Autos

Mercedes

Mercedes GLC 300

Mercedes-Benz

Mercedes GLC 300e: Eleganz, Entspannung, Weißglut

mercedes glc 300e: eleganz, entspannung, weißglut

Mercedes GLC 300e: Eleganz, Entspannung, Weißglut

Der erste Eindruck, den der Mercedes GLC 300e hinterlässt, ist prächtig. Er wirkt, als könnte er keine Fehler machen. Solide, glatt wie Teflon, keine Kanten, gefällig statt polarisierend. Im Fall des Testwagens auch noch ein Plug-in-Hybrid mit mehr als 100 Kilometer Reichweite. Mega! Doch die Liebe auf den ersten Blick wird immer wieder auf die Probe gestellt, wie „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl hier im Video-Fahrbericht zeigt.

Allein die 20-Zoll-Räder mit ihren 20 Speichen sind ein Eleganz-Statement. Da mag man den Designern die Peinlichkeit der dick auftragenden Chrom-Auspuffattrappen fast schon verzeihen. Der Auspuff selbst hängt verschämt links unterm Heck.

Sehr gelungener AntriebKeine Frage, der Antrieb ist vom Feinsten. 313 PS Systemleistung und ein maximales Drehmoment von 550 Nm spielen sich mit den 2377 kg des Testwagens (6,7 s, 218 km/h). Okay, ja, das sind gut 400 kg mehr, als ein Verbrenner-GLC auf die Waage bringt. Aber dafür geht hier elektrisch echt was weiter.

Der E-Motor allein hat zwar nur 100 kW/136 PS, aber 440 Nm. Damit kann man ohne einen Tropfen Sprit locker im Verkehr mitschwimmen und sogar bis zu 140 km/h schnell fahren. Auf die offiziellen 104 bis 120 Kilometer bin ich zwar nicht gekommen, aber immerhin auf 85 Kilometer, bevor der Motor sich zugeschaltet hat (Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer: 27,7 kWh/100 km). Als Brutto-Batteriekapazität gibt Mercedes 31,2 kWh an.

Top: Ein Pendler kann seinen 300e also wirklich als E-Auto nutzen, wenn er daheim oder in der Arbeit laden kann.

So schnell laden nur wenige PHEVsApropos Laden: Hier haben Daimlers Plug-in-Hybride den meisten Konkurrenten etwas voraus: den optionalen Schnelllader. An der Wallbox lädt der 300e serienmäßig dreiphasig mit 11 kW, optional kann man ihn aber auch an eine DC-Säule hängen, wo er dann mit bis zu 60 kW saugt. So ist ein gerade noch leerer Akku in einer halben Stunde wieder randvoll.

Ist der Akku leer, darf man mit neun Liter Benzin auf 100 km rechnen, die der 204 PS starke Zweiliter-Turbobenziner konsumiert. Wer sich das regelmäßige Anstecken spart (was viele Plug-in-Besitzer tun, denen die NoVA-Befreiung Anreiz genug ist), muss mit dem auf 49 Liter verkleinerten Tank auskommen.

Die Hochvoltbatterie lässt sich ohne anzustecken übrigens nicht vollladen: Im Modus „Battery Hold“, wird lediglich der aktuelle Ladestand gehalten. Nur im Sportmodus kriegt der Akku ein paar Prozent extra, damit wirklich immer die volle Leistung abrufbar ist.

Noch etwas wurde beim Doppelherz-GLC verkleinert: Der Kofferraum hat nun eine dicke Stufe und nimmt nur noch 470 Liter Gepäck auf (150 Liter weniger als die Verbrenner). Von hinten aus kann man die Rücksitzlehnen fallen lassen, dann sind es 1530 Liter dachhoch.

Zwei Dinge nerven am RekuperierenPrinzipiell sehr gut ist es, dass ich die Rekuperationsstufen über die Lenkradpaddles einstellen kann. Das reicht vom rekuperationsfreien Segeln bis hin zum One-Pedal-Fahren. Und dazu gibt’s auch noch einen adaptiven Rekuperationsmodus, d.h. das Auto entscheidet je nach Verkehrssituation, ob und wie stark es per Rekuperation verzögert. Das ist nur leider in der Praxis selten das, was der Fahrer erwartet.

Das wäre noch nicht so schlimm, man muss den adaptiven Modus ja nicht verwenden. Aber: Der adaptive Rekuperationsmodus drängt sich auf -er ist immer aktiv nach dem Neustart, nach jedem Fahrmoduswechsel und sogar immer dann, wenn man den Tempomaten verwendet und wieder abgeschalten hat. Das ist eine Zwangsbeglückung, die einen zur Weißglut treiben kann.

Und das Zweite ist: Wenn das Auto rekuperiert – vor allem wenn es stark rekuperiert -, dann zieht sich das Bremspedal ein Stück zurück, so wie wenn es sich selber draufsteigen würde. Der Effekt ist nicht so stark wie in den elektrischen Mercedes-Modellen, lästig und vor allem unnötig ist es trotzdem.

