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Isen steigt ins Carsharing ein

isen steigt ins carsharing ein

Das Carsharing-Prokekt stellten (v. l.) Stefan Treffler und Tobias List zusammen mit Bürgermeisterin Irmgard Hibler und Geschäftsleiterin Christine Pettinger vor. Für Elektroauto fehlt der Ladepunkt Alternative zum Zweitwagen

Isen steigt ins Carsharing ein

Die Marktgemeinde Isen startet gemeinsam mit dem Carsharing Verein Erding ein Angebot. Los geht es mit einem Fiat 500 L – einem Benziner.

Isen – Der Markt Isen wird in Zusammenarbeit mit dem Carsharing Verein Erding künftig seinen Bürgern die Möglichkeit bieten, ein stationäres Fahrzeug zu nutzen. Die monatlichen Gesamtkosten für das Auto inklusive Finanzierung, Service, Wartung und Versicherung trägt dabei bis zu einer Höhe von 800 Euro die Kommune. Die Kooperation ist zunächst auf drei Jahre begrenzt.

Tobias List und Stefan Treffler vom Carsharing Verein stellten den Gemeinderäten am Dienstag ihr Konzept vor. „Wir würden uns freuen, das Thema Carsharing auch in Isen zu etablieren“, betonten sie. Im Jahr 2015 als Non-Profit-Unternehmen mit einem Auto gegründet, stehen im Erdinger Stadtgebiet inzwischen fünf Carsharing-Fahrzeuge des Vereins bereit.

Wie in Erding muss man auch in Isen Mitglied werden, um das Auto nutzen zu können. Fahren dürfen das Auto aber auch die Familienangehörigen des Mitglieds. Neben 50 Euro Anmeldegebühr fallen neben einem Monatsbeitrag in Höhe von sechs Euro, lediglich der Mietpreis pro Stunde (tagsüber 1,60 Euro, nachts 0,60 Euro) und der Kilometerpreis (bis 300 Kilometer 35 Cent, darüber 28 Cent) an. Das verbrauchte Benzin ist im Preis enthalten.

Auf Vorschlag des Rathauses haben die Initiatoren bereits mit den beiden Isener Autohäusern Kontakt aufgenommen. Interesse am Projekt habe lediglich Fiat Spielberger bekundet, weshalb die vorläufige Wahl auf einen gebrauchten Fiat 500 L Viertürer gefallen sei, erklärte List.

Dass man sich für einen Benziner entschieden habe –ursprünglich hatte man ein E-Auto angedacht –, begründete Bürgermeisterin Irmgard Hibler mit dem Hinweis, dass in Isen nur ein Stellplatz mit Ladesäule auf dem Parkdeck des Rathauses vorhanden sei. Auch einen festen Parkplatz für das Fahrzeug hat man bereits gefunden: Es soll auf einem speziell mit Verkehrsschild und Bodenmarkierung versehenen öffentlichen Stellplatz Ecke Pfarrgasse und Münchner Straße (Elektro Baumann) abgestellt werden.

Zehn zahlende Mitglieder seien pro Auto nötig, antwortete Treffler auf die Frage von Vize-Bürgermeister Michael Feuerer (CSU). Ihnen sei durchaus bewusst, dass es „leichter ist, mit fünf Autos 150 fahrende Nutzer zu bedienen als mit einem Auto zehn“, erklärten die Erdinger Carsharer. Denn je kleiner die Gemeinde und je suboptimaler die öffentliche Verkehrsanbindung, desto häufiger ergebe sich die Situation, „dass zur gleichen Zeit für mehrere Nutzer ein Auto wichtig wäre“.

Keine Möglichkeit sahen List und Treffler deswegen im Vorschlag von Lorenz Liebl (Mittbach-Liste), mit einem eventuellen Gewinn den Zuschuss der Marktgemeinde gegenzufinanzieren. „Wenn wir so erfolgreich sind, dass wir vor den drei Jahren Gewinne einfahren, dann werden wir ganz schnell ein zweites Auto anschaffen“, so List und Treffler.

Das Angebot richte sich in erster Linie an eine „Zielgruppe, die sich dadurch ein zweites Auto sparen kann“, sagte die Bürgermeisterin. Da es „ein wenig dauert“, bis es sich das Isener Carsharing herumgesprochen habe, und man beginne „über Alternativen zum Zweit- oder Drittwagen nachzudenken“, schlug List vor, das Projekt ohne Bedarfsabfrage zu beginnen. Diese hatte die Kommune eigentlich vor dem Start vorgesehen, um genügend Personen zu finden, die dem Verein beitreten.

Auch die Gemeinderäte der Grünen plädierten dafür, das Carsharing ohne Abfrage zu starten. „Der Bedarf ist da“, war sich Florian Geiger sicher. In dem Projekt sah er die Chance, „in wenigen Jahren bei drei, vier Autos sein zu können“.

Die Mehrheit der Gemeinderäte sprach sich gegen eine Bedarfsabfrage aus. Andere Meinungen gab es vor allem bei der CSU und der SPD. Gegen Carsharing ohne Bedarfsabfrage war aus Kostengründen Michael Kunze (SPD). „Wenn da nur drei Leute mitmachen, bin ich nicht dafür“, sagte er. Kunze und sein Fraktionskollege Gerhard Aimer-Kollroß blieben auch in der Abstimmung über den künftigen Stellplatz bei ihrer Ablehnung.

Beim Marketing setzen Treffler und List auf Öffentlichkeitsarbeit und als besonderes Zuckerl auf eine reduzierte Anmeldegebühr während der ersten vier Wochen. „Wir haben in der direkten Ansprache die meisten Mitglieder gewonnen“, berichtete Schatzmeister Treffler. Deswegen soll das Projekt bereits im März beim Frühjahresfest des Bauernmarktes und beim Kreuzmarkt im Mai präsentiert werden.

Gesucht werden nicht nur Mitglieder, auch ein Autowart vor Ort ist nötig. Der soll sich vor allem um Reifendruck und Ölstand kümmern und das Auto regelmäßig auf Schäden in Augenschein nehmen. Wie alle im Verein arbeitet er zwar ehrenamtlich, muss allerdings keinen Monatsbeitrag zahlen.

Einen Vorschlag zur Kostenminimierung machte Hans Angermaier (Mittbach-Liste). Man solle beim Auto Spielberger anfragen, ob dieser auf dem Fahrzeug Eigenwerbung anbringen wolle. Michael Betz (FW) wollte wissen, ob sich die Kommune die Ausgabe haushaltstechnisch ohne Intervention der Aufsichtsbehörde leisten könne. „Die Ausgabe kann begründet werden“, beruhigte Geschäftsleiterin Christine Pettinger. Schließlich bewege sich die kommunale Zuzahlung für die Buslinien in ähnlicher Höhe.

ANNE HUBER

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