Finanzen

Wirtschaft

Wirtschafts-nachrichten

Mehr Platz für Autos in Innenstädten: Wie denken die Sachsen über die Ideen der FDP?

Mit ihrem “Fahrplan Zukunft” setzt die Bundes-FDP im Ostwahlkampf auf Bewährtes. Eine Politik für das Auto soll es richten. Umfragen zeigen, wie Bürger das finden.

mehr platz für autos in innenstädten: wie denken die sachsen über die ideen der fdp?

Die Suche nach Parkplätzen gestaltet sich oft schwierig, so wie hier in einer engen Straße von Görlitz. Würde ein “Politik für das Auto” das ändern? © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Dresden. In drei ostdeutschen Bundesländern stehen Wahlen kurz bevor. Thüringen, Sachsen, Brandenburg – nirgendwo sehen Umfragen die FDP aktuell annähernd in Reichweite der für den Einzug in die Parlamente entscheidenden Hürde von fünf Prozent. Ein populäres Thema, eins das bei der FDP traditionell zu Hause ist, soll nun aber offenbar helfen, das drohende Debakel abzuwenden: das Auto.

    Vergangene Woche beschloss die Bundes-FDP ihren “Fahrplan Zukunft”. Mehr Autos in den Innenstädten, kostenfreies Parken, Straßen statt Fahrradwege oder Fußgängerzonen und sowieso kein generelles Tempolimit auf Autobahnen. Das will die Partei. Doch wollen das auch die Bürger?

    In mehreren bundesweit durchgeführten Umfragen hat Sächsische.de mit den Meinungsforschern von Civey Antworten auf diese Frage gesucht. Das sind die Ergebnisse.

    Die Sachsen fahren gerne Auto, wünschen sich aber besseren ÖPNV

    Ein grundsätzliches Prinzip von Politik ist das Finden von Lösungen, hinter denen sich Mehrheiten versammeln können. Dass das Auto-Thema relevant ist, zumindest dessen kann sich die FDP sicher sein. Denn das Auto ist nach wie vor das beliebteste Fortbewegungsmittel von den meisten Menschen bundesweit wie auch in Sachsen. Sowohl im Bund als auch im Freistaat geben in einer entsprechenden Umfrage mehr als zwei Drittel der Befragten an (jeweils 69 Prozent), sie nutzen im Alltag bevorzugt das Auto.

    Mit deutlichem Abstand folgen der öffentliche Nahverkehr (Sachsen: 16 Prozent; Bund: 13 Prozent) und das Fahrrad (Sachsen: 9 Prozent; Bund: 12 Prozent).

    Doch ist es tatsächlich so, dass die Parkplatzsituation in Innenstädten eins der größten Probleme im täglichen Erleben aller Verkehrsteilnehmer ist? Die vereinfachte Antwort: nein. Überraschend ist, was tatsächlich als das am drängendste empfundene Alltagsproblem im Bereich Mobilität angegeben wird.

    In einer zweiten bundesweit durchgeführten Civey-Umfrage, für die auch Zahlen aus Sachsen vorliegen, wird deutlich, dass sowohl die meisten der Deutschen als auch die meisten der Menschen im Freistaat ein großes Verlangen nach einer besseren Qualität des öffentlichen Nahverkehrs haben: 26 Prozent der Sachsen sagen das, bundesweit sogar 33 Prozent – keine andere Antwort wurde häufiger gegeben.

    Auch die am drittmeisten gegebene Antwort bezieht sich auf den ÖPNV. Sie überrascht mit Blick auf die im Zuge des 49-Euro-Tickets stabiler und in der Fläche günstiger gewordenen Preise für Bus- und Bahnfahren. Dennoch geben 20 Prozent der Sachsen an, dass sie die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr nach wie vor als drängendes Alltagsproblem empfinden. Knapp mehr, nämlich 21 Prozent der Sachsen, sehen die Kosten für den Betrieb des eigenen Autos als noch dringlicher an. Bundesweit fällt das Ergebnis ähnlich aus.

    Wie sehen FDP-Wähler die Sache?

    Spannend ist auch der Blick auf das Ergebnis der Umfrage hinsichtlich der Wahlabsichten der Befragten. Diese Statistik liegt nur für den Bundesdurchschnitt vor. Es fällt aber auf: Nicht einmal für klassische FDP-Wähler sind Autofahrerprobleme so wichtig. Auch hier werden eher der Zustand sowie die Kosten des ÖPNV-Angebots als kritisch angesehen: die beiden entsprechenden Antworten kommen bei den FDP-Wählern auf 52 Prozent. Die Kosten des eigenen Autos (8 Prozent) oder Stau (18 Prozent) empfinden deutlich weniger FDP-Anhänger als problematisch.

    Das Beschlusspapier des FDP-Präsidiums heißt komplett “Fahrplan Zukunft – Eine Politik für das Auto”. Fraglich ist, ob diejenigen, die die Autos fahren, sich über die autofreundliche Politik auch freuen würden. Denn schon jetzt ist der Ärger der Menschen bei der Suche nach freien Parkplätzen in Städten groß. Der Kampf um Stellplätze dürfte sich verschärfen, wenn das Parken kostenlos wird.

    Eine dritte Civey-Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Hälfte der Sachsen häufig darüber ärgert, für das Auto keinen Stellplatz zu finden. Bundesweit sagen das 48 Prozent. Es ist schwer vorstellbar, dass dieser “Ärger” wirklich weniger würde, wenn man Innenstädte mit mehr Autoverkehr belebt.

    Information zu Umfragen mit Civey

    Sächsische.de führt regelmäßig in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey repräsentative Umfragen durch. Die Befragungen finden ausschließlich online statt. Wie die Umfragen mit Civey genau funktionieren, wird in diesem FAQ-Artikel erklärt.

    In diesem Artikel wurden drei Umfragen ausgewertet, die Sächsische.de in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsunternehmen Civey durchgeführt hat. Die bundesweite Stichprobe beträgt bei allen Umfragen rund 5.000 Menschen. Die Stichproben für die Sachsen-Umfragen liegen bei 396 und 397 und 400 Personen.

    Die hier dargestellten Daten auf Bundeslandebene basieren auf sogenannten Small Area Methoden. Die Ergebnisse sind repräsentativ unter Berücksichtigung ihres jeweiligen statistischen Fehlers. Dieser ist jeweils unter den Grafiken ausgewiesen.

    TOP STORIES

    Top List in the World