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Mazda 3 e-SKYACTIV X 186 (2024) im Test: Moderner Möchtegern

Er ist eines der schönsten Kompaktmodelle auf dem Markt und trotzdem kauft ihn keiner. Können die neuesten Anpassungen das ändern?

mazda 3 e-skyactiv x 186 (2024) im test: moderner möchtegern

Wer in Deutschland einen Nicht-Premium-Kompaktwagen will, kauft einen VW Golf. 81.117 Exemplare gingen 2023 über die Tresen. Von solchen Zahlen ist die Konkurrenz weit entfernt. Selbst der als ewige Konkurrent gehandelte Opel Astra schaffte mit 25.093 Einheiten nicht einmal ein Drittel. Und der im Straßenbild quasi nicht existente Skoda Scala verkaufte sich mit 7.342 Stück doppelt so gut wie unser Neuzugang im Fuhrpark. Woran liegt das? Test!

Was ist das?

Es handelt sich um den Mazda 3. Den eigentlich ziemlich formschönen Kodo-Design-Kompaktwagen mit passgenauer Ross-Reiter-Innenraumgestaltung, einfacher Bedienung, kompliziertem wie hochinteressantem Skyactiv-X-Motor und (jetzt ganz neu) auch den neuesten Technik-Anpassungen für das aktuelle Modelljahr 2024.

Klingt eigentlich ganz attraktiv, oder? Trotzdem konnten sich im vergangenen Jahr nur 3.760 Menschen dazu durchringen, Golf und Co. links liegen zu lassen und stattdessen ein neues Auto aus dem fernöstlichen Japan zu erwerben.

Und was ist neu?

Das auffälligste Merkmal des überarbeiteten Mazda ist das auf 10,25 Zoll vergrößerte Infotainment-Display, das jetzt auch per Touchfunktion bedient werden kann. Eine neue Split-Screen-Ansicht bietet zudem mehr Informationen auf einen Blick, die Navigation verfügt über eine Online-Suchfunktion für Sonderziele. Die Positionsbestimmung arbeitet fortan mit einem 3D-Gyrosensor, der die Position des Fahrzeugs auch in Gebieten mit schlechtem GPS-Empfang berechnet, kabellose Smartphone-Konnektivität ist serienmäßig und das Head-up-Display ebenfalls.

Weitere Neuerungen sind die schwarz gehaltenen Lenkradtasten, neu angeordnete Bedienelemente für die Klimaanlage, der 360-Grad-Monitor und eine neue Qi-Ladeschale. Die erweiterte Stauassistenzfunktion kann das Fahrzeug jetzt bis zu einer Geschwindigkeit von 150 km/h automatisch in der Fahrspur halten, der Notbremsassistent wurde ebenfalls verbessert und erkennt nun Fußgänger und Zweiradfahrer bei Dämmerung und Dunkelheit.

Außerdem gibt es einen neuen Aufmerksamkeitsassistenten, der ein Warnsignal gibt, wenn man abgelenkt sein sollte. Und da beginnen die Probleme, denn dieser Mazda denkt, dass wir ziemlich oft nicht bei der Sache sind …

Wie äußert sich das?

Ständig piepst es während der Fahrt. Zu lange an der Nase gekratzt? Piepsen. Zu lange den rückwärtigen Verkehr im Rückspiegel beobachtet? Piepsen. Einen schnellen Schluck aus der Flasche? Piepsen. Nervig. Und nur umständlich nach jedem Fahrtantritt erneut im Infotainment-System deaktivierbar.

Leichter ausschalten lässt sich dafür die akustische Warnung bei Geschwindigkeitsübertretungen. Seit 2023 in neu homologierten Fahrzeugen Pflicht. Und ebenfalls extrem nervig. Vor allem dann, wenn die Verkehrszeichenerkennung denkt, dass man in einer 30er-Zone unterwegs ist, obwohl man eigentlich 100 fahren dürfte.

Mazda löst das relativ simpel, indem man links unten neben dem Lenkrad einen neuen Knopf angebracht hat. Einfach routiniert nach Fahrtantritt drücken und schon sind die akustischen Warnungen stumm. Vielen Dank.

Kann er auch fahren oder nur piepsen?

Kann er. Das Antriebsprogramm der Nummer 3 blieb bei der jüngsten Überarbeitung übrigens unverändert. Der 2,0-Liter e-Skyactiv G ist in zwei Leistungsstufen (122 und 150 PS) verfügbar, unser Testwagen ist mit dem e-Skyactiv X 186 ausgestattet, den man optional mit 6-Gang-Automatik (bei uns an Bord) und Allrad (wir haben Frontantrieb) koppeln kann.

Alle Motoren sind ab Werk mit einem Mild-Hybrid-System ausgestattet, das über einen in den Riementrieb integrierten Starter-Generator Bremsenergie rekuperiert und damit das Bordnetz mit Energie versorgt sowie den Verbrennungsmotor entlastet. Wirklich oft ist der Benziner allerdings nicht aus.

