Auf diesen Namen muss man erst einmal kommen: Honda nennt seinen neuen Stromer e:Ny1. Man könnte angesichts dieser Namensgebung meinen, dass man mit seinem jüngsten E-Modell erneut keinen Erfolg haben will.
Leider hielt drei Jahre später die Serienversion optisch nicht, was die Studie versprach. Der Honda e blieb zwar ein niedlicher Kleinwagen, verlor aber viel von seinem einstigen Charme. Zudem setzten Hondas Strategen beim Konzept aufs falsche Pferd. Kleine Batterie, geringe Reichweite, ein recht hoher Verbrauch und in Relation dazu ein stolzer Verkaufspreis ergaben keine gute Kombination – mit dem Ergebnis, dass der Honda e nur selten auf der Straße anzutreffen ist.
Versuch im Kompakt-Segment
Abgehakt. Zum Herbst startet Japans drittgrößter Autohersteller nun den zweiten Versuch, positioniert seinen Stromer dieses Mal im beliebten und volumenstarken SUV-Kompaktsegment. Der e:Ny1 – das ist kein interner Entwicklungscode sondern die wirkliche Modellbezeichnung – misst 4,39 Meter und soll in erster Linie junge Familien ansprechen. Hondas jüngster Wurf trifft mittlerweile jedoch auf reichlich Konkurrenz. Genannt seien nur die wichtigsten Wettbewerber wie Hyundai Kona Elektro, Kia Niro EV, Mazda MX-30, BYD Atto 3, Peugeot e-2008, MG ZS EV und Citroën ë-C4. Sich von diesen optisch wirklich abzusetzen, gelingt dem e:Ny1 allerdings nicht.
Eigene Philosophie beim Batteriemanagement
Auch beim Batteriemanagement wählten die Japaner eine eigene Philosophie. Weil man in erster Linie die Lebensdauer des Hochvoltspeichers im Auge hat, verzichtete man auf eine hohe Schnellladeleistung. Während die Konkurrenz meist um die 100 kW bietet, sind es im e:Ny1 lediglich 78 kW. Versprochen wird jedoch, dass diese geringere Leistung weitgehend konstant anliegt und so die Ladezeit kurzhält. 80 Prozent der Kapazität (netto 61,9 kWh) sollen nach 45 Minuten erreicht sein. Für die Ladeprozedur ließen sich die Entwickler zudem eine Besonderheit einfallen.
Unterhalb der Motorhaube – der e:Ny1 hat die Steckdose vorne hinter dem Markenlogo – befinden sich sogenannte „Herzschlag“-LEDs, die mit dem Besitzer kommunizieren, ihm anzeigen, ob geladen wird, ob die Batterie voll ist oder ob während des Ladens ein Fehler auftritt. Wenn der Ladevorgang abgeschlossen ist und der Stecker herausgezogen wird, verabschiedet sich der Wagen mit einem „Zwinkern“.
Reichweite von 412 Kilometer
Im Cockpit des Honda e:Ny1 dominiert der 15,1 Zoll große und senkrecht angeordnete Touchscreen im Tesla-Stil. In seinem unteren Bereich beinhaltet er die Klimatisierung, so dass Honda auf klassische Taster oder Drehregler für diese Funktionen verzichten konnte. Insgesamt gibt die Bedienung keinen Anlass zur Kritik, alles ist logisch und nahezu intuitiv aufgebaut. Wünschenswert wäre jedoch eine größere Tiefenverstellung des Lenkrades gewesen. Für Personen ab zirka 1,80 Meter Körpergröße passt das Verhältnis von Bein- und Armlänge zu Lenkrad nicht immer. Positiv: Trotz der recht kompakten Außenmaße sitzen Gäste im Fond bequem und haben genügend Beinfreiheit. Dafür dürfen im e:Ny1 keine allzu große Erwartungen an den Kofferraum gestellt werden. Lediglich 361 Liter beträgt das Volumen bei aufgestellten Rücksitzlehnen. Liegen diese flach, sind es immerhin 1.176 Liter.
Vielzahl von Assistenten
Üppig bestückt hat Honda seinen SUV-Stromer mit Assistenzsystemen, und zwar serienmäßig. An Bord sind Kollisionswarnung, Spurhaltung, Verkehrszeichenerkennung, Staupilot, Toter-Winkel-Assistent, Parksensoren, Anfahrassistent und Müdigkeitswarner.
Fertigen lässt Honda seinen e:Ny1 in China bei seinem Joint-Venture-Partner Dongfeng. Umso überraschender wirkt da der Preis. Das Basismodell startet bei 47.590 Euro. Die Ausstattungsvariante „Advance Paket“ (Panoramadach, elektrische Heckklappe, 360-Grad-Kamera, Einparkassistent, Premium-Audiosystem) kostet bereits 51.490 Euro. Viel Geld für eine junge Familie, die auf E-Mobilität umsteigen möchte. (Sp-X)