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Marc Marquez findet trotz Honda-Krise: Vierjahresvertrag "war kein Fehler"

Marc Marquez hat die Wichtigkeit der Krisensitzung im Laufe des Mugello-Wochenendes bestätigt. Am Sonntag vor dem Grand Prix von Italien hat er sich mit den Honda-Managern Shinji Aoyama und Koji Watanabe getroffen, um die Lage zu besprechen. Die Unterredung dauerte eine knappe halbe Stunde.

“Es war nicht das erste Meeting, aber es war ein wichtiges”, betont Marquez. “Aoyama und Watanabe waren dabei. Sie zählen zu den höchsten Chefs bei Honda. Das Gefühl war gut. Wir brauchen eine Reaktion von ihnen.”

“Wir haben bei Honda sehr gute Fahrer, brauchen aber mehr, um an der Spitze kämpfen zu können. Ich werde weiter Druck machen, um die Situation für die Zukunft zu ändern. Das Level in der MotoGP ist sehr hoch.”

“Honda und Yamaha haben etwas größere Mühe, aber die europäischen Marken entwickeln ihr Motorrad sehr aggressiv weiter. Deshalb brauchen wir von Honda eine Reaktion, damit es für den Misano-Test und für 2024 etwas gibt. Wir arbeiten zusammen.”

Anfang September findet am Montag nach dem Misano-Wochenende der zweite Testtag während der Saison für die MotoGP-Stammfahrer statt. Dort werden erstmals neue Entwicklungen mit Blick für das kommende Jahr auf der Strecke zu sehen sein.

“Das erwarte ich zumindest”, betont Marquez, dass er dort neue Entwicklungen und wesentliche Fortschritte sehen will. Denn das könnte auch seine Überlegungen für die Zukunft beeinflussen. Es wird schon darüber spekuliert, dass er Ende 2024 Honda verlassen könnte.

“Wir haben noch Zeit, bevor wir über die Zukunft reden”, hält er den Ball flach. “Ich habe noch für nächstes Jahr einen Vertrag und konzentriere mich voll und ganz darauf. Es ist natürlich normal, dass über die Zukunft gesprochen wird. Aber man muss geduldig sein, denn wir haben Zeit.”

Alex Marquez: “Habe Marc nie so frustriert gesehen”

Denn dass Marquez den Druck auf Honda erhöht, wurde nicht erst durch die Krisensitzung in Mugello deutlich. Seinem Bruder Alex Marquez ist aufgefallen: “Ich würde sagen, dass er nicht nur verärgert ist, sondern frustriert. Ich habe ihn noch nie so frustriert gesehen.”

“Ich weiß nicht warum, aber wenn man es so häufig probiert und man über die Möglichkeiten des Motorrads hinausgeht, dann wird man frustriert”, so der jüngere Marquez-Bruder. “Man weiß, dass man es kann, aber man hat nicht das Motorrad, um es zu tun.”

Marc Marquez

In Mugello flog Marc Marquez am Ende der sechsten Runde ab

Foto: Motorsport Images

Alle fünf Honda-Fahrer (inklusive Stefan Bradl) stürzten an den ersten sechs Rennwochenenden zusammengerechnet 29 Mal. Es stellt sich die Frage, ob Marquez auch Angst vor einer weiteren schweren Verletzung hat, wenn er ein sicheres Motorrad von Honda fordert.

“Nein, ich habe keine Angst vor einer weiteren Verletzung”, winkt er ab. “Aber es stimmt natürlich, dass wir mit viel Risiko fahren müssen. Im Vorjahr war ich körperlich noch nicht bereit. Jetzt fahre ich gut und fühle mich bereit.”

“Aber es stimmt auch, dass ich das Motorrad manchmal überfahre. Okay, in Le Mans habe ich um das Podium gekämpft. Aber in Mugello habe ich mich kontrolliert. Mit dem weichen Reifen habe ich alle Situationen kontrolliert, um in den Top 6 oder Top 7 ins Ziel zu kommen.”

Aber auch in Mugello ist Marquez durch Sturz ausgeschieden. “Ich hatte zwei Stürze an zwei Rennsonntagen hintereinander. Das Selbstvertrauen nimmt dadurch ab. Aber ich möchte es natürlich am Sonntag auf das Podium schaffen.”

Ein Sieg würde die Situation nicht ändern

Der Sachsenring ist eine Paradestrecke des achtmaligen Motorrad-Weltmeisters. Zwischen 2010 und 2021 hat Marquez alle Rennen auf diesem Kurs gewonnen. Im Vorjahr war er nach seiner vierten Armoperation nicht am Start.

“Ich bin natürlich interessiert daran zu sehen, wie es auf dem Sachsenring läuft”, blickt er voraus. “Argentinien und Austin sind auch zwei gute Strecken für meinen Fahrstil, aber dort konnte ich nicht fahren.”

2021 hat Marc Marquez zum letzten Mal auf dem Sachsenring gewonnen

“Der Sachsenring ist also die erste Strecke, auf der ich mich normalerweise ab dem ersten Training wohlfühle. Aber ich weiß, dass es schwierig wird. Ich weiß nicht, was an diesem Wochenende passieren wird.”

“Stellen wir uns vor, ich gewinne das Rennen. Das würde an unserer Situation aber nichts ändern. Alex Rins hat in Austin gewonnen. Anschließend hatte er in Jerez, Le Mans und Mugello Mühe. Unser Projekt hängt nicht von einzelnen Rennen ab.”

“Wir brauchen ein konkurrenzfähiges Paket, damit wir um die WM kämpfen können. Das ist das Ziel.” Nur der WM-Titel interessiert Marquez, nicht vereinzelte Rennsiege. Er fährt nun seit einem Jahrzehnt für Honda.

Warum der Vierjahresvertrag kein Fehler war

Im Februar 2020 hat er einen ungewöhnlich langen Vierjahresvertrag bis Ende 2024 unterschrieben. War das im Rückblick ein Fehler? “In jenem Moment war es kein Fehler und ich glaube weiterhin nicht, dass es ein Fehler war”, antwortet der Spanier.

“Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich mir den Arm breche und vier Operationen haben werde. Ich hätte nie an eine Pandemie gedacht, die Asien stärker betroffen hat als Europa. Man kann all diese Dinge nicht kontrollieren.”

Von einem Abschied von Honda spricht Marc Marquez derzeit nicht

“Das Ziel für diese vier Jahre waren vier WM-Titel. Das haben wir nicht geschafft. Jetzt haben wir ein anderes Problem. Wir müssen wieder auf allen Strecken konkurrenzfähig werden und auch sicher fahren können.”

Ist die angesprochene Coronavirus-Pandemie ein Grund für die Probleme der japanischen Marken gewesen? “Ich weiß es nicht”, grübelt Marquez. “Aber wir sehen, dass Yamaha und Honda schwierige Phasen erleben. Das betrifft auch Quartararo, der ein sehr schneller Fahrer ist.”

“Vielleicht haben die anderen Marken sich einfach deutlicher verbessert. Ich glaube, dass die Pandemie einen Einfluss hatte, aber sie ist nicht der Grund. Alle waren davon betroffen. Man musste sich daran anpassen.”

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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