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Neurapix bringt Formel 1 der Fotobearbeitung auf den Markt

Neurapix bringt Formel 1 der Fotobearbeitung auf den Markt

Eine lernende Software der Göttinger Firma Neurapix soll die Fotobearbeitung revolutionieren. Das Unternehmen will Weltmarktführer werden.

Göttingen – Tausende Fotos von einer Veranstaltung oder Feier zu machen, fällt dank digitaler Fotografie und Speichermedien leicht. Um diese Foto-Massen zu sichten, auszuwählen und qualitativ wertvoll zu bearbeiten aber braucht es Stunden, ja Tage.

Das junge Göttinger Unternehmen Neurapix minimiert den Aufwand besonders bei der Fotobearbeitung dank einer lernfähigen Künstlicher Intelligenz um sagenhafte 80 Prozent.

Fotografen können Software trainieren

Fotografen können diese BildbearbeitungsKI sogar selbst trainieren. Und das ist der Unterschied zu vielen, wenig beeinflussbaren KI.

Die Macher von Neurapix sind 2020 gestartet Ihr Produkt, das in die Software Adobe Lightroom integriert ist, richtet sich vorwiegend an Berufsfotografen, aber auch an Hobbyfotografierende die Bilder in Massen produzieren – gerne auch von einer Veranstaltung wie Familienfeiern, Hochzeiten oder einem Kultur- und Sportgroßereignis.

Einfache Handhabung des Programms

Handhabung und Trainieren der KI sind einfach: Aus Lightroom schickt der Fotograf von ihm fertig bearbeitete Fotos über das Neurapix-Plugin an den Neurapix-Server, füttert so die Künstliche Intelligenz mit personalisierten Mustern. Die KI schaut sich diese Bilder an, analysiert und erstellt auf dieser Basis ein SmartPreset, wie Simon Diegmann beschreibt.

Das SmartPreset ist praktisch eine auf das Auge, die Wünsche und Vorlieben eines Fotografen ausgerichtet. Er nutzt das SmartPreset, in dem er unbearbeitete Fotos aus Lightroom an den Neurapix-Server schickt. Dort werden sie bearbeitet. Schwierige Lichtsituationen werden ebenfalls bewältigt. Der Fotograf muss nicht wie bisher, für jedes Foto Regler am Bildschirm per PC-Mouse verschieben.

neurapix bringt formel 1 der fotobearbeitung auf den marktFoto © Hubert Jelinek

Dennoch gibt der Fotograf, der quasi einen Zeitsprung vollzieht, die Fäden nicht aus der Hand, sondern kann stets in Lightroom alle Bildparameter manuell über die Skalierung verändern – „er bleibt Herr seiner Fotos“, wie Siemon Diegmann betont. Übrigens: Auch diese Nachkorrekturen merkt sich die KI.

600 Bildbearbeitungen pro Minute

Dauert die Auswahl und das Bearbeiten dafür mit Lightroom händisch viele Stunden, verspricht Neurapix nun die Bearbeitung im Formel-1-Tempo, wie Diegmann sagt: „600 Bildbearbeitungen pro Minute sind möglich. Das spart dem Fotografen enorm viel Zeit.“

Der Hamburger Berufsfotograf Patrick Lipke bringt auf den Punkt, was die gewonnene Zeit für ihn bedeutet: „Statt einen großen Job, schaffe ich jetzt zwei Aufträge an einem Tag.“.

Viele Gespräche mit Fotografen

Nun sind Künstler wie Fotografen sensibel, wenn es um die Speicherung, externe Bearbeitung und Verwendung eigener Werke geht. Solchen Vorbehalten begegneten die Neurapix-Macher früh: Bevor das Start-Up loslegte, wurden viele Gespräche mit Fotografen geführt.

„Wir wollten uns ein Bild von der Arbeit, Notwendigkeiten und Anforderungen machen.“ Schnell war klar, dass Neurapix den Fotografen die größtmögliche Sicherheit bieten wollte. Deshalb stehen die Neurapix-Server in Deutschland, in Göttingen. „Alles andere, mit Standorten im Ausland, wäre uns zu unsicher gewesen.“

Bislang wurden mehr als 20 Millionen Bilder bearbeitet

Bisher hat Neurapix bereits mehr als 20 Millionen Fotos per KI bearbeitet und gut 3500 SmartPresets konstruiert, die täglich genutzt werden. Auch die Resonanz bei Fotografen, die für und mit Neurapix arbeiten sei bislang „sehr positiv“. Diese Rückmeldungen sind den Jungunternehmern weiter wichtig.

Demnächst wollen sie sich einen weiteren Zeitfresser vorknöpfen: Der Auswahl von Fotos und Motiven. „Die ist enorm zeitaufwändig, wenn man bedenkt, dass ein Hochzeitsfotograf zwischen 3000 und 10 000 Fotos an einem Tag macht.“ Neurapix lässt 16 Stunden Auswahl- und Bearbeitungszeit auf 30 bis 60 Minuten schmelzen.

Alles begann bei einem netten Gespräch

Wie so oft bei Start-Ups begann alles mit einem netten Gespräch. Bei Neurapix aber nicht in einer Kneipe, sondern im Garten. „Wir haben einfach unsere Potenziale zusammengetragen und geschaut, was wir daraus machen könnten“, schildert Simon Diegmann (40), der als Betriebswirtschaftler zuvor Unternehmen bei Produktmarketing, Organisationsentwicklung und Zukunftsausrichtung beriet, nun bei Neurpapix für Marketing, Vertrieb und Support.

Zum Team gehören der Elektrotechniker/Informatiker Peter Chronz (38, KI-Entwicklung und „Kopf hinter den SmartPresets“), der Jurist Nils Sauder (34, Datenschutz; Rechtsfragen) und der Daten-Analytiker Stefan Baur (40, Entwicklung Lightroom Plugin, Server-Infrastruktur).

Quartett ist optimistsch

Nach zweieinhalb Jahren sind die Vier optimistisch: Als potenzielle Kunden kommen in Deutschland gut 30 000 Fotografen in Betracht – weltweit sind es bis zu einer Million. „Zahlen, die eine Perspektive darstellen“, sagt Diegmann und fügt an: „Wir wollen weltweit vorne dabei sein, auch wenn es schon Konkurrenz gibt.“ Die ist noch klein, Diegmann spricht von einer Handvoll Unternehmen, dürfte aber wachsen. (Thomas Kopietz)

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