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Marc Marquez: Neue Honda-Aero verlangt "ganz anderen Fahrstil"

Marc Marquez mit der neuen Honda-Verkleidung mit deutlich größeren Flügeln

Die in der MotoGP-Saison 2023 um den Anschluss kämpfenden Hersteller Honda und Yamaha legen sich weiter ins Zeug, um den aktuellen Rückstand auf die Spitze zu reduzieren. Am Trainingstag zum Grand Prix von Österreich auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg wurden in den Teams der beiden japanischen Hersteller die Arbeiten mit kürzlich präsentierten neuen Verkleidungen fortgesetzt.

Marc Marquez

Im Honda-Lager waren am Spielberg-Freitag drei von vier Piloten mit dem neuem Aero-Paket unterwegs, das vor zwei Wochen in Silverstone einzig von Takaaki Nakagami ausprobiert worden war. Zum Auftakt des Österreich-Wochenendes hatten nun auch die beiden Honda-Werkspiloten Marc Marquez und Joan Mir dieses neue Aero-Paket, das mehr Abtrieb generiert, zur Verfügung.

Marc Marquez, Alberto Puig

Marc Marquez belegte im Nachmittagstraining, das für den Einzug in die Quali-Gruppen zählt, den 13. Platz. Damit hat der Spanier den direkten Q2-Einzug verpasst hat. “Das war ein richtig anstrengender Tag, und zwar mental. Mit der neuen Aero muss man das Motorrad ganz anders fahren”, sagt er.

“Ich bin die Honda jetzt seit vielen Jahren gewöhnt. Speziell die erste Hälfte der aktuellen Saison war schwierig. Mit dieser neuen Aero fährt sich das Motorrad ganz anders”, so Marquez, der erklärt: “Ich habe mich voll darauf konzentriert, die Vorteile dieser neuen Aerodynamik auszuspielen. Ich wollte meinen Fahrstil darauf anpassen. Schritt für Schritt ist mir das auch gelungen.”

Marc Marquez: Neuer Fahrstil, alte Probleme

Joan Mir

Allerdings sagt Marquez auch ganz klar: “Ja, der Fahrstil ist anders. Ja, die Art und Weise, wie ich das Motorrad fahre, vor allem am Kurveneingang, ist anders. Die größten Probleme aber sind immer noch die gleichen. Einer unserer Schwachpunkte ist die Beschleunigung. Zwar gibt es mit der neuen Aero kaum mehr Wheelies, aber das Durchdrehen des Hinterrads ist nach wie vor ein Problem. Wir müssen also weiter hart arbeiten.”

Während für Marquez’ Teamkollege Joan Mir und auch für Takaaki Nakagami im LCR-Team jeweils an ihren beiden in der Box bereitstehenden Motorrädern das neue Aero-Paket montiert war, fuhr Marquez Vergleichstests. In seinem Fall war nur eines der beiden Bikes mit den wuchtigen Flügeln bestückt, das andere wies die herkömmliche Verkleidung mit den deutlich kleineren Flügeln auf.

Takaaki Nakagami

Mitten im Training: Alberto Puig mahnt Marquez zur Vorsicht

Fabio Quartararo

Weil er im Verlauf des Tages zwischen beiden Varianten der Honda hin und herwechselte, musste Marquez seinen Fahrstil immer wieder anpassen. Im Vormittagstraining ist ihm dabei in Kurve 4 ein Sturz unterlaufen. Es war bereits sein 16. Sturz in dieser Saison, in der er bei fünf Rennen gar nicht angetreten ist. Damit hat Marquez in der laufenden Saison aktuell mehr Stürze als WM-Punkte auf dem Konto!

Während des Nachmittagstrainings war zu sehen, wie Honda-Teammanager Alberto Puig sich einmal zu Marquez wandte, als der auf seiner Honda sitzend vor der Box wartete. Worum ging es bei der kurzen Unterhaltung? “Alberto ist immer der erste, der sich um meine körperliche Verfassung sorgt”, sagt Marquez und weiter: “Was den aktuellen Stand in unserem [Honda-]Projekt betrifft, ist er sehr realistisch. Ich kann genau sagen, worum es in unserem Gespräch ging.”

“Er sagte zu mir: ‘Du brauchst nicht so viel Risiko gehen. Du bremst zu spät.’ Dafür habe ich ihm gedankt. Es ist gut, einen Teammanager zu haben, der dich zum Nachdenken bringt. Er hat Recht. Was ändert es schon, ob ich es ins Q2 schaffe oder nicht? Auf das Ergebnis am Sonntag hat das wenig Auswirkung. Das war es, warum es in unserem Gespräch ging. Er hat mich daran erinnert, vorsichtig zu sein, denn er kennt unsere Situation genau”, so Marquez.

