- Probleme auch bei Audi und den Nutzfahrzeugen
- In Europa fehlt der Absatz von 2 Millionen Autos
- Zu hohe Kosten bei den Komponentenwerken
Grosse ;Kapazitäten, verhaltene Nachfrage: Der Volkswagen-Konzern kämpft mit dem schwächelnden Automarkt in Europa und China. Krisztian Bocsi ;/ Bloomberg
Probleme auch bei Audi und den Nutzfahrzeugen
Am Mittwoch belegte das Unternehmen den Abwärtstrend mit schwachen Geschäftszahlen für die ersten neun Monate; das dritte Quartal war besonders schlecht. Der Datenkranz zeigte, dass das Kernproblem zwar die Kernmarke VW ist. Doch Probleme gibt es auch bei anderen Marken und Einheiten, etwa bei VW-Nutzfahrzeugen, Audi und sogar Porsche sowie der Herstellung von Fahrzeugkomponenten.
Das Ergebnis nach Steuern ist im dritten Quartal um satte 64 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr eingebrochen. Seit Jahresbeginn betrug der Rückgang 31 Prozent auf knapp 9 Milliarden Euro. Das mag in absoluten Zahlen noch nach stattlichen Gewinnen klingen, doch die Margen schrumpfen derzeit immer weiter. Hoffnung macht lediglich der gute Auftragseingang in Europa, der derzeit bei 870 000 Fahrzeugen liegt, davon 170 000 E-Autos. In den guten Jahren vor der Corona-Pandemie hätten die Vorbestellungen bei durchschnittlich 800 000 Autos gelegen, sagte der Finanzchef Arno Antlitz zu Journalisten.
In Europa fehlt der Absatz von 2 Millionen Autos
Der Konzern und besonders die Marke VW leiden unter der generell schwachen Nachfrage nach Autos in Europa und dem zugleich zunehmenden Wettbewerb durch neue Konkurrenten, vor allem aus China. Vor der Pandemie seien in Europa rund 16 Millionen Autos verkauft worden, derzeit liege der Wert bei 14 Millionen, sagte Antlitz in einer Telefonkonferenz mit Medienvertretern. Da VW einen Marktanteil von rund 25 Prozent in Europa aufweist, fehlen rund 500 000 Verkäufe. Das entspreche ungefähr der Produktion von zwei Werken.
Das Management rechnet nicht damit, dass sich der europäische Absatz in den kommenden Jahren signifikant erholt. Als Gründe dafür nannte Antlitz die Entwicklung der Einkommen, die gestiegenen Autopreise, die hohen Energiekosten, den Trend zum Home-Office sowie das sich ändernde Mobilitätsverhalten. Die Überkapazitäten sorgen zusammen mit einer gesunkenen Nachfrage für Druck auf die Preise. Um nicht in die Verlustzone zu rutschen, muss der Konzern also die Kosten senken und die Produktivität erhöhen. Darauf zielen letztlich die geplanten Massnahmen des Vorstands um den Konzernchef Oliver Blume ab.
Im Konzern gehen die Probleme jedoch längst über VW hinaus. Auch der frühere Gewinnbringer Audi kämpft seit Jahren mit Problemen; die Erholung verläuft schleppender als gehofft. Wichtige Modelle kamen aufgrund von Software-Problemen im Gesamtkonzern mit mehreren Jahren Verspätung auf den Markt, und das Angebot an attraktiven Elektroautos ist noch überschaubar. Letzteres ändert sich in den kommenden Monaten. In diesem Jahr ist die Marge der Markengruppe Audi unter 5 Prozent gerutscht und lag jüngst laut einer Auswertung des Center Automotive Research bei schwachen 0,7 Prozent.
Zu hohe Kosten bei den Komponentenwerken
Darüber hinaus gab es im dritten Quartal Verluste bei den leichten Nutzfahrzeugen, die Kosten bei der Herstellung von Komponenten in Deutschland sind laut Antlitz zu hoch, und sogar bei der Edelmarke Porsche ist die Marge jüngst um 4 Punkte auf 15 Prozent gesunken.
In diesem Umfeld startete am Mittwoch die zweite Verhandlungsrunde zwischen Gewerkschaft und Management über die Restrukturierung und den neuen Haustarifvertrag für die kommenden Jahre. Initial hatten die Arbeitnehmer 7 Prozent mehr Lohn gefordert. Das ist das Zeugnis einer völlig falschen Lageeinschätzung. Der Verhandlungsführer von VW kündigte an, der IG Metall nun die eigenen Vorstellungen zu unterbreiten. Die Gewerkschaft verlangte, dass das Unternehmen über Alternativen zu Werkschliessungen und Entlassungen verhandle. Beide Seiten vereinbarten Stillschweigen über den Inhalt der Gespräche.