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MINI Countryman

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Großer Test Mini Countryman JCW

Test Mini Countryman JCW: Dass im Portfolio der Marke Mini auch ein SUV zu finden ist und darin ein gewisser Widerspruch liegt, ist yesterday‘s news. Es gibt genügend Kunden, die das Marken-Image cool finden, aber ­gerne ein größeres Auto fahren. Die Technik dazu muss in Zeiten der Konzern-Baukästen nur mehr aus dem Regal genommen werden: Der Countryman basiert auf dem BMW X1 und übernimmt somit dessen großzügiges Raumangebot sowie die verschiebbare Rückbank. Der Praxis-Nutzwert (übrigens eines der Entwicklungsziele beim Ur-Mini aus den 1950er-Jahren) ist bei einem Kompakt-SUV natürlich gegeben. Schwieriger ist es, die markentypische Sport-DNA unterzubringen.

Topmodell JCW

Das ausgefasste Topmodell JCW (benannt nach dem britischen Hersteller von Tuning-Teilen John Cooper Works, mittlerweile in die BMW-Gruppe integriert) versucht, jeden Zweifel über fehlende Dynamik im Keim zu ersticken. Angetrieben wird der Power-SUV von dem klassischen Zweiliter-Vierzylinder, der in ähnlicher Form auch im Vorgänger verbaut war.

Ebenso bekannt ist der Allradantrieb, neu hingegen das Getriebe: Bis vor kurzem setzte man bei BMW auf eine Wandler-Automatik, jetzt kommt eine Doppelkupplung zum Einsatz. In der Praxis ist der Unterschied kaum zu bemerken, das Getriebe schaltet flott, ohne als besonders sportlich durchzugehen.

An der Vorderachse ist gegen Aufpreis einen riesige Bremsanlage mit gelochten Scheiben montiert, wie wir sie an unserem Testwagen bestaunen konnten. Zusammen mit der Rallyestreifen-Optik kommt also durchaus JCW-Feeling auf. Als Autofan steht man dem scharfen Countryman wohlwollend gegenüber – würde der Hersteller nicht unaufhörlich vom Go Kart-Feeling sprechen (und sogar den Sport-Modus so nennen). Vielleicht sollten die Damen und Herren der Marketingabteilung den nächsten Teambuilding-Ausflug nutzen, um tatsächlich Kart fahren zu gehen. Es war noch nie ratsam, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, auch wenn es sich bei beidem um Obst handelt – oder eben ein Gefährt mit vier Rädern.

Kontroversieller Innenraum

Nachdem wir das Thema Sportlichkeit abgeschlossen haben, können wir uns dem Innenraum widmen, denn da gibt es ein nicht weniger kontroversielles Thema zu besprechen. Bei Mini hat man sich dazu entschieden, die Instrumente hinterm Lenkrad rauszuwerfen und alle Infos im mittigen Runddisplay (gestochen scharf, reaktionsschnell) unterzubringen. Gleichzeitig wurde jedoch darauf verzichtet, in ein vernünftiges Head­up-Display zu investieren – die günstige Plexiglas-
Lösung projiziert nicht auf die Straße, sondern irgendwo zwischen Scheiben­wischer und Lenkrad. Als Konsequenz daraus: dass für den Informations-Transfer zum Fahrer der Blick in den allermeisten Fällen nach rechts gerichtet werden muss. Ist es wirklich sinnvoll, Tesla diesen Schritt nachzumachen?

Schade, dass sich Mini in solche Widersprüche verstrickt. Kann man nämlich der trendigen Optik etwas abgewinnen, findet man im Countryman JCW einen coolen und praktischen Kompakt-SUV, der deutlich hochwertiger gemacht ist als sein Vorgänger und so gute Laune in den Alltag bringt.

Die genaue Bewertung des Test Mini Countryman JCW lesen Sie unten. Dieser Test erschien übrigens mit vielen weiteren in der Ausgabe April 2024 von Alles Auto, hier online zu bestellen.

Foto: Robert May

Motor & Getriebe

Kultiviert, gut gedämmt, spontan, kräftig: der Vierzylinder-Benziner. Im Sport-Modus künstlicher Motorsound, auf Knopfdruck deaktivierbar. Flott und geschmeidig agierende Doppelkupplung, nur beim Rangieren genehmigt sie sich ab und an eine Gedenksekunde. Manuelle Gangwahl via Schaltwippen hinterm Lenkrad.

Fahrwerk & Traktion

Für einen SUV sehr knackig abgestimmt, Wanken bei flottem Richtungswechsel wird so gekonnt unterbunden. Sehr direktes Einlenkverhalten, hohes Dynamik-Potenzial trotz leichter Untersteuer-Tendenz. Feinfühlige Progressiv-Lenkung, bei Vollgas sind Antriebseinflüsse deutlich wahrnehmbar. Standfeste Bremsen ohne Fading-Anzeichen. Dank Allradantrieb ist Traktion stets vorhanden.