Eine Besonderheit gibt’s noch in Sachen Lenkradpaddles: Im Sportmodus werden sie zu Schaltpaddles, dann kann man die Neungang-Automatik also manuell durchschalten.

Das Fahren: Hart am GenussDas Fahren an sich ist sehr entspannend, weil es extrem leise zugeht im GLC. Überraschenderweise ist das optionale Komfortfahrwerk für einen Mercedes aber relativ hart. Nicht unkomfortabel, aber nicht so sänftig, wie man das mit Mercedes verbinden könnte. Damit so ein schweres, hohes SUV sicher liegt, braucht es eine gewisse Härte, sonst fehlt es dem Fahrwerk an Präzision – und das will man sich bei Mercedes erst recht nicht nachsagen lassen.

Fakt ist: Für sein Gewicht liegt der GLC ziemlich gut und er lenkt auch ziemlich gut ein. Die Lenkung ist leichtgängig, aber nicht gefühllos, sodass man gerade in engen Kurven fast schon sportlich fahren kann. Das liegt wohl unter anderem an der Hinterradlenkung, die bei den Plug-in-Hybriden serienmäßig ist. Genauso serienmäßig ist hier die Luftfederung mit automatischer Niveauregulierung an der Hinterachse.

Die Hinterradlenkung merkt man vor allem auch beim Rangieren, weil der Wendekreis mit 11 Metern fast einen Meter kleiner ist als ohne.

Feiner Innenraum mit viel PlatzMan sitzt gut im GLC, auf allen Plätzen. Vor allem den Rücksitzpassagieren kommt zugute, dass das Auto 4,83 Meter lang ist und 2,89 Meter Radstand hat. Die Gestaltung des Raumes ist so intelligent, dass in jede Tür eine 1,5-Liter-PET-Flasche passt, ohne zu stören und ohne dass das Design an Eleganz verlieren würde. Vorbildlich.

Sehr fein ist das riesige Panoramaglasdach, das man auch öffnen kann. Einziger Nachteil: das Sonnenrollo ist so dünn, dass es an einem sonnigen Sommertag recht viel Sonne bzw. Hitze durchlässt.

Ansonsten alles typisch Mercedes. Hochwertigste Materialien in einer typischen Mercedes-Landschaft mit freistehendem 12,3-Zoll-Tachodisplay und einem gewissermaßen auf der Mittelkonsole schwebenden 11,9-Zoll-Touchscreen. Die Totalverglasung durch den Hyperscreen bieten sie im GLC nicht an.

Werft die Touchelemente raus!Was Mercedes schon die längste Zeit gar nicht mehr anbietet, sind echte Tasten am Multifunktionslenkrad. Sondern: Touchflächen. Und die können einen zur Weißglut treiben, weil sie oft nicht so reagieren, wie man sich das vorstellt. Nehmen wir nur mal das Beispiel Lautstärke-Slider. Der reagiert manchmal gar nicht, manchmal zögerlich und manchmal wird die Musik lauter, wenn man in die Leise-Richtung slidet. Das Leben in einem Mercedes könnte so angenehm sein – mit richtigen Knöpfen am Lenkrad. Gibt es aber nicht mehr.

Das Bediensystem MBUX ist deutlich gelungener. Teilweise gibt’s richtig große Schaltflächen, die man mit den Fingern gut trifft. Und auch die Sprachführung, die auf „hey Mercedes!“ hört, funktioniert gut. Top sind auch die Offroadfunktionen, zu denen der „gläserne Vorderwagen“ gehört, den ursprünglich Land Rover eingeführt hat.

Die PreiseDer Testwagen kommt mit Extras auf insgesamt fast 90.000 Euro. Basispreis für den GLC 300e ist 69.360 Euro. Basispreis für den GLC überhaupt ist 64.500 Euro, dafür bekommt man den GLC 200 4matic. Der hat den 204-PS-Benziner aus dem Testwagen, dazu einen 23-PS-E-Motor, der ihn zum Mildhybrid macht.

FahrzitDer Mercedes GLC 300e macht vieles richtig gut. Er hat eine große elektrische Reichweite, man kann ihn sogar mit Gleichstrom laden. Er fährt gut, er fährt leise, hat viel Platz, ist elegant innen wie außen. Schrullen im Detail können aber richtig nerven: die unsäglichen Touchflächen am Lenkrad, das Bremspedal, das sich zurückzieht, oder der daueraktive adaptive Rekuperationsmodus. Wer sich davon nicht aus der Ruhe bringen lässt, wird am Mercedes GLC seine Freude haben. Aber sagen Sie nicht, wir hätten’s Ihnen nicht gesagt …

Warum?

Hochwertiger Eindruck

Hohe Elektro-Reichweite

Viel Platz

Warum nicht?

Schlecht bedienbare Touchelemente am Lenkrad

Aufdringlicher adaptiver Rekuperationsmodus

Oder vielleicht …… Audi Q5, BMW X3, Volvo XC 60, Porsche Macan

TOP STORIES

Top List in the World