Betont laufruhig geht der Motor unter der ellenlangen Haube ans Werk. Beim Anfahren braucht der Mazda 3 aber ein wenig, um auf dem Quark zu kommen. Er steht auf Drehzahl und unter 1.500 Umdrehungen tut sich wenig. Erst bei 4.000 Touren stehen die maximalen 240 Newtonmeter bereit. Das Aggregat muss also linear hochgedreht werden.

Gerne auch mal bis 6.000 U/min, wo dann die maximale Leistung von 186 PS anliegt. Gänge lange halten. Deshalb reicht auch die eher gemächliche 6-Gang-Automatik. Obwohl wir uns bei Autobahnetappen schon manchmal eine längere Übersetzung des letzten Gangs wünschen würden. So fühlt es sich ein bisschen nach 1990 an.

Während das Getriebe also etwas zäh bei der Sache ist, sind Lenkung und Fahrwerk des Mazda 3 das komplette Gegenteil. Erstere ist zielgenau und schön direkt, zweiteres ist für unseren Geschmack fast schon ein bisschen zu straff ausgelegt.

Bei glatten Straßen macht das ziemlich viel Spaß, Schlaglöcher quittiert dieser Kompaktwagen aber sehr deutlich mit Stößen ins Rückenmark der Passagiere. Fahrerisch also irgendwie ein hemdsärmeliger Golf GTI … mit etwas weniger Leistung. Obwohl 8,5 Sekunden von 0-100 km/h im Alltagsgebrauch eigentlich völlig klar gehen.

Was man in jedem Fall noch wissen sollte …

Eigentlich nur zwei Dinge: der Verbrauch und das Platzangebot. Auf unserer Testfahrt gönnt sich der Mazda 3 im Schnitt 6,9 l/100km und liegt damit gut einen Liter über der WLTP-Angabe. Fair. Vor allem wenn man bedenkt, dass es sich um einen 2,0-Liter-Benziner handelt. Mit vier Zylindern. Trotzdem würde wahrscheinlich noch mehr gehen, wenn die Automatik manchmal etwas früher schalten würde. Hier hilft nur, auf die Paddles am Lenkrad zurückzugreifen oder gleich das Modell mit dem manuellen Getriebe zu wählen.

Richtig negativ ins Bewertungsgewicht fällt allerdings das Platzangebot, denn es geht wirklich eng im Mazda 3 zu. In der ersten Reihe merkt man das an der begrenzten Schulterfreiheit, im Fond an wenig Raum für Beine und Kopf. Selbst eine normale Babyschale passt nur auf die Isofix-Station, wenn man dem Beifahrer in der ersten Reihe ein bisschen seiner Beinfreiheit klaut.

Und der Kofferraum mit seiner hohen Ladekante ist ebenfalls kein Gepäckwunder. Hier ist die schicke Dachlinie Schuld, dass gerade so ein Standard-Kinderwagen (mit abmontierten Rädern) hineinpasst. Wer schön sein will, muss leiden.

Fazit: 7/10

Wenn man kein kompaktes Raumwunder, sondern eher einen extrem schönen Fünftürer mit Schrägheck und fahrdynamischen Qualitäten zwischen 35.000 und 40.000 Euro sucht, würden wir den Mazda 3 empfehlen und dem Golf, Astra und Co. (die natürlich auch auf ihre Art schick sind und ähnlich viel kosten) vorziehen.

Außerdem sollte man die alten Tugenden des Automobilbaus zu schätzen wissen, die an den richtigen Stellen mit der neuesten Technik angereichert wurde. Einzig die Automatik sollte wohl überlegt sein. Wer viel Landstraße oder Autobahn fährt, ist mit der manuellen Option eventuell besser (und günstiger in der Anschaffung) unterwegs.

Mazda3 e-SKYACTIV X 186 (2024)

  • Motor: 4-Zylinder-Benziner, 1.998 ccm, mechanischer Kompressor, 24-Volt-Mild-Hybrid
  • Getriebeart: 6-Gang-Automatik
  • Antrieb: Frontantrieb
  • Leistung: 186 PS bei 6.000 U/min
  • Max. Drehmoment: 240 Nm bei 4.000 U/min
  • Beschleunigung 0-100 km/h: 8,5 Sek.
  • Höchstgeschwindigkeit: 216 km/h
  • Verbrauch: 5,9 – 6,0 l/100km (WLTP) // 6,9 l/100km (Testverbrauch)
  • Emission: 133 – 136 g/km (WLTP)
  • Länge: 4.460 mm
  • Breite: 1.795 mm
  • Höhe: 1.435 mm
  • Leergewicht: 1.462 kg
  • Zuladung: 576 kg
  • Kofferraumvolumen: 358 – 1.026 Liter
  • Anzahl der Sitze: 5
  • Basispreis: 29.690 Euro (Prime-Line + Schaltgetriebe)
  • Preis der Testversion: 33.490 Euro (Exclusiv-Line + Automatikgetriebe)
  • Preis des Testwagens: 39.290 Euro

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