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Lexus UX300: Weiter stromern – ohne Stecker

Toyotas Nobeltochter Lexus hat dem UX mit Hybridantrieb ein Upgrade verpasst. Die Elektroversion muss sich mit Kosmetik begnügen.

Der Prius war ein Geniestreich – damals, vor 27 Jahren. Durch die Kopplung eines Ottomotors mit zwei elektrischen Maschinen über ein Planetengetriebe schaffte es Toyota, den CO2-Ausstoß eines Großserienautos erstmals unter die magische Grenze von 100 Gramm pro Kilometer zu drücken. Und man konnte sogar ein paar Kilometer elektrisch und damit komplett emissionsfrei durch die Stadt rollen, wenn der Fahrer seinen rechten Fuß zügelte. Denn in einer kleinen Nickel-Metallhydrid-Batterie mit 6,5 Amperestunden oder etwa 1,3 Kilowattstunden Kapazität wurde die beim Bremsen und im Schubbetrieb zurückgewonnene Energie zwischengespeichert – um sie später beim Losfahren und im Stop & Go-Verkehr für den Elektroantrieb nutzen zu können.

Der Prius machte die Hybridisierung zum Hype und bescherte Toyota den Ruf eines Innovationsführers. Und still und heimlich läutete das Modell das Zeitalter der elektrischen Mobilität ein. Der Versuch deutscher Autohersteller, den leistungsverzweigten Vollhybrid aus Japan mit direkteinspritzenden Dieselmotoren international auszubremsen, scheiterte kläglich. Der Dieselskandal von 2013 hat den Siegeszug des hochgezüchteten Selbstzünders nicht nur in den USA jäh beendet.

lexus ux300: weiter stromern – ohne stecker

Sparen in der Schlossallee Der Lexus UX kann sich sehen lassen – in der Hybridversion auch mit niedrigen Verbrauchswerten um die fünf Liter.

Toyota hingegen hat den selbstladenden Hybridantrieb stetig weiterentwickelt und nach und nach in fast all seinen Modellen zum Einsatz gebracht – sogar bei der Nobeltochter Lexus. Und während andernorten Milliardensummen in den rein batterieelektrischen Antrieb investiert wurde, lässt man die Antriebswende in Japan eher gemächlich angehen.

Gewiss, mit dem Toyota bz4x, dem Lexus UX 300e sowie dem Lexus RZ 450e hat der Konzern inzwischen auch drei Elektroautos im Lieferprogramm. Doch die sind alles andere als Bestseller: Im vergangenen Jahr setzten Toyota und Lexus von allen drei Modellen weltweit noch nicht einmal 25.000 Fahrzeuge ab. In Deutschland verkaufte Toyota von seinem kantigen Vollstromer nur etwa 650 Einheiten. Für den Lexus RZ erwärmten sich laut Kraftfahrtbundesamt nur 41 Käufer. Und für den vollelektrischen Lexus UX kann Flensburg nicht einmal gesicherte Zahlen vorweisen – das war bislang wohl ein Satz mit X.

Umso wichtiger wäre es eigentlich gewesen, sechs Jahre nach der Modelleinführung dem Kompakt-SUV UX auch in der Elektroversion 300e ein umfassendes Upgrade zu spendieren, um die Verkaufschancen auch in Europa deutlich zu steigern und Wettbewerbern wie dem Mercedes EQA und EQB, dem Audi Q4 e-tron oder auch einem Volvo EX40 Paroli bieten zu können. Aber so weit geht die Liebe zum vollelektrischen Antrieb bei der japanischen Nobelmarke denn offenbar doch nicht: Die Vision „Lexus Electrified“ hat erst einmal nur die Teilzeitstromer im Blick.

lexus ux300: weiter stromern – ohne stecker

Luxus für Silberrücken Zur Zielgruppe des Lexus UX zählen Menschen im vorgerückten Alter – wie der Autor-, die keine Kinder mehr durch die Gegend fahren müssen und die Plätze auf der Rücksitzbank eher selten nutzen. Für die ist das Raumangebot ausreichend.