Bedienung & Multimedia

Auf den Sportsitzen ist eine bequeme Position schnell gefunden. Die Geschwindigkeit kann über das kleine, suboptimal platzierte Headup-Display abgelesen werden. Dreh- und Angelpunkt für alle Angelegenheiten ist der runde Touchscreen in der Mitte. Für ein paar Grundfunktionen liegen darunter Knöpfe sowie ein fixer Zündungs-Drehschalter, Getriebewählhebel und Fahrmodus-Schalter – der iDrive-Controller ist leider Geschichte. Modernes Multimediasystem, feiner Sprachassistent. Große, gut nutzbare Ablagen. Sehr dick geratener Lenkradkranz, immerhin ist das Volant mit einfach zu bedienenden Tasten bestückt. Kleiner Tank.

Innen- & Kofferraum

Viel Bewegungsfreiheit in beiden Reihen. Die Rückbank ist um 13 Zentimeter verschiebbar, die Lehnen dort sind im Verhältnis 2:1:2 neigungsverstell- und umlegbar (stets ebener Ladeboden). Der gut nutzbare Kofferraum bietet ein geräumiges Kellerfach, dazu gibt es serienmäßig eine elektrische Heckklappe.

Dran & Drin

Klimaautomatik und Navi sind in allen Trimms an Bord. Die JCW-Version profiliert sich ausstattungstechnisch über die Optik inklusive 19 Zoll-Alus, bietet jedoch auch Headup-Display, Rückfahrkamera, Sitzheizung und schlüssellosen Zugang. Weitere Extras nur über sehr teure, dafür aber umfangreiche Pakete. Deutlich hochwertigere Materialien als beim Vorgänger, saubere Verarbeitung.

Schutz & Sicherheit

Für die neue Version liegt noch kein Crashtest-Ergebnis vor. Sie bietet die übliche Anzahl an Airbags, für die volle Assistenz-Ausstattung muss man auf teure Pakete zurückgreifen.

Preis & Kosten

Konkurrenz-Check: VW T-Roc R oder Cupra Ateca (beide kleiner und günstiger) oder Mercedes-AMG GLB 35 (größer und teurer). Nur zwei Jahre Garantie-ähnliche Gewährleistung, recht hoher Spritverbrauch. Lange Service-Intervalle, dafür nicht allzu viele Werkstätten verfügbar. Wiederverkauf womöglich nicht leicht.

großer test mini countryman jcw

Das Cockpit ist an sich tadellos, das Lenkrad aber klassen-typisch nur höhenverstellbar. Klassen-untypisch sind hingegen die ordentlich dimensionierten Sitze mit separater Kopfstütze.

R4, 16V, Turbo, 1998 ccm, 300 PS (221 kW) bei 5750–6500/min, max. Drehmoment 400 Nm bei 2000–4500/min, Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe, Allradantrieb, Scheibenbremsen v/h (bel.)

L/B/H 4447/ 1843/1645 mm, Radstand 2692 mm, 5 Sitze, Wendekreis 11,8 m, Reifendimension 245/45 R 19 (Testwagen-Bereifung v 255/40 R 20, h 285/35 R 20), Tankinhalt 54 l, Reichweite 615 km, Kofferraumvolumen 505–1530 l

Leergewicht (EU) 1753 kg, zul. Gesamtgewicht 2235 kg, max. Anh.-Last k.A., 0–100 km/h 5,4 sec, Spitze 250 km/h, Steuer (jährl.) € 2021,76, Werkstätten in Österreich 63, Service alle 30.000 km (mind. alle zwei Jahre), WLTP-Normverbrauch kombiniert 7,8 l, Testverbrauch 8,8 l ROZ 95, CO2 (Norm/Test) 177/202 g/km

sechs Airbags, Notbrems-, Spurhalte- und Toterwinkel-Assistent, Verkehrszeichen-Erkennung, Adaptiv-Tempomat, LED-Scheinwerfer, Fernlicht-Automatik, Licht- und Regensensor, Zweizonen-Klimaautomatik, Headup-Display, rundes Touchscreen-Multimediasystem mit 6 LS, Navigationssystem, Android Auto & Apple CarPlay, induktives Handyladen, Innenspiegel autom. abblendend, Außenspiegel elektrisch klappbar, schlüsselloser Zugang, Einparkhilfe v/h, Rückfahrkamera, Stoff/Kunstlederpolsterung, Sitzheizung v, 19 Zoll-Aluräder, heizbare Windschutzscheibe, elektrische Heckklappe, Metallic-Lackierung silber etc.

Paket L (Adaptiv-Tempomat mit Stauassistent, Spurführungs-Assistent, Augmented Reality für Navigation, Panoramaglasdach, abgedunkelte Fondscheiben, Einpark-Automatik etc.) € 4344,–, Paket XL (zusätzlich größere Bremsen, Innenraumkamera, Vordersitze el. verstellbar inkl. Massage-Funktion, Anhängerkupplung etc.) € 7968,–, 20 Zoll-Aluräder ab € 708,–, Uni-Lack rot € 804,–, Metallic-Lack grau, schwarz oder weiß € 804,–

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