Die beiden Dänen Nicki und Kurt Thiim sind das erste Vater-Sohn-Duo, das in der DTM Rennen gewann.
Kurt Thiim (heute 66 Jahre) wurde 1986 am Steuer eines Rover Vitesse DTM-Champion. Am Norisring hat in diesem Jahr nun auch sein Sohn Nicki (35/Team SSR Performance) seinen ersten Sieg in der wichtigsten deutschen Rennsportmeisterschaft gefeiert. Wir haben mit dem “Wikinger der DTM” vor Rennen an diesem Wochenende auf dem Nürburgring gesprochen.AUTO BILD: Nicki Thiim, was bedeutet es für Sie, ausgerechnet am Norisring Ihren Premierensieg gefeiert zu haben?
Nicki Thiim (Team SSR Performance): Der Norisring ist das Monaco der DTM. Ein absolutes Highlight! Mir persönlich ist nach dem Sieg ein Stein vom Herzen gefallen. Ich wollte mir selbst und der Welt beweisen, dass ich auch in der DTM gewinnen kann. Dazu kommt, dass es fast 30 Jahre mein Traum war, in der DTM zu fahren. Für diesen Traum habe ich so viel Schweiß und Tränen vergossen. Ich habe nie aufgegeben, weil ich weiß, was in mir steckt.Sie treten mit dem DTM-Sieg in die Fußstapfen Ihres Vaters. Wie hat er reagiert?
Mein Vater kennt mich sehr gut. Entsprechend wusste er, wie wichtig mir die DTM ist. Aus diesem Grund hat er sich natürlich für mich gefreut und ist sehr stolz auf mich.
Bild: Gruppe C PhotographySie sind einer der beliebtesten Fahrer in der DTM, gelten als echter Typ. Woher kommt das?
Ich bin einfach so, wie ich bin. Damit steche ich vielleicht etwas aus der Masse raus, und die Leute finden das sympathisch. Ich bin einfach immer ich selbst und sage, was ich denke. Viele wollen so sein, wie Außenstehende es von ihnen erwarten. Das habe ich nie gemacht. Ich bin immer 100 Prozent Nicki Thiim. Natürlich gibt es dann auch Menschen, die einen nicht mögen. Das ist mir aber egal.In der DTM sind Sie für das Team SSR Performance in einem Lamborghini Huracán GT3 Evo2 unterwegs. Wie fährt sich der Stier?
Das Auto ist eine kleine Diva, mit der man vorsichtig umgehen muss. Wenn man sie dann aber richtig behandelt, ist sie dafür sehr gut zu einem. Man muss an den Lamborghini ganz anders herangehen als zum Beispiel an einen Aston Martin. Das war für mich ein Lernprozess.Sie sind grundsätzlich sehr sportinteressiert und begeistern sich auch für deutschen Fußball …
Ich schaue echt fast alles, was Sport ist. Ich finde diese menschliche Performance äußerst spannend, weil ich selber weiß, was alles dazugehört, um Sport auf einem Spitzenniveau zu betreiben. Ich finde es inspirierend, anderen Sportlern zuzuschauen. Schon seit ich ein Kind bin, verfolge ich gespannt die Bundesliga. Ich habe früher auch selber Fußball gespielt, bevor ich mich für den Motorsport entschieden habe. Seit Ewigkeiten schon bin ich Bayern-München-Fan. Neben Fußball gucke ich am häufigsten Ultimate Fighting, vielleicht fange ich eines Tages mal damit an.
Bild: Gruppe C PhotographyWas ist Ihr nächstes großes Ziel im Motorsport?
Die für mich wichtigsten Meilensteine habe ich fast alle erreicht. Natürlich gibt es immer Dinge, die man noch schaffen möchte. Statt Meisterschaften oder Rennserien habe ich noch Strecken auf meiner Bucket List, die ich gerne fahren würde. In Bathurst oder Daytona anzutreten, da hätte ich richtig Lust drauf.Wird der Job als Rennfahrer jemals langweilig?
Mein Lernprozess mit dem Lamborghini Huracán GT3 Evo2 in diesem Jahr zeigt: Es gibt immer was Neues zu lernen. Entsprechend ist die Antwort “Nein”. Der Job wird wirklich nie langweilig. Ich habe das große Glück, immer wieder in anderen Fahrzeugen unterwegs zu sein, denn das hält einen auf Trab. Es findet sich immer etwas, an dem man arbeiten kann und worin man sich verbessern kann.Wie glauben Sie, sieht der Motorsport der Zukunft aus?
Ich denke ehrlicherweise nicht, dass sich so viel ändern wird, wie die Leute aktuell befürchten. Natürlich werden so Dinge wie E-Fuels zum Standard werden, was aber wiederum heißt, dass uns der Verbrennungsmotor im Motorsport erhalten bleibt. Racing wird überall auf der Welt betrieben, und ich denke, das wird auch in Zukunft so sein. Es gibt bestimmt ein paar mehr Elektrorennserien, aber auch der Motorsport mit Verbrennern wird weiter existieren.