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Trotz Absatzschwankungen: Hyundai bleibt seiner Elektro-Strategie treu

Hyundai setzt entschlossen auf die Elektrifizierung und lässt sich von den Schwankungen auf dem US-amerikanischen Markt nicht beirren, erklärt Olabisi Boyle, Senior Vice President für Produktplanung und Mobilitätsstrategie bei Hyundai Motor North America. Trotz jüngster Ankündigungen, dass die Verkäufe von Elektroautos in diesem Jahr erstmals rückläufig sein könnten, bleibe der Autobauer der Elektromobilität treu. „Wahre Führungspersönlichkeiten verstehen, wie wichtig die Reise ist“, sagt die Managerin. Gemeint ist die Transformation zur Elektromobilität, selbst wenn das Wachstum bei Elektroautos vorübergehend ins Stocken gerät.

„Rückschläge sind in dieser Branche nicht neu“, hat Boyle laut Automotive News gesagt. Dabei verweist sie auf Entscheidungen anderer Autohersteller wie Ford und General Motors, die Ende des letzten Jahres die Produktion von Elektroautos und die Ausgaben dafür zurückgefahren haben. Auch andere Hersteller vermeldeten ein verlangsamtes Wachstum in diesem Sektor. Boyle betont, dass Absatzschwankungen das Engagement der Marke für E-Autos nicht beeinträchtigen werden.

In diesem Kontext verwies sie auf die Schätzungen des Automobilforschungsunternehmens Kelley Blue Book, wonach die Koreaner im Jahr 2023 mit einem Marktanteil von 4,8 Prozent bei den Elektroauto-Verkäufen in den USA an vierter Stelle gelegen haben. Die Marktführer waren dabei Tesla mit 55 Prozent, gefolgt von Ford mit 6,1 Prozent und Chevrolet mit 5,3 Prozent. Hyundai möchte sich an der Spitze der Nicht-Tesla-Akteure etablieren. Dabei geht das Unternehmen auch neue Wege: Denn ab diesem Jahr haben Amazon-Kunden in den USA die Möglichkeit, Hyundais zu erwerben. Damit sei man die erste Automarke, die einen Teil ihres Produktportfolios über den Online-Versandhändler anbietet.

trotz absatzschwankungen: hyundai bleibt seiner elektro-strategie treu

„Hyundais ganzheitliche Strategie beginnt mit dem Angebot der richtigen Produkte, die nicht nur preislich attraktiv sind, sondern auch schnelle Ladezeiten, hohe Ladegeschwindigkeiten und einen leicht zugänglichen Ladezugang bieten“, erklärt Olabisi Boyle, Senior Vice President für Produktplanung und Mobilitätsstrategie bei Hyundai Motor North America | Bild: Hyundai USA

Hyundais Strategie: Viel Elektroauto fürs Geld

„Die besten Unternehmen werden verstehen, dass sie sich in der nahen Zukunft zurechtfinden müssen, aber den Fokus auf die Elektrifizierung behalten sollten“, so Boyle im Bericht von Automotive News weiter. Der Autobauer sehe sich dabei hervorragend positioniert, um eine führende Rolle in diesem Wandel einzunehmen. Hyundais Strategie im Bereich der Elektrifizierung umfasse in den USA eine Palette von zehn elektrifizierten Modellen, darunter drei batterieelektrische, vier Hybrid-, zwei Plug-in-Hybrid- und ein Brennstoffzellenfahrzeug. Darüber hinaus befinde sich derzeit eine Produktionsstätte für Elektrofahrzeuge im Bau. Ein zentraler Bestandteil der Strategie sei ein umfassendes Programm, das Elektroautobesitzern bei der Installation von Ladegeräten, Sonnenkollektoren und Energiespeichersystemen zu Hause unterstützt, heißt es weiter.

Hyundais ganzheitliche Strategie beginne dabei mit den richtigen Produkten, die nicht nur preislich attraktiv seien, sondern auch schnelle Ladezeiten, hohe Ladegeschwindigkeiten und einen leicht zugänglichen Ladezugang böten. Die neuesten Modelle sind mit 350-Kilowattstunden-Ladegeräten ausgestattet, die es ermöglichen sollen, ein Fahrzeug in weniger als 20 Minuten von zehn auf 80 Prozent aufzuladen. Den Ioniq 5 und Ioniq 6 gebe es zu Aktionspreisen unter 43.000 US-Dollar, zudem biete Hyundai weitere Nachlässe, obwohl sich die Marke noch nicht für die Bundessteuergutschrift für Elektrofahrzeuge (Federal Tax Credit) qualifiziert habe. Der „Federal Tax Credit“ bezieht sich in den Vereinigten Staaten auf eine Steuergutschrift, die für den Kauf bestimmter umweltfreundlicher Fahrzeuge gewährt wird. Sobald das eigene Elektroauto-Werk in Georgia im nächsten Jahr in Betrieb genommen wird, sollten die Fahrzeuge für die Steuergutschrift in Frage kommen, so Boyle laut Automotive News weiter.

