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Ukraine-Invasion Tag 727: So dramatisch war die Lage am Ende für die ukrainischen Soldaten in Awdijiwka

Nawalnys Mutter fordert von Putin Herausgabe des Leichnams. Polnische Bauern verschütten ukrainisches Getreide. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

ukraine-invasion tag 727: so dramatisch war die lage am ende für die ukrainischen soldaten in awdijiwka

Awdijiwka.

Es war ein weiterer Rückschlag für Kiew im Abwehrkampf gegen Russland: Am Samstag gab die Ukraine bekannt, dass sie ihre Truppen aus der monatelang umkämpften Stadt Awdijiwka abzieht. Wie dramatisch die Lage dort zuletzt war, zeigen Berichte von Angehörigen einiger Soldaten, die dort eingekesselt waren.

Die ukrainischen Armeeangehörigen hätten verzweifelt versucht, die Stadt zu verlassen, als die Russen vorrückten, schrieb etwa der Soldat Viktor Biliak auf Instagram, wie der US-Sender CNN unter Berufung auf die ukrainische Investigativ-Webseite Slidstvo.info berichtet (Quelle hier). „Draußen gab es null Sicht. Es ging nur ums Überleben“ schreibt er laut CNN dort. „Die Straße nach Awdijiwka ist voll mit ukrainischen Leichen.“

Der „Kyiv Independent“ hatte am Sonntag, ebenfalls unter Berufung auf Slidstvo.info, berichtet, dass Verwandte in einem russischen Propaganda-Video die Leichen von drei ukrainischen Soldaten aus Awdijiwka identifiziert hätten (Quelle hier).

Einer von ihnen habe noch mit seiner Schwester Kateryna Kontakt per Videoanruf gehabt. Er berichtete: „Alle sind weg, alle haben sich zurückgezogen. Sie sagten uns, dass ein Auto uns abholen würde. Ich habe zwei gebrochene Beine, Schrapnellsplitter in meinem Rücken. Ich kann nichts tun.“ Gekommen sein soll aber niemand.

Liudmyla, die Frau eines weiteren eingeschlossenen Soldaten sagte demnach der Website: „Wir haben um 10 Uhr morgens (am Donnerstag) miteinander gesprochen. Er war an der Leiste verwundet, er taumelte, versuchte zu scherzen, fing an zu weinen. Dann schrieben wir eine SMS.“ Die letzte Nachricht sei um 12 Uhr gekommen, darin schrieb er, dass er gefangen genommen würde.

