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Wankelspannung: Ein Elektroauto mit besonderem Dreh

wankelspannung: ein elektroauto mit besonderem dreh

Wankelspannung: Ein Elektroauto mit besonderem Dreh

Obwohl Pioniere der Elektrifizierung, gelten japanische Automarken nicht als Fans des Elektroautos (die Ausnahme ist Nissan, das 2010 mit dem Leaf vorpreschte; damals war aber Carlos Ghosn Chef der Renault-Nissan-Allianz, was strategisch eine Rolle spielte. Und die große ­Leaf-Begeisterung ist allseits längst ermattet).

Die Japaner halten die Hybridtechnik, wie von Toyota und Honda zur Marktreife gebracht, für den klügeren Weg, dann nämlich, wenn man den gesamten Zyklus von der Herstellung der Batterien bis zum Ladestrom und so weiter im Auge hat. Im Land selbst spielen BEVs mit unter zwei Prozent bei den Neuzulassungen keine Rolle.

Aber aussitzen wird man das E-Auto auch nicht können, speziell in Europa, dem zweigrößten Markt für Mazda (nach den USA). So war der erste Wurf der Marke das Cross­over-BEV MX-30, das dem japanischen Zugang entspricht: mit kleiner Batterie (35 kWh) und folglich geringer Reichweite; Motto: E-Autos sind primär (oder eh nur) in der Stadt sinnvoll, da führt man keine tonnenschweren Batterien spazieren. Ergibt Vorteile bei Gewicht und Ökobilanz und theoretisch beim Preis.

Mazda ist momentan sehr erfolgreich in Europa und überdurchschnittlich in Österreich, woran der MX-30 EV allerdings den geringsten Anteil hat. Der Deal, dass man relativ viel Auto bekommt, dafür mit kleiner Batterie, war offenbar nicht übermäßig verlockend (Honda hat es im ersten Anlauf ebenso gehalten und ist damit auch nicht weit gekommen).

Das Problem mit der Reichweite hat Mazda mit dem MX-30 REV nun auf eine Weise gelöst, die sogar noch mehr nach Art des Hauses geraten ist: die Batterie noch kleiner (knapp 18 kWh), dafür ist ein Verbrenner in Form eines Wankelmotors als Range Extender an Bord. (Beide Varianten, der MX-30 als BEV und als PHEV, kosten übrigens genau gleich viel. Im BEV hat die Batterie allerdings die fast doppelte Kapazität mit 35 kWh statt 18.)

Das ist Mazda-Heritage pur, technisch und in seiner Eigenwilligkeit, und man wird sehen, wie weit das bei einem Publikum anschlägt, dem Le Mans 1991 (Sieg eines Wankel-Rennwagens, Mazdas einziger) und die früheren Modelle RX-7 und RX-8 (Wankel-Sportwagen) weniger geläufig sind als ­weißen alten Motorredakteuren. Geschweige denn die Besonderheit des Rotationskolbenmotors himself, von dem man zumindest wissen sollte, dass darin eine Scheibe rotiert im Unterschied zu auf und ab stampfenden Kolben.

Der Motor hat keine Verbindung zum Antrieb, sitzt aber mit dem E-Motor und dem Getriebe in einem kompakten Gehäuse an der Vorderachse. Zu sehen ist von dieser Spezialität unter der Motorhaube nichts; man kann sich’s am ehesten wie den Rotor in einer Automatikuhr vorstellen, nur ohne Glasboden.

Aktiv wird der Verbrenner, der nur der Batterie zuarbeitet, wenn man voll aufs Fahrpedal steigt oder der Ladestand der Batterie auf 40 Prozent absinkt. Das ist dann kaum zu hören, jedenfalls nicht zu spüren, weil es sich eben um keinen Hubkolbenmotor handelt, „der sich schüttelt wie ein nasser Hund, der Arme“ (in den Worten von Felix Wankel).

Kein Limit bei der Reichweite also, da in den 50-Liter-Tank schnell etwas nachgeschüttet ist. Insofern nichts Neues gemäß PHEV-Prinzip, mit dem Unterschied, dass man im MX-30 REV ausnahmslos elektrisch fährt, idealerweise versorgt von einer brav und stetig geladenen Batterie und dem Verbrenner nur als Back-up für Sonderfälle wie Urlaubsfahrten oder Besuche bei Omi am Land. Langstreckenfahrer würden bald feststellen, dass der motorische Dauerbetrieb nicht effizient ist und man am Ende den Spritverbrauch eines hundsnormalen Benziners in der Gegend von sieben Litern oder sogar darüber hätte.

Gag ist der MX-30 REV keiner, vielmehr ein ehrlicher Zugang zum PHEV-Thema, dazu hochwertig eingerichtet und mit der Besonderheit von Portaltüren für den würdigen Zustieg in den Fond versehen. Genial ist ein Attribut, das man dem Erfinder Felix Wankel zuschreibt. Von allen, die in den Sixties Patente von ihm erwarben, von Citroën über NSU und Mercedes bis Rolls-Royce, ist nur Mazda drangeblieben.

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