Zwei Jahre lang haben Experten vom Fuss e.V. die Modellstadt Meißen beraten. Nun gibt es ein Ergebnis.
Von Tomas Werner
Meißen. Rund 37 Prozent aller Wege werden in Meißen bereits zu Fuß zurückgelegt – fast so viele wie mit dem Auto (41 Prozent). Dabei hat die Stadt mit ihren steilen Anstiegen und historisch gepflasterten Gassen gerade für Menschen, die weniger gut zu Fuß sind, manche Tücke aufzuweisen. Doch Meißen als Ausflugsziel ist mit einer belebten, nahezu autofreien Innenstadt prädestiniert für die grob unterschätzte, ursprünglichste und umweltfreundlichste aller Fortbewegungsarten.
Zunächst blickten sie auf die in zwei Jahren absolvierten Projektphasen zurück. Untersucht wurde nicht die ganze Stadt, sondern die „Porzellanroute“ – ein auch touristisch interessanter Korridor vom Dom durch die Burgstraße zum Markt und weiter entlang der Görnischen Gasse und Talstraße zum Wilhelm-Walkhoff-Platz in Triebischtal.
Als Maßnahmen leitete das Projektteam strategische Empfehlungen und bauliche Vorschläge ab. So regten sie die Benennung eines oder einer Fußverkehrs-Verantwortlichen an, damit in allen Planungen die Belange der Fußgänger mitgedacht werden. Der bestehende Arbeitskreis Radverkehr sollte um das Themenfeld Fußverkehr erweitert werden. Der anwesende Stadtrat Heiko Schulze, Vorsitzender dieses Arbeitskreises, zeigte sich dafür offen, trotz mancher Konflikte auch zwischen diesen beiden Verkehrsarten.
Rückbau an der Haltestelle Talbad
Zu den vorgeschlagenen baulichen Veränderungen gehört der Rückbau der Bushaltebucht an der Haltestelle Talbad (Kerstingstraße), um so den Geh- und Wartebereich zu verbreitern. Fußgänger müssen sich dort zwischen einem Pfeiler des Wartehäuschens und der nur einen reichlichen Meter entfernten Fahrbahnkante hindurchzwängen, was gerade mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl eine Zumutung ist. Da Fahrzeuge bei Gegenverkehr auch jetzt schon hinter dem haltenden Bus warten müssen, hätte die Auflösung der Bucht für den Straßenverkehr keine Nachteile.
Durch die Schaffung von Barrierefreiheit, die Sicherung relevanter Querungsstellen und die Aufwertung des öffentlichen Raumes kann das Gehen in Meißen sicherer und attraktiver werden. „Fußverkehr ist vielfältig, bunt und kleinteilig – bringen wir ihn Schritt für Schritt voran“, sagten die Experten und übergaben ihren Bericht an Baudezernent Albrecht Herrmann.