Am Montag erklärte die Einheit, bei der die Soldaten waren, dass man mit den Russen verhandelt habe, um die verletzten Soldaten zu evakuieren, nachdem sie vollständig eingekesselt gewesen sein. Sie hätten zugestimmt. Erst durch das später veröffentlichte Video habe man vom Tod der Soldaten erfahren. Sechs sollen es insgesamt gewesen sein.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Ljudmila Nawalnaja, die Mutter des plötzlich verstorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny, fordert von Russlands Präsident Wladimir Putin die Überstellung des Leichnams. „Seit fünf Tagen kann ich ihn nicht sehen. Man gibt mir seinen Leichnam nicht und sagt mir nicht einmal, wo er ist“, sagt Nawalnaja in einer Video-Botschaft. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Beförderung ranghoher Beamter des Strafvollzugs durch Russlands Präsident Wladimir Putin wenige Tage nach dem Tod von Alexej Nawalny hat Kritik ausgelöst. Der zum Generaloberst des Innenministeriums beförderte Vizechef der Gefängnisbehörde FSIN, Waleri Bojarinew, sei persönlich für die Folterungen Nawalnys im Gefängnis verantwortlich gewesen, schrieb der Direktor des von Nawalny gegründeten Fonds zur Bekämpfung der Korruption (FBK), Iwan Schdanow,auf seinem Telegram-Kanal. „Das muss man wohl als offene Belohnung Putins für die Folter verstehen.“ Mehr dazu hier.
  • Der Account von Julia Nawalnaja, Witwe von Alexej Nawalny, beim sozialen Netzwerk X ist am Dienstag überraschend für einige Zeit gesperrt worden. Beim Anklicken ihres Profils erschien am Nachmittag zwischenzeitlich die Mitteilung, der Account verstoße gegen die Regeln von X. Mehr dazu lesen Sie in unserem Newsblog.
  • Gegen den Bruder Alexej Nawalnys hat Russland staatlichen Angaben zufolge ein neues Strafverfahren eröffnet. Was genau Oleg Nawalny zur Last gelegt wird, meldete die Nachrichtenagentur Tass zunächst nicht. Die Polizei suche aber bereits nach Oleg Nawalny. Er steht bereits im Zusammenhang mit einer anderen Angelegenheit auf einer Fahnungsliste.
  • Tausende Menschen haben die Forderung unterstützt, eine Straße an der russischen Botschaft in Berlin nach Nawalny umzubenennen. Bis Dienstagmorgen unterschrieben etwa 20 000 Menschen eine entsprechende Petition auf der Internetseite Change.org, die am Montag begann und sich an den Berliner Bezirk Mitte wendet.
  • Der russische Geheimdienst FSB hat eine US-russische Doppelstaatsbürgerin wegen des Verdachts auf Hochverrat festgenommen. Wie russische Nachrichtenagenturen meldeten, soll die Frau mit Wohnsitz in Los Angeles Geld für die ukrainische Armee gesammelt haben. Mehr dazu hier.
  • Der russische Auslandsgeheimdienst SWR hat einen in Spanien erschossen aufgefundenen Hubschrauber-Piloten, der zur Ukraine übergelaufen war, als Leiche der Moral bezeichnet. Der russische Pilot sei eine moralische Leiche gewesen, als er sein Verbrechen geplant habe, sagt SWR-Direktor Sergej Naryschkin laut russischen Nachrichtenagenturen. Eine weitere Äußerung zu dem Fall lehnt er ab. Der Pilot wurde Berichten spanischer und ukrainischer Medien zufolge in der vergangenen Woche in einer Tiefgarage in Spanien mit mehreren Schusswunden tot aufgefunden. Mehr dazu hier.
  • Polnische Bauern haben am Grenzübergang Medyka ukrainische Güterwaggons mit Getreide geöffnet und so die Gleise an der strategisch wichtigen Eisenbahnstrecke blockiert. Im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen der Ukraine kursierte ein Video aus sozialen Netzwerken, auf denen zu sehen ist, wie die Bauern Mais aus mehreren Güterwaggons aus dem östlichen Nachbarland ablassen und dazu die polnische Nationalhymne singen. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un nach Angaben aus Pjöngjang ein Auto aus russischer Produktion geschenkt – und somit mutmaßlich gegen UN-Sanktionen verstoßen. Kim sei von dem „Präsidenten der Russischen Föderation ein in Russland hergestelltes Auto für seinen persönlichen Gebrauch überreicht“ worden, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur KCNA in Pjöngjang. Mehr dazu hier.
  • Bei einem russischen Angriff im Nordosten der Ukraine sind nach Angaben der ukrainischen Armee fünf Menschen getötet worden. In der Ortschaft Nowa Sloboda in der an Russland grenzenden Region Sumy seien nach vorläufigen Informationen fünf Zivilisten getötet und ein Privathaus beschädigt worden, teilte die ukrainische Armee mit.
  • Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann macht die SPD dafür verantwortlich, dass Taurus-Marschflugkörper im Entwurf für einen gemeinsamen Antrag der Koalitionsfraktionen zu weitreichenden Waffensystemen für die Ukraine nicht namentlich erwähnt werden. Eine solche Nennung sei „an der SPD-Fraktionsspitze und der Starrköpfigkeit des Kanzleramtes“ gescheitert, sagte die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag der „Bild“-Zeitung und der Deutschen Presse-Agentur.
  • Wenige Tage vor dem zweiten Jahrestag des russischen Einmarsches in die Ukraine stellt Schweden dem angegriffenen Land neue Militärhilfe im Wert von umgerechnet rund 630 Millionen Euro in Aussicht. Im Rahmen des 15. und bislang größten Hilfspakets dieser Art will der skandinavische Nato-Anwärter der Ukraine unter anderem Kampfboote vom Typ Stridsbåt 90 (CB90), Gruppenboote, Unterwasserwaffen wie zum Beispiel Minen, Artilleriemunition und Luftabwehrmaterial zur Verfügung stellen.
  • Kremlchef Wladimir Putin hält am 29. Februar seine Rede zur Lage der Nation – gut zwei Wochen vor der Präsidentenwahl. Das teilte der Kreml in Moskau mit. Der 71 Jahre alte Putin will dabei die Föderale Versammlung – die Staatsduma und den Föderationsrat – über seine Ziele für das kommende Jahr informieren.
  • Eine Videoprojektion von Kriegsbildern auf das russische Botschaftsgebäude in Berlin bleibt nach einer Gerichtsentscheidung verboten. Die von einer Initiative geplante Projektion von Bildern und Videos auf Teile der Botschaft würde die Würde der diplomatischen Mission beeinträchtigen, begründete das Verwaltungsgericht seine Entscheidung und bestätigte damit ein Verbot durch die Polizei. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Ukrainische Flüchtlinge und Vertriebene wollen nach einer Umfrage des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) mehrheitlich in die alte Heimat zurückkehren. Von insgesamt 9900 im Januar und Februar Befragten hätten 65 Prozent der Flüchtlinge und 72 Prozent der Vertriebenen den Wunsch nach Rückkehr geäußert, sagte Philippe Leclerc, UNHCR-Regionaldirektor für Europa.
  • Am zehnten Jahrestag hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an den blutigen Höhepunkt der gewaltsamen prowestlichen Maidan-Proteste im Zentrum der Hauptstadt Kiew erinnert. „Es ist das Gedenken daran, dass vor zehn Jahren die Ukrainer ein für alle Mal beschlossen haben: Wir wollen und werden nur in einem europäischen Staat leben“, sagte der Staatschef in einer Videobotschaft.

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