamik zurückzuführen sind. Diese war auch ausschlaggebend dafür, wie empfindlich der SF-23 auf Wind, reagierte, was das Vertrauen der Fahrer Charles Leclerc und Carlos Sainz beeinträchtigte.

“Wir glauben zu wissen, warum unsere Performance im Rennen nachlässt, und für uns hängt das mit der Aerodynamik und dem maximalen Abtrieb zusammen, den wir haben können”, erklärt Cardile und ergänzt: “Die Abstimmung der Aufhängung wird dabei meiner Ansicht nach etwas überbewertet.”

“Man muss die Aufhängung so konstruieren, dass sie aerodynamisch vorteilhaft ist und eine vernünftige Kinematik aufweist. Der Reifenverschleiß hängt davon ab, wie das Auto arbeitet, und das wird durch das Aero-Verhalten bestimmt. Alles hängt davon ab, es sei denn, das Design der Aufhängung ist massiv falsch.”

Ferrari verfolgt für 2024 völlig neues Konzept

Da die Chassis-Konstruktion 2023 nicht mit der angestrebten aerodynamischen Ausrichtung kompatibel war, konzentrierte sich Ferrari relativ früh auf das Auto für 2024, das komplett neu entwickelt werden soll. Statt großer Updates setzte das Team nach der Sommerpause auf Experimente mit dem Set-up.

“Das Auto für das nächste Jahr wird ein neues Kapitel aufschlagen”, kündigt Cardile an. “Wir haben das Ziel, das wir uns gesetzt haben, beibehalten. Aber wir haben verstanden, dass wir andere Dinge am Auto brauchen, um dieses Ziel zu erreichen. Daher wurde das nächstjährige Auto anders designt als das von 2022.”

Ferraris Ziel für 2024 ist es nicht nur, ein Auto mit besserer Spitzenleistung zu entwickeln, sondern eines, dessen Leistung weniger ‘anfällig’ ist und nicht nur unter bestimmten Umständen gut funktioniert, wie in Singapur, wo Sainz Red Bull besiegte.

“Die Spitzenleistung ist wahrscheinlich nicht meilenweit von Red Bull entfernt. Aber wir brauchen den vollen Einsatz des Fahrers, die richtigen Rahmenbedingungen und die richtige Kombination von Kurven”, fasst Cardile die Problematik zusammen.

“Wir brauchen viele Dinge, was es schwierig macht, die Performance im Rennstint zu wiederholen, wenn die Reifen nachlassen und sich die Balance des Autos verändert. Wir haben den Eindruck, dass die Plattform von Red Bull da robuster ist.”

“Red Bull beweist, dass es nicht unmöglich ist, ein Auto zu haben, das überall funktioniert. Es ist nur eine Frage von harter Arbeit mit den richtigen Zielen”, betont Cardile.

Mit Bildmaterial von circuitpics.de.

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