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Rabattschlachten: VW, BMW und Mercedes droht Horrorszenario

Rabattschlachten: VW, BMW und Mercedes droht Horrorszenario

Bei VW, BMW und Mercedes klingen wegen hoher Autopreise die Kassen. Doch die goldenen Zeiten könnten bald vorbei sein, warnen Experten.

München – Es scheint, als gäbe es weder eine Corona-Krise noch den Ukraine-Krieg. Die deutschen Autobauer haben für das vergangene Jahr Rekordzahlen gemeldet. BMW erwirtschaftete im Jahr 2022 bei einem Umsatz von 142,6 Milliarden Euro ein Netto-Ergebnis von 18,6 Milliarden Euro. Mercedes kam bei Erlösen in Höhe von 150 Milliarden Euro auf ein operatives Ergebnis von 20,5 Milliarden Euro. VW konnte vorläufigen Zahlen zufolge den Umsatz auf 279 Milliarden Euro erhöhen, den Gewinn vor Steuern auf 22,5 Milliarden Euro.

Deutscher Automarkt: Neuwagenpreise ziehen innerhalb eines Jahres um 13 Prozent an

Diese Rekordzahlen haben ihre Ursache auch in der Krise. Da Halbleiter oder Kabelbäume fehlten, konnten die Autobauer nicht so viele Fahrzeuge produzieren. Angesichts des knappen Fahrzeugangebots konnten Volkswagen, Mercedes-Benz oder BMW höhere Preise durchsetzen.

Die Autokäufer in Deutschland mussten wesentlich tiefer in die Tasche greifen als in der Vergangenheit. Wie tief, das sagt die Deutsche Automobil Treuhand (DAT). Kostete ein durchschnittlicher Neuwagen in Deutschland vor zehn Jahren noch 26.780 Euro, waren es im vergangenen Jahr 42.790 Euro. Allein binnen Jahresfrist ist der Preis um 13 Prozent gestiegen.

Deutschen Autobauern droht Ende des Höhenflugs: Weltweit sollen die Preise wieder fallen

Aber das Freudenfest der Autohersteller könnte sich dem Ende nähern. Es gibt Anzeichen, dass weltweit die Preise wieder fallen werden. Das Handelsblatt nennt dafür drei Gründe:

  • Erstens forciert Tesla den Preiskampf bei Elektroautos. Das US-Unternehmen hat Anfang April bereits zwei Mal in diesem Jahr die Preise für alle Fahrzeuge gesenkt. Die teureren Modelle S und X kosten jeweils 5000 US-Dollar weniger, für das Modell Y gibt es eine neue Basisversion ab 50.000 Dollar aufwärts. Dieser Preiskampf strahlt aber auch auf das Verbrennersegment ab.
  • Zweitens gibt es in der Autobranche hohe Überkapazitäten. So erwartet Patrick Hummel, Autoexperte bei der Schweizer Bank UBS, in diesem Jahr mit einer weltweiten Pkw-Produktion von 86 Millionen Fahrzeugen. Davon könnten aber nur rund 81 Millionen tatsächlich verkauft werden. Ein Überangebot führt in der Regel zu sinkenden Preisen.
  • Drittens fehlt vielen Verbrauchern das Geld, um hochpreisige Autos kaufen zu können. Das liegt auch an der Inflation, die im vergangenen Jahr im Durchschnitt bei 6,9 Prozent lag. Bei einem schmäleren Geldbeutel überlegt man sich teure Anschaffungen doppelt und dreifach.

rabattschlachten: vw, bmw und mercedes droht horrorszenario

Rabattschlachten: VW, BMW und Mercedes droht Horrorszenario

Foto © Kirchner Media/Imago

Rabatte bei Neuwagenkäufen: „Preiskrieg hat gerade erst begonnen“

Deswegen geht Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR-Center Automotive Research, in absehbarer Zeit von einem Preiskampf der Hersteller aus. Angesichts der steigenden Produktion bei gleichzeitig rückläufigen Auftragseingängen seien bereits leicht steigende Rabatte zu erkennen, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Für die 30 meistverkauften Neuwagen mit Verbrennungsmotor seien die Rabatte bei Verkäufen im Internet im März auf durchschnittlich 15,4 Prozent gestiegen, führte Dudenhöffer aus. Ähnlich hoch sind demnach die Nachlässe auf die 15 meistverkauften Plugin-Hybride. Bei den populärsten 15 Elektromodellen liegen sie inklusive der staatlichen Umweltprämie bei rund 20 Prozent.

Noch sei der Auftragsbestand bei den Herstellern hoch, so Dudenhöffer weiter. Das werde sich aber ändern und vermutlich mit deutlichen Rabatten einhergehen. „Wer also mit seinem Neuwagenkauf noch wartet, hat gute Chance noch bessere Preise zu erhalten.“ Erste Anzeichen für eine Marktnormalisierung sind einer CAR-Studie zufolge die deutlich gestiegenen Eigenzulassungen bei vielen Herstellern und Händlern. Üblicherweise werden diese Autos innerhalb kurzer Zeit mit individuellen Rabatten vermarktet.

„Der Preiskrieg hat gerade erst begonnen“, so Dudenhöffer. Kein Hersteller könne sich der Rabattwelle entziehen, da man ansonsten vom Markt „ausgesondert“ werde. Der Autoexperte geht davon aus, dass auch bei Dieselfahrzeugen und Benzinern die Preise bald verstärkt sinken werden.

Folgenschwerer Preiskampf in China: Auch BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen müssen Rabatte geben

Aber nicht nur in Deutschland gehen die Preise und damit die Gewinne der deutschen Hersteller zurück. Eine wichtige Rolle dabei spielt auch China, der größte Pkw-Markt der Welt. Der Absatz von Autos mit Verbrennermotoren – traditionell eine Domäne der deutschen Autobauer – sinkt. Das Geschäft mit reinen Elektroautos und Plug-in-Hybriden, in dem BMW, VW und Mercedes noch reichlich Nachholbedarf haben, zieht hingegen an.

Folgenschwer ist, dass in China im Elektrosegment ein Preiskrieg ausgebrochen ist. Nachdem Tesla mehrmals Rabatte für seine Autos gewährt hat, haben viele heimische, aber auch internationale Hersteller nachgezogen. Laut Handelsblatt haben mindestens 40 Autobauer in China ihre Preise gesenkt, darunter sind neben Nio, Xpeng und BYD auch BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen.

Rabatte bei Neuwagen: Folgen dürften sich im zweiten Quartal in den Bilanzen niederschlagen

Die Folgen der Rabatte werden sich erst später in den Bilanzen der Autohersteller niederschlagen. Im ersten Quartal dürften die Resultate branchenweit noch grundsolide bis sehr gut ausfallen, meint ein Investmentbanker. Spätestens im zweiten Halbjahr könnte dann aber ein spürbares Abbröckeln der Margen einsetzen.

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