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„Gut und (vergleichsweise) günstig“ – so könnte man Hyundais Strategie zusammenfassen. Dass diese aufzugehen scheint, zeigt die Entwicklung der letzten Jahre. Hier der Ioniq 6 | Bild: Hyundai

Der Erfolg der Elektromobilität hängt vom Kundenerlebnis ab

„Hyundais Preisstrategie sticht hervor und setzt die Marke von Mitbewerbern ab, die ihre neuen Elektrofahrzeuge zu sechsstelligen Preisen auf den Markt bringen“, so Martin French, Geschäftsführer der US-Abteilung des Beratungsunternehmens Berylls Strategy Advisors. Der Fokus des Herstellers liege darauf, erschwingliche Fahrzeuge anzubieten, unabhängig vom Antriebsstrang. Laut French könne man mit Fahrzeugen im Preissegment von 70.000 bis 130.000 Dollar keine breite Akzeptanz für Elektroautos erreichen.

Der Erfolg von E-Autos hängt stark ab vom Kundenerlebnis. Dies umfasst Aspekte wie das Laden, die Zahlung hierfür und den Zugang zu Elektroautos. Deshalb möchte Hyundai Amerika potenziellen Käufern die Möglichkeit geben, E-Autos vor dem Kauf auszuprobieren. Hier kommt das sogenannte Evolve+ Monatsleasing-Programm ins Spiel, das es Kunden in 14 Staaten ermöglichen soll, ein Fahrzeug bis zu 1000 Meilen in einem Monat zu fahren, bevor sie sich zum Kauf entscheiden.

Die Strategie im Bereich des Ladens und des Besitzes von E-Autos ist zweigeteilt und umfasst laut Boyle den In-Home- und Out-of-Home-Support. Im Rahmen von Hyundai Home kooperiere die Marke mit Electrum, um Kunden in 47 Bundesstaaten bei der Installation von Heimladegeräten zu unterstützen. Dabei gewähre der koreanische Hersteller eine Gutschrift von 600 US-Dollar für die Installation, übernehme die Kosten für das Ladegerät und biete zudem Anreize und Rabatte beim Kauf oder Leasing eines Elektroautos. Darüber hinaus stehe ein Energieberater den Kunden bei der Installation von Solaranlagen und Energiespeichersystemen zur Seite.

Durch Hyundai Home sollen Kunden die Möglichkeit haben, mit ihren Elektroautos Geld zu verdienen – etwa mit bidirektionalem Laden. Boyle betont, dass sich für die Zukunft eine Vielzahl von Möglichkeiten eröffnen werden. Im Bereich des öffentlichen Ladens strebe man danach, seinen Kunden „die schnellsten, zuverlässigsten und zugänglichsten Lademöglichkeiten“ zu bieten. Dazu arbeitet der Automobilhersteller mit Tesla zusammen, um ab dem vierten Quartal dieses Jahres eigene Elektroautos mit dem nordamerikanischen Ladestandard auszustatten. Dadurch erhalten Kunden Zugang zu den Tesla-Superchargern.

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Joint Venture für 30.000 Schnellladestationen

Im Bereich des öffentlichen Ladens gehe der Autobauer allerdings noch einen Schritt weiter, indem gemeinsam mit sechs anderen Automobilherstellern ein Netz von 30.000 Schnellladestationen aufgebaut werden soll. Die Installation der ersten Ladestationen sei für diesen Sommer entlang von Autobahnen und in städtischen Gebieten geplant. Diese sollen dann für Elektroautos aller Marken zugänglich sein. „Als Unternehmen hören Hyundai, Kia und Genesis auf den Markt, sie hören auf die Händler und sie hören auf ihre Kunden“, betont Martin French. Und weiter: „Das ist es, was sie auf den Weg zum Erfolg führen wird.“

Zwar wurde der Name und das Managementteam des Joint Ventures noch nicht bekannt gegeben, Boyle versichert aber bereits, dass jeder der beteiligten Automobilhersteller – Hyundai, Kia, BMW, GM, Honda, Mercedes-Benz und Stellantis – gleichberechtigt vertreten sein und einen Sitz im Vorstand haben werde. Laut Angaben des US-amerikanischen Energieministeriums gab es im Oktober weniger als 40.000 öffentliche Schnellladestationen in den USA. An diesen Stationen konnten fast drei Millionen Elektroautos aufgeladen werden, was einem Durchschnitt von 79 Fahrzeugen pro Anschluss entspreche. Die Initiative der sieben Automobilhersteller trage dazu bei, die Ladeinfrastruktur zu verbessern und die Verfügbarkeit von Schnellladestationen zu erhöhen, was einen wichtigen Schritt für die Förderung der Elektromobilität in den USA darstelle.

Laut National Renewable Energy Laboratory müsse die Anzahl der Schnellladestationen bis 2030 mehr als vervierfacht werden, um die prognostizierten 42 Millionen Elektroautos zu versorgen, die bis dahin auf den Straßen unterwegs sein sollen. Boyle versichert, dass das Joint Venture alle Aspekte sorgfältig prüfe. Dies beinhalte Details wie die Anzahl der Ladestationen pro Standort, Investitionskosten, Standortwahl, Zahlungsmechanismen, Hardware, Software, Sicherheitsaspekte und vieles mehr. Die gebündelte Erfahrung der beteiligten Autohersteller soll sicherstellen, dass das Laden für den Massenmarkt optimal gestaltet wird. Boyle betont, dass es darum gehe, für die Gesellschaft einen bedeutenden Beitrag zu leisten. Diese Herausforderungen seien zwar nicht einfach zu bewältigen – aber durchaus realisierbar.

Quellen: Automotive News – Hyundai charges forward on electrified future / Hyundai USA – Pressemitteilung vom 5.10.2023 / Auto Bild – Autos über Amazon kaufen? In den USA ab 2024 möglich

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