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Mercedes eVito vs. VW ID.Buzz Cargo: Welcher Transporter hat die Nase vorn?

21.10.2024 06:02 Uhr | Lesezeit: 3 min mercedes evito vs. vw id.buzz cargo: welcher transporter hat die nase vorn?

Mercedes eVito vs. VW ID.Buzz Cargo im Vergleichstest. © Foto: Michael Blumenstein/Autoflotte

Vergleichbar oder nicht? Auf den ersten Blick weniger. Zu sehr überragt der Mercedes-Benz eVito seinen Widersacher VW ID.Buzz Cargo. Dennoch fragen sich Einkäufer: Welchen nehmen?

von Jan Burgdorf

Wir gehen direkt in medias res. 428 Millimeter ist der Transport-Klassiker länger, bei Breite und Höhe geben sich eVito und VW ID.Buzz Cargo kaum etwas. Daraus folgend gerät das Frachtabteil des Sternen-Transporters entsprechend luftiger: 2,83 zu 2,23 Metern Ladelänge und 6,0 zu 3,9 Kubikmetern geht das Duell aus. Damit fährt der eVito klar eine Klasse höher als Buzz.

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Oder doch nicht? Der Blick in die Preislisten macht zum ersten Mal stutzig. Wirkliche Schnäppchen sind beide nicht, aber dass die Grundversion des großen Mercedes mal eben 6.650 Euro weniger kostet als die des kleineren VW in Testkonfiguration, überrascht dann doch. Hinzu kommt: Wenn ein vollelektrisches VW-Nutzfahrzeug in den Fuhrpark soll, hat man bis dato gar keine andere Chance, als zum ID.Buzz zu greifen. Der neue VW Transporter, den es auch als “Batterie-Electric-Vehicle” (BEV) geben wird, wurde zwar kürzlich auf der IAA-Transportation präsentiert, lässt mit seinem Straßendebüt aber noch auf sich warten – und eigentlich ist es bekanntermaßen fortan ein Ford.

Mercedes eVito und VW ID.Buzz Cargo

mercedes evito vs. vw id.buzz cargo: welcher transporter hat die nase vorn?

Mercedes eVito und VW ID.Buzz Cargo sind keine Schnäppchen

Dass der Kleine (VW) den Großen (Mercedes) zusätzlich auf der Waage übertrumpft, ist dagegen weniger überraschend, man muss nur einen Blick auf die Batteriekapazität werfen. Der Mercedes schmeißt 60 nutzbare Kilowattstunden (kWh) in die Runde, der VW trägt 79 kWh in sich. Dennoch wiegt der ID.Buzz mit gemessenen 2,46 Tonnen nur 90 Kilogramm mehr als der Mercedes-Benz. Woraus der als 3,0-Tonner deklarierte VW eher magere 540 Kilogramm Nutzlast generiert. Der für 3,2 Tonnen zugelassene eVito darf 830 Kilogramm laden.Die er aber wohl vorrangig auf kürzeren Strecken im urbanen Einsatz transportieren wird.

Knapp 250 Kilometer Reichweite weist der Bordcomputer bei komplett geladenem Mercedes-Akku aus. Beim ID.Buzz steht dagegen bei entsprechender Fahrweise durchaus auch mal eine 4 vor den zwei folgenden Zahlen, auch wenn sich solche Werte tatsächlich nur im Stadtbetrieb einfahren lassen. Geht der Strom zur Neige, lässt sich der VW mit bis zu 185 kW am Schnelllader wieder füllen – unter 30 Minuten reicht für den Sprint von 10-80 Prozent Akkustand. Beim eVito dauert der Vorgang quälend länger, denn hier sind 50 kW Standard. Für 281 Euro extra gibt es einen Zuschlag von 30 kW. Die Frage ist aber: Wie oft werden E-Transporter unterwegs geladen? Meistens über Nacht mit 11 kW. Hilfreich wäre ein 22-kW-AC-Lader, um innerstädtisch den Akku während der Stadnzeiten schnell zu füllen.

So dockt der VW mit vollen Akkus schon wieder von der Ladesäule ab, wenn der Mercedes-Benz von diesem Zustand noch weit entfernt ist. Wer plant, seinen Strom-Van auch auf längeren Transportstrecken einzusetzen, dürfte mit dem ID.Buzz daher besser beraten sein.

Mercedes eVito und VW ID.Buzz Cargo: Die Ladekapazitäten

Doch Vorsicht: Dessen stylische Außenhülle unterstützt nicht unbedingt die Transportgene. Der Laderaum verjüngt sich aufgrund des schrägen Hecks im hinteren Drittel und kann maximal 1,25 Meter hoch bauende Frachtstücke aufnehmen. Auch die Schiebetür fällt mit 76 Zentimetern Breite schmal aus, umso mehr sind die Flügeltüren am Heck (260 Euro) eine gute Option, die theoretisch eine Be- und Entladung per Stapler erlauben. In solchen Fällen nervt auch die hohe Ladekante von 62 Zentimetern (eVito 55 cm) nicht.

So fängt im VW bei sperrigeren Frachtstücken das Zirkeln an, wo im Mercedes das 83,7 Zentimeter breit bauende Seitenportal (geöffnet) aufschwingt und man einfach einlädt. Vor diesem Hintergrund schade, dass VW die jüngst nachgeschobene Variante mit verlängertem Radstand bis auf Weiteres lediglich für die Pkw-Versionen der ID.Buzz vorhält.

Digital vs. analog

Wechseln wir nach vorne in die Kommandozentralen, in denen beide Hersteller auf unterschiedliche Bedienphilosophien setzen. Auf der einen Seite der ID.Buzz mit seinem weitgehend digitalen Konzept inklusive eher minimalistischem Kombiinstrument hinter dem Lenkrad plus großem Touchscreen in der Mittelkonsole. Ein solcher findet sich auch im Mercedes-Benz, dafür blickt der Fahrer hier noch auf klassische, analoge Rundinstrumente und findet deutlich mehr “echte” Schalter vor. Die tragen dazu bei, dass man sich im eVito insgesamt schneller, weil intuitiver zurechtfindet. Nur das Lenkrad des Sternentransporters empfinden wir mit Bedienelementen überfrachtet und dessen fummelige kapazitive “Softtouch-Funktion” macht die Sache nicht besser.

Das immerhin gelingt im ID etwas einfacher, ansonsten hat sich VW von seinem bisherigen Ruf, einer kinderleichten Bedienung, aber verabschiedet. Man kann nur hoffen, dass der ID.Buzz bald in den Genuss des überarbeiteten Bedienkonzepts des Pkw-Bruders ID.7 kommen darf, das vor allem beim Infotainment-System eine spürbar bessere Bedienbarkeit bietet. Und das nicht nur, weil hier die Slider für Heizung und Audiolautstärke nachts beleuchtet werden, was im ID.Buzz verständnisloserweise noch immer nicht der Fall ist.

Die große Stunde des VW schlägt dafür beim Fahren. Der leer 2,46 Tonnen schwere Van liegt satt auf der Straße, gibt sich aber auch mit den 500 Kilogramm Testballast im Laderaum überaus agil und dreht wegen seinem kleinen Wendekreis von gut elf Metern gefühlt auf der Stelle.

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