Pro & Contra: Sind klimaneutrale E-Fuels die Rettung der Verbrenner?
PRO
Zugegeben: E-Fuels sind – Stand heute – nicht besonders effizient und ihre Herstellung ist auch nur dort sinnvoll, wo man Ökostrom in großen Mengen ernten kann. Überall also, wo der Wind stark bläst oder die Sonne jeden Tag scheint. Dieses unbegrenzte Potenzial an Sonnen- und Windenergie muss man nützen, die zudem notwendige Logistik- und Tankinfrastruktur ist bereits vorhanden und kann mit E-Fuels wirtschaftlich effizient weiter betrieben werden. Und wenn die industrielle Produktion erst einmal angelaufen ist, es Skaleneffekte gibt, wird sich das auch auf den Preis von E-Fuels positiv auswirken. Branchenkenner wie VW-Chef Oliver Blume sprechen von ähnlichen Preisen wie heute beim Benzin, also 1,5 bis zwei Euro pro Liter.
Es ist gut, dass E-Fuels eine von mehreren möglichen Technologien der Mobilität der Zukunft sind. Diese Technologieoffenheit wird zur Erreichung der Klimaziele beitragen. Auf dem Weg dorthin muss man neue Wege zulassen, darf nichts von vornherein ausschließen; Entwicklungen, Verbesserungen und Innovationen müssen möglich sein und werden kommen. Den Rest entscheidet dann am Ende ohnehin der Markt.
CONTRA
Es hätte so schön sein können: Wir tauschen in den kommenden 15 Jahren fossilen Sprit durch klimaneutrale E-Fuels aus und können fast die gesamte fossile Infrastruktur samt Tankstellen übernehmen.
Warum aber nicht auch für unsere Pkw? Derzeit verbrauchen nur die EU-27 mehr als 15 Tonnen Erdöl pro Sekunde! Dem gegenüber hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung alle Projekte zur E-Fuelproduktion analysiert: „Bis 2035 sind derzeit etwa 60 neue E-Fuel-Projekte angekündigt“, nur die wenigsten hätten eine Finanzierungszusage. „Alle Projekte entsprechen zusammen nur etwa 10 Prozent des unverzichtbaren E-Fuel Bedarfs Deutschlands (Flugverkehr, Schiffsverkehr und Chemie).“
Anders gesagt: Wir Österreicher könnten 2035 nur mehr E-Fuels verwenden – wenn wir die Weltproduktion aufkaufen. Und was, wenn alle auf E-Fuels hoffen, diese dann aber 5 oder mehr Euro pro Liter kosten? Dann wären wir in dem System gefangen und müssten subventionieren.
Bernhard Gaul ist KURIER Innenpolitik-Redakteur und für den Klima-Kanal auf kurier.at verantwortlich.