Der Fiat 600e orientiert sich an seinem kleinen Bruder: dem Fiat 500e. Nicht nur für Familien bringt er mehr Mehrwert.
Der Fiat 600e packt die bekannte Stellantis-E-Autotechnik in eine besonders knuddelige Hülle. Ob die Kombination funktioniert, hängt auch vom Budget des Käufers ab.
Der elektrische Fiat 500 ist schick, aber nicht unbedingt praktisch. Sein großer Crossover-Bruder mit der Modellnummer 600 will beides sein, muss dabei aber auch Kompromisse eingehen. Die sind allerdings in erster Linie Geschmackssache.
Von niedlich keine Spur
So ganz will da der Niedlichkeits-Funke nicht überspringen – was auch an den insgesamt üppig gewordenen Abmessungen liegt. Mit 4,17 Metern ist der Crossover rund einen halben Meter länger als der Kleinstwagen. Wer die hohe Ausstattungslinie „La Prima“ wählt und Mut bei Farbe sowie Accessoires zeigt, kann den 600e durchaus zum Blickfang aufrüsten, eine Naturschönheit wie der 500e ist er aber sicher nicht.
Das gilt auch für den Innenraum, der zwar ein bisschen Dolce-Vita-Stil im Sixties-Look ausstrahlt, aber zu großen Teilen mit günstigem Kunststoff ausstaffiert ist.
Darüber lässt sich hinwegblicken, denn Bedienung und vor allem Platzangebot stimmen. Wer nicht in der Übergrößen-Abteilung einkauft, findet auch in dem kleinen Italiener gut Platz. Selbst hinten sitzt es sich dann zu zweit relativ luftig, sobald der eher enge Türausschnitt passiert ist. An Gepäck passen 360 Liter hinter die Klappe, dank eines doppelten Ladebodens muss beim Auspacken keine große Kante überwunden werden. Kleinkram lässt sich im Innenraum problemlos in der breiten Mittelkonsole unterbringen.
Unter praktischen Gesichtspunkten steckt der Crossover den Kleinstwagen Fiat 500 wie erwartet also locker in die Tasche. Bei der Effizienz – einem der großen Pluspunkte des kleinen Bruders – kann er immerhin mithalten: Rund 16 kWh genehmigt sich der 600er auf 100 Kilometern im Mix (ohne Ladeverluste), was bei milden Temperaturen eine Reichweite von gut 340 Kilometern (Herstellerangabe: 409 Kilometer) ermöglicht.
Auf Autobahn sind 250 km möglich
Den Antrieb leistet ein 156 PS starker E-Motor, der eher auf Effizienz als auf Fahrleistungen ausgelegt ist. Die 260 Nm Drehmoment reichen für souveräne Fahrleistungen, die explosiven Beschleunigungsvorgänge anderer E-Mobile beherrscht der Fiat aber nicht.
Gleichmäßiger Durchzug
Auch nicht beim Druck auf den Fahrmodi-Schalter, der in der „Sport“-Stellung aber durchaus ein wenig mehr Spontanität spendiert. Auch in der „Normal“-Einstellung gefallen der verzögerungsfreie und gleichmäßige Durchzug sowie das niedrige Geräuschniveau. Letzteres ist nicht nur antriebsbedingt, sondern resultiert auch aus einer guten Geräuschdämmung.
Lediglich bei Autobahn-Reisetempo sorgen Windverwirbelungen an der für akustische Störungen. Immer komfortabel hingegen ist das Fahrwerk, das sowohl auf Langstrecke als auch im Stadtverkehr Wellen, Fugen und kleine Schlaglöcher gekonnt wegfedert.
Einstieg bei 36.500 Euro
Wer den 600er vor allem wegen der Optik kauft, muss zur bereits 6.000 Euro teureren „La Prima“-Variante greifen, die mit sehr hübschen Metallic-Lacken (Orange, Blau, Grün und Beige) sowie 18-Zöllern und mehr Chromzier den Lifestyle-Aspekt des Elektro-Fiat betont.
Konkurrenten kommen aus Konzern
Zu den wichtigsten Konkurrenten des 600e zählen nicht zuletzt die Stellantis-Konzerngeschwister Jeep Avenger, DS 3, Peugeot E-2008 und Opel Mokka, die aktuell allesamt etwas teurer eingepreist sind. Wer noch mehr sparen will, findet bei Wettbewerbern aber auch teils günstigere, vergleichbare Modelle, etwa den Crossover Hyundai Kona Elektro oder die Limousinen VW ID.3 und Renault Mégane E-Tech Electric.
Der Fiat 600e bietet gute Platzverhältnisse, hohen Fahrkomfort und eine gute Ausstattung zum akzeptablen Preis. Reichweite und Ladegeschwindigkeit setzen keine Maßstäbe, sollten für viele Nutzungsszenarien jedoch ausreichen. Die wichtigste Kaufgründe dürften aber Design- und Lifestyle-Aspekte sein – und die spielt der Crossover erst als teures „La Prima“-Modell voll aus. (SP-X)