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Große Nachfrage nach erstem türkischem Elektroauto

große nachfrage nach erstem türkischem elektroauto

„Von der Schönheit der Türkei inspiriert“: der Elektro-SUV TOGG.

Der Verkauf des „türkischen Tesla“ war noch lange nicht eröffnet, da gab es für das erste in der Türkei entwickelte Auto, den elektrischen TOGG, die erste Bestellung: Ilham Aliyev, der Präsident Aserbaidschans, reservierte sich im November telefonisch zwei Fahrzeuge beim Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan in Ankara.

Als hätte Aliyev nicht nur um die engen Beziehungen Erdogans zum Privatunternehmen TOGG gewusst, sondern auch darum, wie stark die Nachfrage nach dessen E-Auto werden würde. 100.000 Bewerber hatten sich bereits bis Samstag gemeldet, um während der zwölftägigen Bewerbungsfrist eines der begehrten Fahrzeuge „mit von der natürlichen Schönheit der Türkei inspirierter“ Lackierung (Herstellerwerbung) zu ergattern. Noch bevor die Bewerbungsfrist am Montagabend endete, stockte der Hersteller die zur Verlosung kommenden Zahl der Wagen von 12.000 auf 20.000 auf. Am Mittwoch sollen die Glücklichen erfahre, ob und wohin sie den Kaufpreis überweisen dürfen.

Für das Einstiegsmodell T10X mit Heckantrieb müssen Interessenten 953.000 Lira (umgerechnet 46.500 Euro) zahlen. Da sind laut Hersteller die 18 Prozent Mehrwert- und 10 Prozent Sonderverbrauchssteuer schon eingerechnet. Käufer können zunächst zwei Batteriegrößen und Ausstattungsvarianten wählen. Die kleinere 52,4 kWh-Batterie verspricht für das eine Reichweite von 314 Kilometern, die größere 88,5 kWh-Batterie eine von 523 Kilometern. Eine Allradvariante soll im Herbst das Werk bei Gemlik am Marmarameer verlassen.

Kunden aus Europa müssen noch etwas warten

Von einem „Auto“ spricht TOGG-Vorstandschef Gürcan Karakas, ein früherer Bosch-Manager, nicht, nur von einem „smart Device“, einem Computer auf Rädern. Der verfüge serienmäßig über ein digitales 12-Zoll-Instrumentendisplay, einen zentralen 29-Zoll-Smart-Touchscreen und – neben vielem anderen elektronischen Helfern – über eine bordeigene Kamera. Die werde per Sprachbefehl gesteuert und ermögliche es dem Fahrer, „Selfies zu machen und auf seine Social-Media-Plattformen hochzuladen, ohne dabei die Hände vom Lenkrad zu nehmen“, wie das Unternehmen wissen lässt.

Wie das Auto so ist auch dessen Erbauer eine komplette Neuentwicklung. Mit Rückenwind aus dem Präsidentenpalast wurde TOGG 2018 als Gemeinschaftsunternehmen türkischer Konzerne (Anadolu Group, BMC, Kök Group, Turkcell und Zorlu Holding) unter dem Dach des Kammernverbands TOBB gegründet. Das Projekt des ersten in der Türkei überhaut entsist eines von vielen, das Präsident Erdogan vor den Wahlen im Mai glänzen lassen soll. Dass die Zusatzsteuer auf Elektrofahrzeuge aus China unlängst stieg, dürfte deshalb auch kein Zufall gewesen sein.

An Fahrzeugen aus dem Haus TOGG Interessierte außerhalb der Türkei müssen allerdings noch warten. Der Export in die Märkte Westeuropas ist erst ab Ende 2024 geplant.

Aktuell liegt die Kapazität der im Herbst aufgenommen Produktion bei 100.000 Fahrzeugen im Jahr. Sie soll schrittweise auf 175.000 angehoben und die Angebotspalette verbreitert werden. Bis 2030 sollen eine Million Autos verkauft worden sein.

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