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Perspektiven für die Autostadt: Wie Rüsselsheim sich verändert, wenn Opel schrumpft

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Opel verkauft 120 Hektar Werksgelände in Rüsselsheim.

In gut einem Monat, vielleicht dauert es auch noch sechs Wochen, könnte offenbar feststehen, wer in Rüsselsheim neuer Großgrundbesitzer wird. Dabei geht es um Flächen von knapp 130 Hektar, die bis dato zum Opel-Stammwerk gehören, nun aber en bloc verkauft werden sollen. Schließlich will sich der Stellantis-Konzern dem Vernehmen nach lieber früher als später von den nicht mehr benötigten Grundstücken im Westen der Stadt trennen, um mit den dadurch erzielten Einnahmen bis 2025 unter anderem die Vision eines „Grünen Opel-Campus“ an der Mainzer Straße zu verwirklichen. Die Hoffnungen der Rüsselsheimer, sich bei dieser Gelegenheit selbst ein paar Rosinen herauspicken zu dürfen, haben sich nicht erfüllt. Denn das Areal soll komplett an einen einzigen Investor veräußert werden.

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Udo Bausch

Ein gut 100 Jahre altes Industriegebiet – inklusive Wärmekraftwerk – umzustrukturieren und völlig neu zu gestalten, ist nach Ansicht des parteilosen Oberbürgermeisters Udo Bausch für alle Beteiligten eine Herkulesaufgabe; nicht zuletzt für die mit Stadtplanung und Baugenehmigungen beschäftigten Ämter. Andererseits sei es eine äußerst reizvolle Aufgabe. Schließlich verfüge derzeit wohl kaum eine andere Kommune im Rhein-Main-Gebiet über so viel „Zukunftspotenzial“.

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Konzentration: Opel in Rüsselsheim soll schrumpfen, aber einen innovativen grünen Campus erhalten. Nicht mehr benötigte Werksflächen stehen zum Verkauf.

Bausch, dessen Amtszeit am 31. Dezember endet, macht keinen Hehl daraus, dass die aktuell 66.000 Bürger zählende Stadt auf allen Feldern weiter wachsen müsse, wenn sie jung, attraktiv und dynamisch bleiben wolle. Das gelte sowohl für den Wohnungsbau, etwa auf der rund 60 Hektar großen Eselswiese, als auch für die Belebung der Innenstadt, wie es auf dem früheren Karstadt-Gelände am Friedensplatz gerade gelungen sei.

Stellantis will Arbeitsplätze sichern

Zumindest bei Mietwohnungen, die zu einem guten Teil immer noch bezahlbar seien, brauche das zentral gelegene Rüsselsheim keinen Vergleich zu scheuen. Dagegen werde das Bauen, entsprechend dem Landes- und Bundestrend, in nächster Zeit sicher nicht günstiger. Ohne sich auf ein bestimmtes Jahr festlegen zu wollen, sieht Bausch die Kommune auf gutem Weg, demnächst auch die 70.000-Einwohner-Marke zu überspringen.

Die vom Stellantis-Konzern geplante Campus-Lösung, die eine CO2-neutrale Produktion ermöglichen soll, werde in Verbindung mit der E-Mobilitäts-Initiative dauerhaft für sichere Arbeitsplätze am traditionsreichen Opel-Standort sorgen, ist sich der Rathauschef sicher, dessen Nachfolger voraussichtlich im Herbst gewählt wird. Weitere Neubürger und die Ansiedlung von Unternehmen könnten der Kommune, die laut Bausch durch das Förderprogramm „Hessenkasse“ merklich entlastet wurde, finanziell wieder mehr Handlungsspielraum bescheren.

Neue Wohnungen geplant

Und dann ist da ja auch noch das schon länger für eine Umwandlung vorgesehene Opel-Altwerk an den Bahngleisen, das zu einer Motorworld-Erlebniswelt werden soll: mit weitläufigen Hallen, die bei dem hybriden Geschäftsmodell des Investors nicht nur als zu mietende Oldtimer-Garagen, sondern zudem als öffentlich zugängliche Schauräume gedacht sind; noch dazu ergänzt um ein Hotel, Gastronomie, Auto-Werkstätten, Läden und Veranstaltungsräume.

Am Rande der 65.000 Quadratmeter großen ehemaligen Produktionsstätte sind zudem neue Wohnungen vorgesehen. Der dazugehörige Bebauungsplan wurde schon vor drei Jahren von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Da es mit dem Großprojekt seitdem aber nur langsam vorangegangen ist, dürfen sich aktuell noch etwa 80 Start-ups und kleinere Unternehmen darüber freuen, in der charmanten Industriebrache zumindest übergangsweise ihren Geschäften nachgehen zu können.

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