Aufruhr im Stammwerk: Mitarbeiter auf der Informationsveranstaltung am Montag
Über viele Jahre haben die Beschäftigten des größten europäischen Autokonzerns Volkswagen von Privilegien profitiert. Der Haustarifvertrag, ein eigenes Regelwerk für 120.000 VW-Mitarbeiter in Deutschland, enthielt regelmäßig ein Plus gegenüber dem Flächentarif der Metall- und Elektroindustrie. Attraktive Angebote für die Altersteilzeit, üppige Erfolgsbeteiligung für Spezialisten und leitende Angestellte: all das ließ die Kosten steigen und trug zur Krise bei, die jetzt in Wolfsburg um sich greift. Einschnitte sind dringend nötig, um die Zukunft des wichtigsten deutschen Arbeitgebers zu sichern.
Das Ringen im VW-Konzern gibt nun einen Vorgeschmack darauf, was dem Autoland bevorsteht. Unter den Zulieferern jagt seit Jahren eine Sparrunde die nächste, und die Lage wird sich weiter zuspitzen. Nicht nur VW, auch BMW und Mercedes bekommen zu spüren, dass die Gewinne aus China ausbleiben, weil dort lokale Rivalen in der E-Mobilität einteilt sind. In Europa belasten hohe Energie- und Arbeitskosten, vom Chaos um den Verbrenner-Ausstieg ganz zu schweigen.
Es wäre verkürzt, den Unternehmen vorzuwerfen, sie hätten die Transformation verschlafen. Aber dass die Branche nun unisono nach staatlicher Unterstützung ruft, klingt wie Hohn. Kaufanreize für E-Autos können kurzfristig die schwache Nachfrage verbessern. Aber wichtiger ist, dass VW und Co. endlich ihre Kosten senken, um Anschluss an den globalen Wettbewerb zu finden.