Der Flugzeugkonstrukteur Tecnam verschiebt die für 2026 geplante Einführung des neunsitzigen E-Flugzeugs P-Volt auf unbestimmte Zeit. Als Grund für die Entscheidung nennt Tecnam Unsicherheiten bei der Batterieentwicklung.
„Die Verbreitung von Flugzeugen mit „neuen“ Batterien würde zu unrealistischen Einsatzprofilen führen, die sich nach wenigen Wochen Betrieb schnell verschlechtern würden, was das vollelektrische Passagierflugzeug (…) nicht zu einem echten Akteur bei der Dekarbonisierung der Luftfahrt machen würde“, teilt Tecnam mit. Und: Berücksichtige man die optimistischsten Prognosen für langsame Ladezyklen und die mögliche Begrenzung des maximalen Ladezustands pro Zyklus, würde die tatsächliche Speicherkapazität unter 170Wh/kg fallen, und schon nach wenigen hundert Flügen müssten die Betreiber die gesamte Speichereinheit austauschen, was zu einem dramatischen Anstieg der direkten Betriebskosten aufgrund der Preise für den Batterieaustausch führen würde.
Daraus schlussfolgert Tecnam, dass die Voraussetzungen für eine Kommerzialisierung nicht gegeben seien und die Zeit für die P-Volt noch nicht reif sei. Das Unternehmen will seine Entwicklung aber mit Blick auf neue Technologien fortsetzen. Die beiden Projektpartner Rolls-Royce und Widerøe erwähnt Tecnam in seiner begleitenden Mitteilung nicht.
Das Projekt baute sowohl auf einem 2019 angeschobenen Forschungsprogramm zwischen Rolls-Royce und Widerøe zur nachhaltigen Luftfahrt auf als auch auf einer bestehenden Partnerschaft zwischen Rolls-Royce und Tecnam zum Antriebsbau des vollelektrischen P-Volt. Letzteres Duo arbeitete jüngst parallel auch an der Modifizierung der Tecnam P2010, die im Rahmen des H3PS1-Projekts ein paralleles hybrid-elektrisches Antriebssystem erhielt.
Tecnam greift dieses Projekt in der jetzigen Mitteilug auf: „Wir verfügen über ein tiefes Verständnis des elektrischen Fliegens, das durch frühere Projekte wie das Hybridflugzeug H3PS (…) gewonnen wurde. Heute haben wir uns den Stand der Technik bei der Energiespeicherung und realistische Entwicklungen in fünf Jahren genau angesehen, wobei technologische Revolutionen, auf die niemand spekulieren kann, ausgeschlossen wurden. Eine der Schlussfolgerungen war, dass ein Flugzeug mit einem Batteriesatz am Ende seiner Lebensdauer nicht das beste Produkt für den Markt wäre, aber sicherlich das schlechteste in Bezug auf den Kapitalwert“.
tecnam.com