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Renault Espace im Test: Abschied vom Van-Pionier

renault espace im test: abschied vom van-pionier

Aus dem Van-Ur-Modell Renault Espace wurde 2023 ein SUV. Zudem gibt es beim Renault Espace nur noch einen Motor – den (Voll-)Hybrid. © Foto: Michael Blumenstein

Renault ist Mitbegründer des Van-Segments. Das war vor 40 Jahren. 2024 stirbt auch bei den Franzosen das Konzept langsam aus. Den Espace gibt es aber weiterhin – als SUV.

Das Ausnutzen des Raumes galt bei den Pkw lange Zeit als Tugend. Etliche Hersteller versuchten, das Maximum an Platz aus dem Minimum an Abmessungen rauszuholen. Renault war mit dem Espace Pionier in dieser Disziplin, aber auch viele andere Hersteller schafften es, auf wenig Verkehrsfläche viel Raum für Passagiere und Gepäck zu zaubern. Mittlerweile scheinen Tugenden altbacken zu sein und damit vielleicht auch Automobil-Abmessungen egal – sie ufern bei vielen Herstellern aus. Aktuellstes Paradebeispiel: Die neue BMW 5er-Limousine wuchs um zwölf Zentimeter auf 5,06 Meter. Im Innenraum spürt man davon eher nichts.

Renault Espace 2024

renault espace im test: abschied vom van-pionier

Anders beim Renault Espace. Das letzte Modell spaltete bereits die Gemüter, war aber noch als Van erkennbar. Das ist endgültig passé. Dafür jedoch verpassten die Franzosen dem Espace eine SUV-Aura und ließen ihn von zuletzt 4,86 Metern auf nun 4,72 Meter schrumpfen. Seit Sommer 2023 rollt er unbemerkt über die Straßen, denn der optische Unterschied zwischen dem Espace und dem Renault Austral ist marginal. Zwar misst der Austral nochmals gut 20 Zentimeter weniger als der Espace, von vorn betrachtet sind es jedoch Zwillinge. Ab der B-Säule tun sich Unterschiede auf, optisch wie technisch.

So besitzt der Espace ab Werk sieben Sitzplätze. Wer die zwei (meist) eingeklappten im Heck gar nicht benötigt, kann sie abbestellen, eine Vergütung gibt es dafür nicht. Der Nutzen ist jedoch vorhanden. Zwar bereiten vor allem das Ein- und Aussteigen in die dritte Sitzreihe viel Mühe, sitzt man mal drin, ist wider Erwarten erstaunlich viel Platz vorhanden. Ablagen sowie USB-C-Ladebuchsen gibt es obendrauf. Da sich die mittlere Sitzreihe um 22 Zentimeter verschieben lässt und im Normalfall dort großzügige Platzverhältnisse herrschen, kann die Beinfreiheit hinten justiert werden. Per mechanischer Fernentriegelung vom Kofferraum aus lässt sich die mittlere Reihe getrennt umlegen, der Mittelteil kann als Armlehne und Becherhalter dienen. Die hintersten Sitze werden per Schlaufe gelöst.

renault espace im test: abschied vom van-pionier

Der erste Renault Espace kam 1984 auf den Markt. Der Siebensitzer besaß eine Gesamtlänge von unter 4,40 Metern. © Foto: Renault

Die Schrumpfkur geht im Kofferraum weiter. Wer voll bestuhlt, hat 170 Liter Gepäckraum. Wer zu fünft fährt, immerhin knapp 500. Wer alles umklappt, bekommt beim Siebensitzer 1.700 Liter. So richtig viel ist das für einen Espace aber nicht, er packte mal 3.000 Liter hinter Fahrer und Beifahrer. Vielleicht will man aber gar nicht mehr viel in den Space einladen, denn die Stehhöhe unter der Heckklappe beträgt 1,77 Meter. Da stößt sich sogar der Durchschnittsfranzose mit 1,78 Metern den Kopf an. Wenn wir gerade an der Heckklappe meckern: Die Heckscheibe ist klein. Sehr klein. Tatsächlich winzig ist der Wischer hinten – das ist eher ein Witz.

Nichts zu beanstanden gibt es an der Einrichtung. Vor allem im Trim Esprit Alpine, das sportlich wirken soll, hat Renault schöne Stoffe ausgesucht und diese sauber verarbeitet. Die Idee mit dem kleinen Fähnchen am Sitz, hier die Trikolore, haben sie bei Volvo abgeguckt. Netter Gag, aber man stelle sich mal eine Deutschlandflagge im VW vor. Wobei, im VW-Infotainmentsystem gibt es die Option, den Home-Button mit einer Länderflagge zu individualisieren. Das ist aber dezenter.

Vorn gibt es gut ausgeformtes Gestühl, leider ohne große Anpassungsmöglichkeiten. Die elektrische Verstellung lässt sich übers Infotainmentsystem abspeichern. Echte Tasten in der Türverkleidung oder am Sitz sind deutlich besser zu bedienen – aber teurer. Die Fahrer-Sitzposition ist dennoch gut. Gut ist auch die Handauflage, die ein wenig an den Schubkraftregler im Flieger erinnert. Sie lässt sich verschieben und kann bei Eingaben im Infotainmentsystem Treffsicherheit geben. Das Handy wird überdies induktiv auf der Ablage geladen – zuverlässig gegen Verrutschen. Die zwei großen Displays (12“-Display in der Mitte und 12,3“-Kombiinstrument) lassen sich gut ablesen und leidlich gut bedienen. Wie man jedoch das Info-Display nachts komplett abschaltet, ohne beispielsweise die Musik verstummen zu lassen, haben wir innerhalb von zwei Wochen nicht herausgefunden. Und nein, eine Bedienungsanleitung für diese Funktion durchzulesen, verfehlt das Prinzip einer einfachen Bedienung – sofern es dort auffindbar gewesen wäre.

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©Â Foto: Michael Blumenstein

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