Bild: Renault (Symbolbild)
„Unser Sektor steht heute vor dem tiefgreifendsten Wandel seit 150 Jahren“, so der Manager in einem Gastbeitrag für das Portal Autocar. „Der Zwang zur Verringerung der Umweltbelastung, die schrittweise Abschaffung des Verbrennungsmotors bis zum Jahr 2035 und die immer höheren Anforderungen an die Sicherheit und Cybersicherheit unserer Autos machen diese schwerer und teurer. All diese Zwänge summieren sich.“
Beim Verbrennungsmotor sei die Technologie, mit der die Branche arbeitet, ausgereift und die Innovation erfolge schrittweise. Bei Energiespeichern sei es ganz anders: Eine Milliardeninvestition in eine Batterie-„Gigafabrik“ könne über Nacht infrage gestellt werden, wenn eine neue Akkuchemie auftauche. Die Rohstoffpreise seien schwankend. Und schließlich seien auch die Vorschriften unbeständig, wie die jüngsten Debatten und Änderungen für die Euro-7-Abgasnorm zeigten.
Europa „in einer relativ schwachen Position“
Beim Verbrennungsmotor sei die Führungsposition der Europäer unbestritten. Heute befände sich die Region aber „in einer relativ schwachen Position“. Die Chinesen kontrollierten 75 Prozent der weltweiten Batterieproduktion und 90 Prozent der Lithiumraffination. Während die Amerikaner die Industrie massiv förderten und Anreize schafften und die Chinesen sie durch staatliche Planung organisierten, regulierten die Europäer „oft ohne Kohärenz und ohne eine ganzheitliche Sicht“ auf die Herausforderungen für die Automobilbranche.
„Natürlich geht es bei der Gestaltung unserer Zukunft als europäische Automobilhersteller in erster Linie um unternehmerische Innovation auf unserer Seite“, unterstreicht der Renault-Chef. „Wir müssen Geschäftsmodelle erfinden, die für das neue Spielfeld geeignet sind, in neue Technologien investieren und Produkte und Lösungen für eine bezahlbare und nachhaltige Mobilität anbieten.“
„Eine zentrale Anlaufstelle für Mobilitäts- und Automobilvorschriften“
Es müsse „eine zentrale Anlaufstelle für Mobilitäts- und Automobilvorschriften“ geben, meint der Automanager. Es sollten europäische Champions in Schlüsseltechnologien entstehen. Europa habe das mit dem Gemeinschaftsunternehmen Airbus schon früher einmal geschafft. Die an der Mobilitätswende beteiligten Branchen, also Bergbau-, Chemie-, Energie- und Fertigungsindustrie sowie die Infrastruktur, sowie nationale und lokale Behörden sollten in Europa zusammenarbeiten.
„Ihre Bemühungen müssen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg orchestriert werden, von der vorgelagerten bis zur nachgelagerten Ebene“, so De Meo. „Wir müssen auch aufmerksam verfolgen, was unsere Konkurrenten tun, und uns ständig anpassen. Angesichts der Herausforderung durch China und die USA muss Europa sein eigenes Modell entwickeln.“
Europa sollte den Grundsatz der Technologieneutralität übernehmen, eine Harmonisierung der Mobilitätspolitik der 200 größten Städte anstreben und in jedem Land die Entstehung von lokalen Unternehmensclustern fördern. Weitere Aufgaben seien die Entwicklung von erschwinglichen Elektroautos, ein Wasserstoff-Ökosystem sowie die Softwareentwicklung. Die Behörden sollten zehn solche Bereiche identifizieren und mit einem Teamansatz eingreifen.
„Zwingen wir die betroffenen Akteure, sich zu koordinieren. Ich denke, das würde ausreichen, um den Ball ins Rollen zu bringen und uns auf das Niveau zu bringen, das wir verdienen. Diese Herausforderungen stellen sich uns allen: Politikern, Herstellern, Interessengruppen und Bürgern“, betont De Meo.