Lamborghini stellt seinen neuen Temerario vor. Er verfügt zwar über Elektromotoren, der Großteil der Power kommt aber von einem Verbrennermotor. Dabei soll es auch bei zukünftigen Modellen überwiegend bleiben – selbst bei einem EU-Verbot ab 2035. Der Hersteller hofft dann auf eine Nische.
Der neue Lamborghini Temerario – er hat im Gesamtpaket 920 PS Lamborghini
Der neue Wagen ist der Nachfolger des Lamborghini Huracán, er ist mit einem V8 Biturbo Benzinmotor mit 800 PS ausgerüstet und hat zusätzlich drei Elektromotoren, die das Gesamtpaket auf 920 PS steigern. Die gesamte Produktpalette von Lamborghini ist damit „elektrifiziert“, also mit ergänzenden E-Motoren und kleiner Batterie ausgestattet.
Winkelmann fährt mit seiner Strategie einen bewusst anderen Kurs als der Konkurrent Ferrari, der im kommenden Jahr sein erstes reines Elektroauto vorstellen will. Das angekündigte rein elektrische Modell Lanzador kommt frühestens 2028.
Auch innerhalb des Volkswagen-Konzerns, zu dem Lamborghini gehört, spielt die Marke eine Sonderrolle. Sowohl die Luxus-Schwester Bentley als auch die Sportwagenmarke Porsche werden in den kommenden Jahren praktisch komplett auf E-Autos umstellen.
Theoretisch kann man den Temerario ein paar Kilometer weit rein eklektisch fahren – so wie mit dem SUV Urus, der auch nur noch als Plug-in-Hybrid angeboten wird. Ob die Kunden das tatsächlich tun und die Autos auch mit Strom aufladen, kann der Markenchef nicht sagen.
Man habe erst ein paar Hundert Plug-in-Hybride ausgeliefert, da gebe es noch keine Erfahrungen, sagte er. Beim Temerario habe man aber „vor allen Dingen die Performance im Auge behalten, und die CO₂-Emissionen“. Winkelmann geht davon aus, dass Lamborghini in kommenden Jahr die strengeren EU-Auflagen für Autohersteller erfüllen kann. Für Kleinserienhersteller gibt es in der Regulierung ohnehin Ausnahmen.
Lamborgini ist die profitabelste Marke bei VW
Wie gut elektrische Sportwagen in der Lamborghini-Klasse bei den Kunden ankommen werden, steht noch in den Sternen. Der Elektro-Pionier Mate Rimac hat große Schwierigkeiten, reiche Abnehmer für sein Hypercar Nevera zu finden. Allerdings kostet der rein elektrische Wagen zwei Millionen Euro. Rund 50 der geplanten 150 Autos sind laut Rimac bisher ausgeliefert. Die ähnlich teuren Verbrenner von Bugatti – an der Firma ist Rimac mehrheitlich beteiligt – verkaufen sich viel besser.
Der Lamborghini Temerario ist mit einem Benzinmotor und drei zusätzlichen Elektromotoren ausgestattet Lamborghini
Die Bestellungen reichen weit ins nächste und übernächste Jahr hinein. Der letzte reine Verbrenner, Huracán, ist schon lange bis zu seinem Produktionsende ausverkauft. Kein anderer Teil des VW-Konzerns ist nur annähernd so profitabel wie die italienische Sportwagenmarke.
Für die Zukunft hofft Winkelmann nun auf die angekündigte Lockerung des Verbrennerverbots in der EU. Nach 2035 soll es eine eigene Fahrzeugkategorie geben, die nur mit synthetischen Kraftstoffen betankt werden kann. Diese Autos könnten dann auch als Verbrenner noch neu zugelassen werden.
Eine Nische, wie gemacht für Sportwagen. „Wenn es eine Chance dafür gibt, wollen wir bei den Supersportwagen beim Hybrid bleiben“, sagte Winkelmann. Die Regulierung zum synthetischen Benzin werde einen deutlichen Einfluss auf diese Entscheidungen haben.
Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur und berichtet für WELT über alle Themen aus der Autoindustrie. Hier finden Sie seine Artikel.