So bekommt die Baureihe UX nun den Hybridantrieb der fünften Generation spendiert, die acht Prozent mehr Leistung bringt und über einen um 15 Prozent vergrößerten Akku mit nun 1,0 kWh Speicherkapazität Akku verfügt, der leichter ist und obendrein statt (wie bisher) mit Zellen auf Nickelmetallhydrid-Basis nun mit Lithium-Ionen-Zellen bestückt ist.

Bis 115 km/h elektrisch – bei Talfahrt

Der Kraftstoffverbrauch soll darüber bei der frontgetriebenen Version im Drittelmix auf etwa 5,0 Liter, beim Allradler auf 5,6 bis 5,7 Liter sinken. Und wer es darauf anlegt, soll im Stadtverkehr 50 Prozent der Strecken vollelektrisch zurücklegen können, weil das Energiemanagementsystem effizienter als bisher arbeitet. Ein entsprechendes Fahrverhalten fördert die hauseigene Kfz-Versicherung sogar mit einem 15-prozentigen Nachlass auf die Jahresprämie. Bewohner von Bergregionen könnten dabei sogar im Vorteil sein: Der Lexus UX kann sogar bei Geschwindigkeiten von bis zu 115 km/h rein elektrisch fahren – wenn der Wagen den Benziner auf abschüssiger Strecke nicht benötigt wird.

Das alles sind gute Nachrichten und schöne Verbrauchswerte, die nach den Eindrücken einer ersten Testfahrt durchaus zu erzielen sind: Trotz durchaus flotter Fahrweise wies der Bordcomputer unseres Allradlers exakt die Normverbrauchswerte aus. Zusammen mit den Maßnahmen zur Geräuschdämmung und zur Optimierung des Fahrwerks trug das durchaus zu einem positiven Gesamteindruck und hohen Wohlfühlfaktor bei. Zumal Lexus auch noch einmal Geld in die Hand genommen hat, um den Innenraum seines kompakten Hybridautos ohne Stecker aufzuwerten. Unter anderem mit größeren Touchscreens und feineren Bezugsstoffen.

lexus ux300: weiter stromern – ohne stecker

Schöner Wohnen Ein größerer Touchscreen, feinere Bezugsstoffe und neugestaltete Schalter und Hebel werten den Innenraum des Lexus UX300 deutlich auf. Der Sprachassistent reagiert nun schneller und versteht mehr. Das nennt man Fortschritt. Fotos: Lexus

Aber noch lieber hätten zumindest wir ein technisches Upgrade für den vollelektrischen Lexus UXe gesehen. Ok, bereits im Frühjahr vergangenen Jahres wurde die Akkukapazität des Stromers von 54,3 auf 72,8 Kilowattstunden erhöht und so die Reichweite auf bis zu 450 Kilometer gesteigert. Doch am Schnellladestandard CHAdeMO hält Lexus weiterhin fest – obwohl in Europa die Zahl der Triple-Charger mit dem entsprechenden Ladestecker eher ab- als zunimmt, was die Langstreckentauglichkeit des wenigstens 51.400 Euro und bis zu 63.200 Euro teuren Stromers doch sehr begrenzt.

Plug-in Hybrid „vorerst“ kein Thema

Auch weil die maximale Ladeleistung am mit Gleichstrom betriebenen Schnelllader maximal 50 kW beträgt. Wie ein Lexus-Ingenieur am Rande der Fahrpräsentation zugeben musste, wäre der Wechsel auf den leistungsfähigeren Ladestandard CCS zu aufwändig und damit zu teuer geworden – dieses Upgrade bleibt also dem Nachfolgemodell vorbehalten. Ebenso wie ein wiederaufladbarer Hybridantrieb wie ihn bereits der Toyota Prius bekommen hat. Ein Plug-in Hybrid, hieß es, sei trotz der aktuell steigenden Nachfrage nach diesem Antriebskonzept „vorerst“ nicht geplant – der technische Aufwand dafür lohne nicht.

Entsprechend moderat schlägt sich das aktuelle Facelift in den Preislisten nieder. Für das frontgetriebene Einstiegsmodell werden ab 11. Mai 43.700 Euro aufgerufen, für die Allradversion wenigstens 60.900 Euro.

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