Fabio Quartararo, Marc Marquez

Joan Mir schließt den Tag als Letzter ab, aber …

Während Marc Marquez den direkten Q2-Einzug am Freitag um drei Positionen verpasst hat, war Teamkollege Joan Mir im Klassement noch zehn Plätze weiter hinten zu finden. Der MotoGP-Weltmeister von 2020 (damals auf Suzuki) schloss das Training zum Österreich-Grand-Prix 2023 als 23. und damit Letzter ab. Was waren Mirs größte Probleme?

“Wir haben es mit der neuen Verkleidung probiert und das bedeutete, dass wir das ganze Motorrad neu einstellen mussten”, erklärt Mir. “Später waren wir bei einem Reifenwechsel ein bisschen spät dran. Ich hatte nicht den Vorderreifen drauf, den ich eigentlich haben wollte. Dann wurde mir noch eine Runde gestrichen und als ich mich am Schluss noch einmal verbessern wollte, gab es im letzten Sektor der Strecke ein paar Regentropfen. Wir haben heute einfach nicht alles zusammengebracht.”

Zur neuen Verkleidung mit den großen Flügeln sagt Mir: “Mein Gefühl war damit ein kleines bisschen besser. Wir haben jetzt eine etwas bessere Vorstellung davon, in welche Richtung wir weiterarbeiten müssen. Vielleicht gelingt uns ja gleich morgen ein weiterer Schritt. Wenn wir, sagen wir mal, dicht an den Top 12 dran sein könnten, dann wäre das in unserer aktuellen Situation schon akzeptabel.”

Nakagami: Balance mit neuer Aero noch nicht gut genug

Takaaki Nakagami, für den es im Unterschied zu Marquez und Mir bereits das zweite Wochenende mit der neuen Honda-Aerodynamik ist, äußert sich ganz ähnlich wie Marquez. So bilanziert der Japaner nach P18 am Freitag: “Uns fehlt es immer noch an Grip am Hinterrad. Das neue Aero-Paket hat sicherlich hier und da Vorteile, weil es die Tendenz zum Wheelie verringert.”

“Die Balance als Ganzes ist aber noch nicht zufriedenstellend. Das Hinterrad dreht immer noch zu stark durch. Wir bringen die Leistung nicht auf den Boden und das ist der Hauptgrund, weshalb wir momentan nicht schnell sind”, bekennt Nakagami.

Iker Lecuona, der auf der zweiten LCR-Honda auch an diesem Wochenende wieder für den verletzten Stammpiloten Alex Rins einspringt, hat das neue Aero-Paket nicht zur Verfügung. Lecuona belegte am Freitagnachmittag mit der konventionellen Aerodynamik der RC213V den 22. Platz. Damit schnitt er eine Position besser ab als Werkspilot Joan Mir.

Neue Yamaha-Verkleidung laut Quartararo “ein kleiner Schritt”

Nicht nur im Honda-Lager, auch im Lager von Yamaha hat man für den zweiten Teil der MotoGP-Saison eine neue Verkleidung mit veränderter Aerodynamik im Einsatz. Damit soll das Handling der M1 verbessert werden. Wie schon vor zwei Wochen in Silverstone, so wurde die neue Verkleidung auch am Freitag in Spielberg von Fabio Quartararo intensiver genutzt als von Teamkollege Franco Morbidelli.

Quartararo reihte sich im Tagesklassement auf P9 ein. Damit hat er im Unterschied zur gesamten Honda-Armada den direkten Q2-Einzug geschafft. “Die neue Verkleidung war nicht schlecht”, sagt Quartararo. “Ich denke, sie funktioniert ein bisschen besser als die, die wir vorher im Einsatz hatten. Yamaha hat in den vergangenen Jahren fünf oder sechs Aero-Pakete gebracht, von denen keines funktioniert hat. Dieses aber ist meiner Meinung nach ein kleiner Schritt nach vorne. Das Handling ist ein bisschen besser.”

“Aber”, gibt Quartararo sofort zu bedenken, “auf einer Strecke wie dieser hier kann man eigentlich keine noch größere Verkleidung fahren. Wir verlieren ja so schon sieben oder acht km/h, was enorm ist. Letzten Endes muss es darum gehen, die richtige Balance zwischen Aero und Power zu finden, um nicht zu viel zu verlieren.”

Quartararos Teamkollege Franco Morbidelli hat als 17. den direkten Q2-Einzug verpasst. Genau wie Honda-Pilot Marc Marquez, so hatte auch der Italiener in Yamaha-Diensten am Freitag zwei Motorräder mit unterschiedlicher Aero in der Box stehen. Über das mit der neuen Verkleidung urteilt auch er genau wie Quartararo: “Die neue Aerodynamik funktioniert ein bisschen besser.”

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