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Ist die Heydaer BMW-Bande noch viel größer?

Derzeit wird gegen den mutmaßlichen Chef der Auto-Bande vor dem Landgericht Chemnitz verhandelt. Gutachter finden aber noch mehr Spuren.

ist die heydaer bmw-bande noch viel größer?

Bei einer Razzia Anfang Mai 2021 beim Autoservice Heyda wurden sieben Personen festgenommen und unzähliges Beweismaterial sichergestellt. Jetzt steht der mutmaßliche Kopf der BMW-Bande vor Gericht. © Foto/Archiv: Dietmar Thomas

Döbeln/Chemnitz. In Hand- und Fußfesseln wird der Belarusse Aleksandr C. von drei Beamten einer Justizvollzugsanstalt vorgeführt. Während der Verhandlung vor dem Landgericht Chemnitz werden nur die Handfesseln entfernt.

Der Mann in grauer Jogginghose und Sweatshirt verfolgt das Geschehen im Saal eher gelangweilt, mit verschränkten Armen und immer wieder mit der Lehne des Stuhls wippend.

Am fünfte von zehn Verhandlungstagen sagten Gutachter des Landeskriminalamtes Sachsen und der DNA-Forensik aus. Sie haben Spuren ausgewertet, die unter anderen bei der Durchsuchung der Halle in Heyda gefunden wurden, in der die BMW-Bande Autos zerlegt und die Einzelteile vermutlich zum Verkauf nach Osteuropa geschickt hatte. Dabei war ein Schaden von mindestens 10,41 Millionen Euro entstanden.

Papiere und Handschuhe untersucht

Das Landeskriminalamt hatte vor allem Handflächen- und Fingerabdrücke untersucht. Sie wurden unter anderem auf einem Kfz-Kennzeichen, einem Jammer (Störsender), einem internationalen Frachtbrief, sowie einem Vertrag und einer Rechnung einer Autoverwertungsfirma gefunden.

Einige der Abdrücke ergaben laut dem Kriminalbeamten Übereinstimmungen mit den Abdrücken von zwei der sieben bereits verurteilten Mitglieder der BMW-Bande. Es gab aber auch einige Abdrücke, die keiner der Vergleichspersonen zugeordnet werden konnten.

Sechs Gutachten mit insgesamt rund 180 Spuren legte der DNA-Forensiker vor. Diese Spuren stammen beispielsweise aus drei Fahrzeugen, die am Tatort gefunden wurden, von Handschuhen, Stielen und Borsten von Zahnbürsten sowie Messerklingen. In zwei Fällen spricht der Forensiker von einem multiplen Bandenmuster. Das heißt, die Spuren sind von so vielen Personen verursacht worden, dass sie sich nicht mehr für einen Abgleich eignen.

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Bei zahlreichen Spuren gibt es jedoch keinen Zweifel. Immer wieder fallen die Abkürzungen von drei Namen der BMW-Bande: Andrei S., er wurde bereits zu 3,9 Jahren Haft verurteilt; Vitali S. muss für drei Jahre ins Gefängnis und Raman S. erhielt zwei Jahre Haft, ausgesetzt zur Bewährung.

Außerdem habe der Forensiker etwa zehn Spuren gefunden, die er niemandem zuordnen konnte und diese Daten an das Landeskriminalamt Sachsen weitergeleitet.

Letztendlich habe er auch noch alle Spuren mit der DNA des jetzt vor Gericht sitzenden Aleksandr C. verglichen. Das Ergebnis: „Die Vergleichsperson ist in keiner der Spuren als Verursacher nachweisbar.“

Arzt und Geschäftsmann bestohlen

Von den fünf Zeugen, die an diesem Verhandlungstag geladen waren, erschienen nur zwei. Zwei weitere meldeten sich krank, ein Dritter fehlte unentschuldigt. Der Staatsanwalt behielt sich vor, dies zu ahnden. Die Vernehmung der beiden anwesenden Zeugen dauerte jeweils nur wenige Minuten. Sie wiederholten, was sie bereits im Prozess gegen die siebenköpfige BMW-Bande ausgesagt hatten.

Dem Arzt und dem Geschäftsführer aus Bayern waren im August 2020 und April 2021 ihre hochwertigen BMW gestohlen worden. Richter Janko Ehrlich wollte wissen, ob die Fahrzeuge mit dem Keyless-go-System ausgestattet waren. Beide bejahten dies. Mit diesem System kann ein Fahrzeug ohne Autoschlüssel geöffnet und mit einem Startknopf in Gang gesetzt werden.

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Die Schlüssel der Fahrzeuge befanden sich zum Tatzeitpunkt in einem Tresor des Arztes und im Wohnzimmer des Geschäftsführers. Beide Fahrzeuge waren im Jahr 2018 erstmals zugelassen worden und waren bis zu ihrem Verschwinden 36.000 beziehungsweise 38.000 Kilometer gefahren.

Ihre BMW haben die Männer nach dem Diebstahl nie wiedergesehen. Auf Bildern, die den Zeugen im Gerichtssaal vorgelegt wurden, erkannte der Arzt zumindest die Notarztjacke, die sich in seinem Auto befunden hatte. Der Geschäftsführer war sichtlich ungehalten darüber, dass er erneut in Chemnitz aussagen musste. Für die Verhandlungen sei er inzwischen schon 1.000 Kilometer gefahren.

Bis Anfang Februar sind vorerst weitere fünf Verhandlungstage festgelegt.

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