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Geht der E-Auto-Boom im Kreis Görlitz zurück?

Die Zahl der Elektromobile stieg im Kreis Görlitz in den vergangenen Jahren. Aber nun entfällt die Förderung. Zudem bleiben Lieferschwierigkeiten.

geht der e-auto-boom im kreis görlitz zurück?

Zwei E-Autos tanken Strom an der Ladesäule der Stadtwerke Görlitz am Demianiplatz. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Der letzte Ansturm auf E-Autos, weil die Förderung zurückgeschraubt wird. So schätzt Horst Büchner die Zulassungszahlen 2022 im Landkreis Görlitz ein. „Natürlich merken wir das auch in unserem Autohaus“, sagt der Chef der gleichnamigen GmbH. Die Büchner-Gruppe ist mit sieben Standorten in der Region vertreten, davon zwei in Görlitz, außerdem in Bautzen, Löbau, Zittau, Weißwasser und Neustadt.

Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis Görlitz 4.163 neue Autos zugelassen. Davon waren 390 reine Elektromobile. Das entspricht einem Anteil von knapp 9,4 Prozent. Rein zahlenmäßig ist der Anteil seit 2020 gestiegen. Ob das so bleibt, fraglich. Denn die Politik wird die Förderung kürzen. Seit dem 1. Januar beträgt der Bundesanteil der Förderung für batterie-elektrische Fahrzeuge und Brennstoffzellenfahrzeuge mit Nettolistenpreis bis zu 40.000 Euro statt bisher 6.000 Euro jetzt 4.500 Euro, mit Nettolistenpreis zwischen 40.000 Euro und bis zu 65.000 Euro statt 5.000 nur noch 3.000 Euro. Der Herstelleranteil beträgt jeweils die Hälfte. Elektrofahrzeuge ab einem Kaufpreis von mehr als 65.000 Euro erhalten weiterhin keine Förderung. Und ab dem 1. Januar 2024 werden dann nur noch E-Fahrzeuge mit einem Nettolistenpreis des Basismodells bis zu 45.000 Euro gefördert.

    Sachsenweit war dabei 2022 im Gegensatz zur bundesweiten Entwicklung das vierte Jahr in Folge der Autoabsatz rückläufig. Das geht aus Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) hervor. Bei E-Autos sieht es ähnlich aus. Hier meldete das Amt für Deutschland ein Plus von über 32 Prozent und in Sachsen von rund 17 Prozent. Lag die Zahl im Freistaat 2019 bei knapp 1.300, waren es im vergangenen Jahr etwa 10.600.

    „Elektroautos, das ist eben ein politischer Hype“, sagt Horst Büchner. Im Gebrauchtwagenmarkt beispielsweise spielen sie für ihn keine große Rolle. „Diesel und Benziner gehen da immer noch sehr gut“, schildert der Unternehmer. Beim Neuwagenkauf von E-Autos kann es für die Kunden außerdem schwierig werden. „Wir hatten schon Wartezeiten von bis zu zwei Jahren“, so Horst Büchner.

      Gerade kleinere E-Autos bis etwa 35.000 Euro würden demnach von den Herstellern zugunsten teurerer Modelle auf der Strecke bleiben. „Der Renault Twingo ist beispielsweise derzeit nicht lieferbar“, so Horst Büchner. Ein Grund ist die anhaltende Chip-Krise. Die Elektronikbauteile werden eher in den teuren Mobilen eingesetzt. Und Horst Büchner sieht noch eine weitere Entwicklung. Man kann beim Hersteller die Bestellung beschleunigen – wenn man bei dem ein paar hundert Euro zusätzlich auf den Tisch legt.

      Raimund Kohli ist Chef des Skoda-Autohauses Klische in Görlitz. Er sieht den Wegfall der Förderung ebenfalls skeptisch. „Ja“, sagt Raimund Kohli, „in den vergangenen Jahren haben wir ein paar E-Autos verkauft, vor allem für gewerbliche Zwecke.“ Diese Förderung entfällt aber. Ab dem 1. September dieses Jahres können nur noch Privatleute einen Antrag stellen.

        Die langen Lieferzeiten bei Neuwagen benennt Raimund Kohli ebenfalls weiterhin als Problem, wie schon seit Jahren. Für herkömmliche Modelle liegt sie derzeit bei etwa zwischen einem halben Jahr und acht Monaten. Für E-Autos muss schon mit einem Jahr gerechnet werden. Und das beliebte Modell Octavia gibt es derzeit erst etwa nach einem Jahr und drei Monaten.

        Im Autohaus Büchner sind derzeit der neue Renault Austral und der Captur gefragt. „Diese Modelle gehen sehr gut“, sagt Horst Büchner. Beide Fahrzeuge werden als Hybrid angeboten, also Fahrzeuge, bei denen Elektro- und Verbrennungsmotor gekoppelt sind. “Eine Zwischenlösung”, so Horst Büchner. Er geht nicht davon aus, dass sich die Elektromobilität in der Breite in der Zukunft durchsetzen wird. “Wer in einem Mehrfamilienhaus in der dritten Etage wohnt, wie soll der sein Auto aufladen? Kabel aus dem Fenster werfen?”, fragt er sich. Auf dem Lande, bei Einfamilienhäusern sei das wieder eine andere Situation.

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